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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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hundertprozentig effektiv. Vielleicht würden es das nächste Mal Simes sein, die in einen Hinterhalt tappten. Aber das würde bessere Gewehre erfordern, als die Gens zur Zeit hatten. Die Simes konnten das Selyn-Feld von Gens fühlen, auch wenn sich diese versteckten – etwas anderes war es, wenn sie sich außerhalb der maximalen Reichweite befanden.
    „Worüber freust du dich so sadistisch?“ rief Klyd.
    Valleroy sagte es ihm und endete: „Du warst auch nicht gerade traurig über die Ermordung dieses Menschenjägers, also sei nicht so spießig.“
    „Es war eine Hinrichtung in Notwehr. Aber ich habe sie nicht genossen. Der Tod ist nie sanft und niemals ganz schmerzlos. Die Not macht empfindlich.“
    „Du meinst, du bist …“
    „Mit ihm gestorben. Ja, so könnte man es nennen.“
    Mit einem Seufzer kletterte Valleroy zu dem Leichnam hinunter und blieb neben ihm stehen. „Er verdient es nicht, aber ich meine, wir sollten ihn begraben.“
    „Er verdient wirklich unseren Respekt. Er wurde Sklave eines Instinkts, der stärker ist als alles, was einem Menschen allein je widerfahren sollte. Die Ergebnisse dessen sind nicht sein Fehler.“
    „Klyd!“ Valleroy war verwundert. „Er hätte mit dir das gleiche getan, was man mit Feleho getan hat.“
    „Ja. Und er mußte sterben. Es ist gut, daß er tot ist. Ich bin geehrt, das Instrument dieses Todes gewesen zu sein. Aber dennoch kann ich ihn und den Kampf, den er geliefert hat, respektieren. Das ist ein Unterschied zwischen Sime und Gen.“
    Valleroy schüttelte verblüfft den Kopf.
    Der Kanal betrachtete die Verblüffung einen Moment lang und erhob sich dann. „Meine Vorfahren wären, lange bevor der erste Kanal geboren wurde, in Armut und Elend gestorben, wenn es die Menschenjäger und die Pferche nicht gegeben hätte. Die Nichtgetrennten haben unsere Zivilisation errichtet. Das ist etwas, das wir uns nicht zu vergessen erlauben. Ich wurde aus dem Tod anderer geboren. Ich kann jenen nichts vorwerfen, die nach wie vor töten, nur weil es noch nicht genug Kanäle für jeden gibt.“
    „Was also werden wir mit ihm machen?“
    „Ihn hierlassen. Runzi wird Trupps aussenden, um die Toten einzusammeln. Bald wird irgend jemand die Hütte überprüfen. Sie werden sich um ihn kümmern. Komm.“
    Klyd begab sich den Hügelhang hinunter, und Valleroy folgte. „Wohin gehen wir?“
    „Zurück zur Hütte. Wir können nicht nach Hause, solange dieses Schlachtfeld nicht geräumt ist, und ich glaube, ich habe die Kombination dieses Zylinders herausbekommen.“
    Valleroy folgte schweigend. Es kam ihm so vor, daß jedesmal, wenn er glaubte, er würde Klyd verstehen, eine neue Facette seiner Persönlichkeit an die Oberfläche kam, um die Dinge zu verwirren. Rache war etwas, das Valleroy verstand. Er wollte auch seinen Anteil daran. Stolz war ihm trotz seines bescheidenen Aufwachsens angeboren. Treue, Hingabe, Ideale. Alles schien verständlich genug, bis es der Sectuib Klyd Farris fertigbrachte, sie in die Sime-Form zu verzerren. Aber nach einer Weile wurde dieser Sime-Standpunkt ganz behaglich vertraut. Er machte sich eine geistige Notiz, ein paar Sime-Philosophen zu lesen, wenn sein Simelisch je gut genug sein würde.
    Als sie wieder in dem behaglichen Gebäude waren, machte sich Klyd daran, den Behälter zu öffnen; hierzu nahm er einen heißen Schürhaken vom Kamin und zog eine der Linien des Musters nach, die den Zylinder in einer anmutigen S-Kurve umrankte. Dann nahm er den Zylinder in die Hand und setzte an achtzehn Stellen gleichzeitig Druck an, ein Trick, den kein Gen beherrschen konnte.
    Der Zylinder zerfiel ordentlich in zwei Hälften, die Klyd auf den Tisch legte. Im Innern waren mehrere zusammengerollte Dokumente an den Zylindermantel geheftet. Sehr forsch nahm der Sime sie heraus. Er schob den Zylinder beiseite und breitete die Papiere aus, dann überflog er sie rasch. Zwei waren in Code gehalten, aber das dritte war ein handgeschriebener Brief.
    Valleroy blickte dem Kanal über die Schulter und sagte: „Lies ihn laut vor. Ich kann Handschrift nicht sehr gut lesen.“
    „Er stammt von Andle. An den Verantwortlichen des Runzi-Hauptlagers, Talisman. Es geht … um Aisha, glaube ich. Wie buchstabiert man ihren Nachnamen?“
    „R-A-U-F. Wie sieht das in Simelisch aus?“
    „Ich denke also, da muß sie sein. Scheint eine vernünftige Übertragung zu sein.“
    „ Was steht da drin?“
    Der Kanal las mehrere Augenblicke lang, während sich Valleroy anstrengte, das

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