Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg

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sagen, du hast das volle Maß an Anti-Sime-Indoktrinierung abbekommen.“
    „Aber ich bin darüber hinweggekommen.“
    „Es bedarf nur eines geringen Maßes dieser Art von Furcht, um jedes militärische Manöver zu zerschlagen. Die Strategie der Menschenjäger ist es, sich zuerst einen oder zwei der Männer an der Spitze vorzunehmen – auch wenn das vielleicht hohe Verluste bedeutet. Sie töten die ersten paar Gefangenen vor den Augen ihrer Gefährten und lassen die Körper mit den Verbrennungen für alle sichtbar zurück. Ein Blick, und die Gen-Formationen fallen in Panik auseinander.“
    „Teuflisch.“
    „Nein, nur gute Arbeit. Denk daran, Überfälle sind ein hochriskanter Beruf, der ausgedehnte Zeiträume der Steigerung erfordert. Runzi ist schlau genug, Männer mit großer Not als vorgeschobene Speerspitze einzusetzen. Die Belohnung ist gleich darauf die erlesenste Art von Tötung, die einem Nichtgetrennten bekannt ist – oder der Tod. Diese Taktik merzt die Schwächlinge in den Runzi-Reihen aus. Und es gibt für einen Gen nichts Grauenvolleres als den Angriff eines Sime, der die Not hat.“
    „Wir können nicht einfach hier sitzen bleiben und zusehen, wie all diese Soldaten gefangengenommen werden!“
    „Es gibt absolut nichts, was wir dagegen tun können. Das ist eine der rauhen Wirklichkeiten der Existenz der Haushalter. Der Menschenjäger, den ich exekutiert habe, hat dieses Schauspiel genossen. Aber er war auch enttäuscht. Wir wissen noch immer nicht, weshalb er hier oben war und nicht dort unten.“
    „Vielleicht ist er ausgeschickt worden, um die Wegstation zu beobachten?“
    „Warum hat er sie dann nicht beobachtet?“
    „Vielleicht hat er das. Er wußte, er würde Hilfe brauchen, um mit dir fertig zu werden, aber seine möglichen Hilfskräfte waren in jenen Kampf verwickelt – deshalb seine Enttäuschung.“
    „Wenn er gewußt hat, daß wir in diesem Gebäude waren, warum sind wir ihm dann nicht aufgefallen, als wir es verlassen haben? Nein, ich glaube, die Isolation der Hütte hat sogar deinem Feld standgehalten.“
    „Könnte sein. Aber es ist trotzdem möglich, daß er uns beobachtet hat und dann einfach mehr Interesse an dem Kampf hatte.“
    „Wie gesagt, Runzis Methoden merzen die Verantwortungslosen und die Schwächlinge aus. Wenn er gewußt hätte, daß wir das sind, hätte er sofort Hilfe herbeigerufen, sonst wäre ihm sein nächster Transfer zur rechten Zeit verweigert worden. Aber angenommen …“ Klyd hielt inne, als sei ihm eine neue Idee gekommen. Dann fing er an, sich von der Kante zurückzuschlängeln, und suchte den Boden rings um sich her ab.
    „Wonach suchst du?“
    „Nach einer Mitteilungsröhre … hier!“ Was er aus einem nahen Felsspalt herausfischte, war eine Röhre von etwa dreißig Zentimetern Länge und zehn Zentimetern im Durchmesser. Das Äußere wies komplizierte Schnitzmuster auf und war in Schattierungen von Rot bemalt. Die Enden waren durch leere Metallklappen verschlossen.
    „Er war ein Bote im Sonderdienst. Wir müssen dies hier aufbekommen“, sagte Klyd, „und zwar ohne den Inhalt zu vernichten. Wahrscheinlich steckt da drin mehr, als du hättest erfahren können, wenn du ihn verhört hättest.“
    Valleroy untersuchte den Zylinder neugierig. Er sah keine Möglichkeit, ihn zu öffnen. „Wenn wir eine Säge hätten, dann könnten wir ihn in zwei Hälften schneiden.“
    „Nein. In dem Augenblick, in dem Luft eindringt, geht er in Flammen auf.“
    „Sauber. Für den Trick würde Stacy ein Vermögen zahlen.“
    „Einfache Chemie. Es gibt Dinge, für die würden wir ein Vermögen zahlen, um sie von Stacy zu erfahren. Aisha kann der Schlüssel zu einer Zukunft sein, in der solche Tauschgeschäfte normal werden. Und dieser Behälter kann der Schlüssel zu Aisha sein.“
    „Wie machen ihn dann die Menschenjäger auf?“
    „Es gibt eine raffinierte Kombination. Geheim natürlich und immer wieder anders.“ Klyd setzte sich auf einen Stein und betastete die Schnitzereien mit allen acht Greiftentakeln sowie allen zehn Fingern.
    Valleroy kroch wieder nach vorn, um den Kampf zu beobachten. Inzwischen war er fast vorbei. Der zerschlagene Gen-Trupp hatte sich neu gruppiert und stürmte in haltlosem Rückzug auf den Fluß zu. Wenigstens ein paar von ihnen sind lebend entkommen, dachte Valleroy. Ein Schauer grimmigen Triumphes stieg in ihm auf, als er die roten Umhänge auf dem Feld zählte. Die Runzi-Taktik war gegen ausgebildete Scharfschützen nicht