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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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auch tun, sobald der Krieg vorbei ist, so viel steht fest. Sie reden immer davon, dass sie dabei an Vetter David denken, den Prince of Wales.«
    »Tatsächlich?«, fragte ich überrascht, denn ich hätte nicht gedacht, dass Olga bereits einem Mann versprochen war. »Wann haben sich die beiden denn ineinander verliebt?«
    »Verliebt?«, fragte sie mich, wobei sie sich zu mir hindrehte und eine Augenbraue hochzog. »Mach dich nicht lächerlich, Georgi. Sie sind nicht ineinander verliebt.«
    »Wie können sie …«
    »Sei nicht so naiv! Du weißt doch sicher, wie so etwas funktioniert. Olga ist eine attraktive junge Frau, stimmt’s?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte ich. »Sie hat aber eine Schwester, die noch attraktiver ist.«
    Anastasia lächelte und schmiegte ihren Kopf an meinen Arm, als wir weiterspazierten. Zu meiner Linken befand sich das Standbild des Bronzenen Reiters, der in jeder Hinsicht so aussah, als wollte er eine Attacke starten und in Richtung Newa galoppieren. »Sie braucht einen Ehemann von königlichem Geblüt«, fuhr sie fort. »Sie ist schließlich die älteste Tochter des russischen Zaren. Da kann sie nicht irgendjemanden heiraten.«
    »Nein«, stimmte ich ihr zu. »Nein, das geht nicht.«
    »Und es heißt schon seit Langem, sie und Vetter David würden ein perfektes Paar abgeben. Er wird natürlich eines Tages König sein. Wenn Vetter Georgie gestorben ist. Das kann natürlich noch einige Jahre dauern, aber dann wird er den Thron besteigen, und Olga wird Königin von England sein. Wie einst unsere Urgroßmutter, Queen Victoria.«
    Ich schüttelte den Kopf, völlig verwirrt angesichts all dieser Verbindungen.
    »Gibt es eigentlich jemanden, mit dem du nicht verwandt bist?«, fragte ich.
    »Nein, ich glaube nicht«, erwiderte sie völlig ernst. »Und wenn ja, kann es sich um niemanden von Bedeutung handeln. Vetter Georgie ist König von England. Vetter Alfonso ist König von Spanien. Vetter Christian ist König von Dänemark. Und dann ist da natürlich noch Vetter Willy, der Kaiser von Deutschland, aber den sollen wir nicht mehr Vetter nennen, wo wir jetzt Kriegsgegner sind. Aber er war ein Enkel von Queen Victoria, so wie Mutter ihre Enkelin war. Vielleicht ist das alles wirklich ein wenig seltsam. Findest du das seltsam, Georgi?«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, erwiderte ich. »Bei all den Namen und all den Ländern, die sie regieren, ist es schwer, den Überblick zu behalten. Ich dachte immer, Prinz Edward sei der Prince of Wales.«
    »Das ist ein und dieselbe Person«, sagte sie. »David ist sein richtiger Vorname, Edward sein Königsname.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, verstand aber nicht die Bohne.
    »Und wenn Olga mit dem Prince of Wales verheiratet und Königin von England werden soll, erwartet Tatjana und Maria dann ein ähnliches Schicksal?«
    »Natürlich«, erwiderte sie, wobei sie ihren Mantel fester um sich zog, denn die Nacht war kälter geworden, auch wenn die Sonne noch immer so gnädig war, uns ihr Licht zu spenden. »Sie werden für beide irgendeinen vertrottelten Prinzen auftreiben, so viel steht fest. Allerdings keinen so illustren Kandidaten wie Vetter David. Ich denke, Tatjana könnte Vetter Bertie heiraten. Mutter hat das letztes Jahr aufs Tapet gebracht, und Vater hat dem zugestimmt. Dann könnten sie als Schwestern am englischen Hof weilen, was sehr praktisch wäre.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte ich ruhig, wobei ich stehen blieb und sie am Arm griff, um sie zu mir zu drehen, damit sie mir in die Augen sah. Die Wellen der Newa schlugen an die Uferbefestigung, und als Anastasia sich zu mir umwandte, zerzauste der Wind ihre Stirnlocken und veranlasste sie dazu, die Augen ein wenig zusammenzukneifen. Sie griff sich mit der Hand an den Hals, um den Knoten ihres Kopftuchs straffer zu ziehen.
    »Mit mir, Georgi?«, fragte sie.
    »Ja. Wen sollst du heiraten? Soll ich dich an irgendeinen englischen Prinzen verlieren? Oder an einen griechischen? Einen dänischen? Einen italienischen? Lass mich wenigstens die Nationalität meines Rivalen wissen.«
    »Ach, Georgi«, sagte sie traurig und wandte sich von mir ab, doch so leicht wollte ich sie nicht davonkommen lassen.
    »Komm, sag’s mir«, beharrte ich und zog sie näher an mich heran. »Sag es mir jetzt – damit ich mich darauf einstellen kann, dass du mir eines Tages das Herz brechen wirst.«
    »Aber es bist doch du, Georgi«, sagte sie, und als sie die Arme um mich legte, um mich zu küssen, schossen ihr

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