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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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schlechterer Bruder –, doch an jenem Morgen waren sie bei mir, schrien laut auf aus irgendeiner dunklen, entlegenen Kammer meiner Erinnerung, darüber verbittert, dass ich ein so unerwartetes Glück gefunden hatte, während sie … Nun, ich wusste nicht, was aus ihnen geworden war, bezweifelte aber, dass sie überhaupt noch am Leben waren.
    »Das habe ich bei Harrods gekauft«, sagte Soja, wobei sie sich voller Vorfreude auf die Unterlippe biss, als ich die Verpackung aufmachte und das Geschenk begutachtete: Es war ein Hemd von außergewöhnlicher Qualität, die Art von Luxus, die ich mir selbst nie geleistet hätte, aber mit Freude entgegennahm. »Es gefällt dir doch, Georgi, oder?«
    »Ja, natürlich gefällt es mir«, erwiderte ich und zog sie an mich, um sie zu küssen. »Es ist wunderschön. Aber hat das nicht ein Vermögen gekostet?«
    »Bitte«, sagte sie und schüttelte den Kopf, besorgt, ich könnte ihr den Spaß verderben, indem ich all die Gründe aufzählte, aus denen sie mich nicht mit einem so teuren Geschenk hätte verwöhnen dürfen. »Ich bin vorher noch nie bei Harrods gewesen. Das war schon ein echtes Erlebnis.«
    Als sie das sagte, musste ich lachen, denn ich konnte mir vorstellen, wie sie diese Expedition bereits Wochen im Voraus geplant hatte, wie sie den richtigen Tag ausgewählt hatte, um sich nach Knightsbridge zu begeben, das Geschenk auszusuchen, es nach Hause zu bringen, es sich noch einmal genau anzusehen, es einzupacken und vor mir zur verstecken, bevor ich von der Arbeit nach Hause kam. Ich selber hatte auch noch nie einen Fuß in das berühmte Kaufhaus gesetzt, obwohl ich bereits unzählige Male daran vorbeigekommen war. Ich hatte immer eine gewisse Scheu verspürt, so als würde mir ein übereifriger Türsteher den Zutritt verwehren, sobald ich mich dem Eingang näherte, weil mein billiger Anzug und mein ausländischer Akzent mich als jemanden auswiesen, der da drinnen nichts verloren hatte. Soja hingegen ließ sich nicht einschüchtern – dass sie vornehme Geschäfte wie Harrods mied, war eher eine Sache des gesunden Menschenverstandes, denn sie wollte ihre Zeit nicht damit vergeuden, sich Dinge anzusehen, die sie sich nie leisten könnte.
    »Von mir«, krähte Arina, wobei sie mit ausgestreckten Armen auf mich zugewackelt kam, ein kleines, ebenfalls schön eingepacktes Geschenk in ihren Händen. Sie strahlte über das ganze Gesicht, war aber noch immer unsicher auf den Beinen, denn sie hatte erst vor Kurzem gelernt, ohne Hilfe zu stehen und zu gehen, war jetzt aber mächtig stolz auf ihre neu errungene Unabhängigkeit. Sie mochte es gar nicht, wenn wir ihr zu nahe kamen, und zog es vor, auf eigene Faust ihr Umfeld zu erkunden. Unsere Tochter hatte keine Lust auf übertriebene Fürsorge.
    »Was? Etwa noch ein Geschenk?«, rief ich, wobei ich sie in die Arme nahm und zu mir hochhob, aber sie sträubte sich gegen meine Umarmung, strampelte wie wild mit den Beinen, stieß mich von sich weg und verlangte, dass ich sie sofort wieder auf den Boden setzte. »Ich bin ja ein Glückspilz! Was da wohl drin ist?«
    Behutsam entfernte ich die Verpackung und holte das Geschenk vorsichtig aus dem Seidenpapier, um es dann einen Moment lang anzustarren, denn ich war mir nicht sicher, was ich da betrachtete, doch plötzlich erkannte ich es und atmete vor Überraschung tief ein, völlig verblüfft von dem, was ich in meinen Händen hielt. Ich schaute zu Soja hinüber, und sie lächelte mich an, ein wenig nervös, wie ich fand, als wäre sie sich nicht ganz sicher, wie ich reagieren würde. Mir fehlten die Worte, und da ich Angst hatte, mit einer unbedachten Bemerkung meine Gefühle zu offenbaren, sagte ich erst einmal gar nichts, sondern kehrte meiner Familie den Rücken und trat ans Fenster, um diese Kostbarkeit im Sonnenlicht einer eingehenderen Prüfung zu unterziehen.
    Meine Tochter hatte mir eine Schneekugel geschenkt, deren Boden nicht größer war als meine Handfläche, ein weißes Plastikoval, auf das eine gläserne, mit Wasser gefüllte Halbkugel montiert war. Im Innern des Objekts befand sich eine unbeholfene Nachbildung des Winterpalais, die Vorderseite dunkelblau, obwohl sie eigentlich hätte hellgrün sein müssen, die Dachstatuen nirgendwo zu sehen, der davor befindliche Platz ohne die Alexandersäule, doch trotz all dieser Mängel erkannte ich das Bauwerk sofort wieder. Niemand, der einmal innerhalb seiner vergoldeten Mauern gelebt oder gearbeitet hatte, würde es je vergessen. Beim

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