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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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die Tränen in die Augen. »Du bist derjenige, den ich heiraten will. Ein anderer kommt für mich nicht in Frage.«
    »Aber was kann ich dir schon bieten?«, fragte ich, verzweifelt vor Liebe und Begehren. »Ich kann nicht mit einem Königreich dienen. Keinem Fürstentum. Keinem Land, über das wir beide herrschen könnten. Ich habe keine Titel und keine adelige Abstammung, kein Vermögen und keine große Zukunft. Ich bin einfach nur ich. Ich bin nichts weiter als Georgi. Ein Niemand.«
    Sie zögerte und schaute mir tief in die Augen. Ich konnte den Kummer darin erkennen. Die Angst. Ich wusste, dass ihr meine geringen Aussichten in der Welt nichts ausmachten, dass ich kein Prinz von königlichem Geblüt sein musste, damit sie mich liebte. Aber trotzdem stand unsere Herkunft zwischen uns – sie trennte uns, so wie die Fluten der Newa die beiden Pfeiler der Palaisbrücke voneinander trennten. Eines Tages würde der Krieg beendet sein, und dann würde der Zar eine Entscheidung treffen. Ein junger Mann würde in St. Petersburg eintreffen. Man würde ihn Anastasia vorstellen, und dann würden die beiden im Mariinski-Palais eine Mazurka tanzen, unter den Augen der dort versammelten feinen Gesellschaft, und ihr bliebe keine andere Wahl, als ihrem Vater zu gehorchen. Und damit würde sich die Sache erledigt haben. Man würde sie mit einem anderen verloben. Und ich würde das Nachsehen haben.
    »Es gäbe eine Möglichkeit«, begann sie, doch bevor sie den Satz vollenden konnte, wurden wir unterbrochen und zuckten beide erschrocken zusammen. Wir waren so sehr ins Gespräch vertieft gewesen, dass wir die Leute um uns herum gar nicht mehr wahrgenommen hatten, und nun holte uns eine Männerstimme zu meiner Linken jäh in die wirkliche Welt zurück.
    »Entschuldigung«, sagte der junge Mann, ein Bursche etwa in meinem Alter, der ähnlich gekleidet war wie ich. »Aber hast du vielleicht ein Streichholz für mich?«
    Ich warf einen Blick auf die unangezündete Zigarette, die er mir entgegenhielt, und klopfte meine Manteltaschen nach Feuer ab. Anastasia löste sich dabei aus meinem Griff und entfernte sich ein oder zwei Schritte von mir, um aufs Wasser hinabzublicken, wobei sie die Arme als Schutz gegen die Kälte um sich schlang. Schließlich fand ich eine kleine Schachtel Streichhölzer, und als sich der junge Mann eins nahm, bemerkte ich, wie seine Begleiterin, ein junges Bauernmädchen, Anastasia anstarrte. Sie war ungefähr im gleichen Alter wie mein Schatz, nicht älter als sechzehn, mit einem hübschen Gesicht, das jedoch durch eine deutlich sichtbare, etwa fünf Zentimeter lange Narbe auf ihrer linken Wange verunstaltet wurde, die knapp unter dem Auge begann und ein Stück unterhalb des Backenknochens endete. Der junge Mann, ein gut aussehender Typ mit dichtem blonden Haar und einem sympathischen Gesicht, zündete seine Zigarette an, lächelte und bedankte sich bei mir.
    »Morgen Nachmittag werden wir alle hundemüde sein«, sagte er und blickte in Richtung des hellen Horizonts.
    »Ja, vermutlich«, erwiderte ich. »Ich denke die ganze Zeit, ich müsste jetzt schon müde sein, aber ich bin’s einfach nicht. Diese Helligkeit bringt einen völlig durcheinander.«
    »Letztes Jahr bin ich die ganzen drei Tage aufgeblieben«, sagte er und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Ich sollte gleich danach zu meinem Regiment zurückkehren, doch ich habe total verschlafen und wäre deswegen beinahe standrechtlich erschossen worden.«
    »Du bist also Soldat?«, fragte ich.
    »Ich war’s«, sagte er. »Ich bin in die Schulter geschossen worden und kann den Arm hier nicht mehr bewegen.« Er nickte in Richtung seiner linken Körperhälfte. »Also haben sie mich nach Hause geschickt.«
    »Schwein gehabt«, sagte ich lächelnd.
    »Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte er mit einem Kopfschütteln. »Ich sollte nicht hier sein. Ich will kämpfen. Und was ist mit dir?«, fragte er, wobei er mich von Kopf bis Fuß musterte. »Bist du in der Armee?«
    »Ja, aber gerade auf Fronturlaub«, flunkerte ich ihn an. »Ende der Woche muss ich zu meiner Einheit zurück.«
    Er nickte, voller Bedauern, wie mir schien. »Na, dann wünsche ich dir alles Gute«, sagte er, wobei er einen Blick auf Anastasia warf und lächelte. »Ich wünsche euch beiden alles Gute.«
    »Ich euch auch«, sagte ich.
    »Na, dann noch einen schönen Abend«, fügte er hinzu und kehrte mir den Rücken zu, um seine Freundin bei der Hand zu fassen, doch diese starrte

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