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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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eintraf, doch ich bemühte mich, die Schmerzen zu ignorieren und meinen Pflichten nachzugehen. Um elf Uhr hatten sich die Schmerzen jedoch auf meinen Magen und meine Glieder ausgebreitet, und ich gelangte zu der Überzeugung, dass ich mir irgendwo einen Bazillus eingefangen haben musste, dem man nicht mit einem Tag harter Arbeit beikommen konnte. Es war jedoch relativ ruhig – es gab keine Neuerwerbungen, die katalogisiert werden mussten, und die Lesesäle waren ungewöhnlich leer –, und so klopfte ich bei Mr Trevors an und schilderte ihm meine Situation. Mein bleiches, schweißüberströmtes Gesicht und die Tatsache, dass ich seit meiner Einstellung keinen einzigen Tag wegen Krankheit gefehlt hatte, sorgten dafür, dass er mich ohne langes Federlesen nach Hause schickte.
    Als ich die Bibliothek verließ, sah ich mich außerstande, zu Fuß nach Holborn zu gehen, und nahm stattdessen den Bus. Als dieser durch die Theobald’s Road in Richtung unserer Wohnung holperte, wurde mir von dem Geschaukel so schlecht, dass ich Angst hatte, mich entweder vor aller Augen zu übergeben oder aus dem fahrenden Bus springen zu müssen, um mir diese Schande zu ersparen. Am Ende der Fahrt erwartete mich jedoch das Einzige, was mich in diesem Moment noch interessierte – mein Bett –, und so biss ich die Zähne zusammen und versuchte, die Qualen zu ignorieren, die mich zu überwältigen drohten.
    Um halb zwölf stieg ich schließlich vorsichtig die Stufen zu unserer Wohnung hinauf, öffnete die Tür und ging mit einem Seufzer der Erleichterung hinein. Es war ein komisches Gefühl, allein in der Wohnung zu sein. Soja war fast immer da, wenn ich nach Hause kam. Ich schenkte mir ein Glas Wasser ein, setzte mich an den Tisch und dachte an nichts Bestimmtes. Hoffentlich ließ sich mein Magen durch ein paar kleine Schluck Wasser wieder beruhigen.
    Als ich die aktuelle Ausgabe der Times aus meiner Aktentasche holte und die Schlagzeilen überflog, blieb mein Blick an einem Artikel über den Aufstand in Georgien hängen. Die Menschewiken hatten sich dort gegen die Bolschewiki erhoben, um ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen, doch das Glück schien ihnen nicht hold zu sein. Ich war mir der zahlreichen Revolten und Aufstände bewusst, die in den unterschiedlichsten Teilen des einstigen Russischen Reiches stattfanden, und auch der großen Anzahl von Staaten, die ihre Souveränität anstrebten. Für gewöhnlich las ich die Times während meiner Teepause in der Bibliothek, wobei mein besonderes Interesse solchen Artikeln galt, die sich mit meinem Heimatland befassten, und die Vorgänge in Georgien, über die seit einigen Wochen berichtet wurde, verfolgte ich noch aufmerksamer, wegen des Anführers der Menschewisten, Oberst Tscholokaschwili, der einer Delegation angehört hatte, die 1917 in Zarskoje Selo erschienen war, um dem Zaren darüber Bericht zu erstatten, welche Fortschritte die russischen Streitkräfte an der Front machten. Er war jünger als die anderen Bevollmächtigten im Palast, und ich hatte das Glück gehabt, mich kurz mit ihm unterhalten zu können, als er im Aufbruch begriffen war, und dabei hatte er zu mir gesagt, das Leben des Kaisers und des Thronfolgers zu schützen, sei genauso wichtig wie die Sicherung unserer Grenzen während des Krieges. Seine Worte waren zu der Zeit für mich von besonderer Bedeutung gewesen, denn ich befürchtete, man könnte mich für einen Drückeberger halten, wenn ich im Dienst der kaiserlichen Familie blieb, während Zehntausende von jungen Männern meines Alters in den Karpaten oder auf den Schlachtfeldern an den Masurischen Seen ihr Leben ließen.
    Als ich den Artikel gelesen hatte, kam es mir so vor, als wären meine Kopfschmerzen und die Magenverstimmung bereits am Abklingen, doch ich wollte den Rest des Tages trotzdem im Bett verbringen und hoffte, danach wieder völlig auf dem Damm zu sein.
    Als ich die Schlafzimmertür öffnete, traf mich der Schlag.
    Soja lag quer auf dem Bett, mit geschlossenen Augen, die Arme seitlich von sich gestreckt. Aus zwei tiefen Schnittwunden, die sie sich an den Handgelenken beigebracht hatte, sickerte Blut, das auf dem Laken unter ihr bereits eine rötlich-schwarze Lache bildete. Ich stand wie angewurzelt im Türrahmen, zu Tode erschrocken, und empfand ein höchst eigenartiges Gefühl von Nichtbegreifen und Ohnmacht. Es war beinahe so, als könnte mein Gehirn die sich ihm darbietende Szene nicht gänzlich erfassen und als wäre es deshalb unfähig, meinem Körper

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