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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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…«
    »Wir haben uns schon als Jugendliche kennengelernt. Und vor fünf Jahren haben wir dann geheiratet. Das sind glückliche Zeiten gewesen.«
    Er nickte und presste die Handflächen zusammen, sodass seine Finger gen Himmel wiesen, und dann atmete er schwer, als er sich meine Worte durch den Kopf gehen ließ.
    »Sie haben natürlich keine Kinder«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte ich. »Wie Sie vielleicht wissen, haben wir eine Reihe von Fehlgeburten gehabt.«
    »Ja, Ihre Frau hat mir davon erzählt. Insgesamt drei, stimmt’s?«
    Angesichts der Erinnerung an diese drei verlorenen Babys hielt ich einen Moment inne, doch schließlich nickte ich. »Ja«, sagte ich und räusperte mich. »Ja, es ist uns drei Mal passiert.«
    Er beugte sich vor und schaute mir direkt in die Augen. »Mr Jatschmenew, es gibt einige Dinge, über die ich nicht mit Ihnen sprechen kann, Dinge, die Soja mir als Patientin anvertraut hat und die der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen, verstehen Sie?«
    »Ja, natürlich«, sagte ich, darüber enttäuscht, dass er mir nicht genau sagen konnte, was mit meiner Frau nicht stimmte, wo ich mir doch nichts sehnlicher wünschte, als ihr zu helfen. »Aber ich bin ihr Ehemann, Dr. Hooper. Es gibt gewisse Dinge, die …«
    »Ja, ja«, sagte er schnell und tat dies mit einer Handbewegung als unwesentlich ab, bevor er sich wieder zurücklehnte. Ich hatte den Eindruck, dass er mich sorgfältig prüfte – ja sogar analysierte –, als wollte er herausfinden, wie viel er mich wissen lassen durfte und wie viel er weglassen sollte. »Wenn ich Ihnen erzähle, dass Ihre Gattin eine sehr unglückliche Frau ist, Mr Jatschmenew«, sagte er schließlich, »würden Sie das doch sicher nachvollziehen können, oder?«
    »Ich würde meinen, dass das offenkundig ist«, sagte ich, mit einer tiefen und wütenden Stimme, »wenn man bedenkt, was sie getan hat.«
    »Womöglich würden Sie sie sogar für geistesgestört halten.«
    »Glauben Sie etwa, dass sie das ist?«, fragte ich.
    »Nein, ich denke, dass keine dieser Erklärungen ausreicht, um dahinterzukommen, was mit Soja nicht stimmt. Solche Begriffe sind zu simpel, zu oberflächlich. Ich glaube, ihre Probleme liegen viel, viel tiefer. In ihrer persönlichen Geschichte. In den Dingen, die sie mitbekommen hat. In den Erinnerungen, die sie unterdrückt hat.«
    Jetzt war ich an der Reihe, ihn anzustarren, und ich spürte, wie ich ein bisschen blasser wurde, denn ich war mir nicht sicher, wie er das gemeint hatte. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Soja ihm irgendwelche Einzelheiten aus unserer Vergangenheit – aus ihrer Vergangenheit – offenbart hatte, selbst wenn er ihr Vertrauen genoss. Das wäre für sie völlig untypisch gewesen. Und ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob er wusste, dass es etwas gab, das er nicht erkennen konnte, und dass ich es ihm womöglich erzählte, wenn er mich in diese Richtung lenkte. Natürlich kannte er mich nicht – er wusste nicht, dass ich meine Frau niemals verraten würde.
    »Ach ja? Welche zum Beispiel?«, fragte ich schließlich.
    »Ich denke, wir beide kennen die Antwort darauf, Mr Jatschmenew.«
    Ich schluckte und biss die Zähne zusammen, denn ich wollte mich von ihm auf gar keinen Fall aus der Reserve locken lassen. »Ich möchte lediglich wissen«, sagte ich, nun in einem selbstbewussteren Tonfall, »ob ich mir weiterhin wegen ihr Sorgen machen muss, ob ich den ganzen Tag über auf sie aufpassen muss. Ich will wissen, ob so etwas noch einmal passieren kann. Ich muss natürlich jeden Tag zur Arbeit gehen. Ich kann nicht ununterbrochen in ihrer Nähe sein.«
    »Das ist schwer zu sagen«, erwiderte er. »Aber ich denke, Sie müssen sich keine allzu großen Sorgen machen. Natürlich werde ich noch weitere Sitzungen mit ihr abhalten müssen, im Rahmen einer ambulanten Behandlung. Ich glaube, ich kann ihr helfen, dass sie die Dinge in den Griff bekommt, die ihr so sehr zu schaffen machen. Ihre Frau leidet unter der Vorstellung, dass die Menschen, die ihr am nächsten stehen, in Gefahr sind. Das dürfte Ihnen doch bekannt sein, oder?«
    »Ja, sie hat mir davon erzählt«, räumte ich ein. »Aber nur ganz allgemein. Das ist etwas, das sie lieber für sich behält.«
    »Sie hat zum Beispiel von diesen Fehlgeburten gesprochen«, sagte er. »Und von Ihrem Freund, Monsieur Raymer.«
    Ich nickte und schaute für einen Moment nach unten, als ich ihn mir in die Erinnerung zurückrief. Leo .
    »Man muss Ihrer Frau

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