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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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jemals auf irgendeine Weise unterordnen würde.
    »Aber ich bediene dich doch nicht«, beharrte sie. »Ich kümmere mich um dich, Georgi, und ich tue das gern. Merkst du das nicht? Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal solche Freiheiten zu haben, Wäsche zu waschen, Essen zu kochen, einen Haushalt zu führen wie andere Frauen auch. Bitte verweigere mir nichts, was für andere selbstverständlich ist!«
    »Worüber sich andere beklagen«, entgegnete ich mit einem Lächeln.
    »Bitte, Georgi«, wiederholte sie, und was hätte ich tun können, außer auf ihren Wunsch einzugehen? Trotzdem bereitete mir dies noch jahrelang Unbehagen, doch im Laufe der Zeit und als uns ein Kind beschert wurde, gingen wir dermaßen in unseren jeweiligen Alltagspflichten auf, dass ich meine ursprünglichen Bedenken vergaß. Es war eine Aufgabenverteilung, die uns beiden gefiel, und das ist alles, was ich dazu sagen kann.
    Zu meiner Schande hat Soja während unseres gemeinsamen Lebens jedoch dermaßen gut für mich gesorgt, dass ich nun, wo ich allein zu Haus bin, selbst die einfachsten Hausarbeiten nicht zu meistern vermag. Vom Kochen habe ich keine Ahnung, und so esse ich zum Frühstück jeden Tag Zerealien: Haferflocken, Kleie, steinharte Rosinen, die ich mit Milch aufweiche. Mein Mittagessen nehme ich um ein Uhr in der Kantine des Krankenhauses ein, wenn ich dort zu meinem täglichen Besuch erscheine. Ich esse allein, an einem Plastiktisch mit Blick auf den ungepflegten Garten des Hospitals, wo die Ärzte und Krankenschwestern in ihren hellblauen, fast schon unanständigen OP -Anzügen herumstehen und rauchen. Das Essen ist fade, ohne jegliche Raffinesse, doch es füllt meinen Magen, und mehr verlange ich nicht von ihm. Es ist elementares englisches Essen: Fleisch mit Kartoffeln, Hähnchen mit Kartoffeln, Fisch mit Kartoffeln – vielleicht werden sie auf der Speisekarte eines Tages auch noch Kartoffeln mit Kartoffeln anbieten. Wahrlich nichts Besonderes.
    Natürlich erkenne ich inzwischen einige der anderen Besucher wieder, die Witwen und Witwer im Wartestand, wie sie in verzweifelter Einsamkeit über die Flure wandern, zum ersten Mal seit Jahrzehnten des Menschen beraubt, der ihnen am nächsten steht. Manche von uns kennen sich mittlerweile flüchtig, und es sind auch etliche darunter, die ihre Geschichten von Hoffnung und Enttäuschung an den Mann bringen wollen, doch ich lasse mich ungern in ein Gespräch verwickeln. Ich bin nicht hier, um irgendwelche Bekanntschaften zu machen. Ich bin allein wegen meiner Frau hier, wegen meiner geliebten Soja, um an ihrem Bett zu sitzen, um ihre Hand zu halten, um ihr Dinge ins Ohr zu flüstern, um sicherzugehen, dass sie weiß, sie ist nicht allein.
    Ich bleibe bis sechs Uhr bei ihr, und dann küsse ich sie auf die Wange, lasse meine Hand für einen Moment auf ihrer Schulter ruhen und bete im Stillen darum, sie möge noch am Leben sein, wenn ich am nächsten Tag wiederkomme.
    Zweimal in der Woche schaut unser Enkel Michael vorbei, um ein wenig Zeit mit mir zu verbringen. Seine Mutter, unsere Tochter Arina, kam im Alter von sechsunddreißig Jahren ums Leben, als sie auf ihrem Heimweg von der Arbeit von einem Auto angefahren wurde. Die Wunde, die ihr Tod bei uns hinterlassen hat, ist nie verheilt. Wir waren so lange davon überzeugt gewesen, wir könnten keine Kinder bekommen, dass es uns wie ein Wunder, wie ein Geschenk des Himmels vorkam, als Soja schließlich doch noch schwanger wurde. Ein Ausgleich, möglicherweise, für die Familien, die wir beide verloren hatten.
    Und dann wurde sie uns entrissen.
    Michael war noch ein Junge, als seine Mutter starb, und sein Vater, unser Schwiegersohn, ein zuvorkommender, rechtschaffener Mann sorgte dafür, dass die Beziehung zu seinen Großeltern mütterlicherseits aufrechterhalten blieb. Natürlich änderte sich Michaels äußere Erscheinung im Verlauf seiner Kindheit ständig, so wie bei allen Jungen, und wir konnten uns nie darüber einigen, welchem Zweig der Familie er am ähnlichsten sah, doch nun, wo er das Mannesalter erreicht hat, finde ich, dass er Sojas Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Ich bin mir sicher, dass auch ihr diese Ähnlichkeit aufgefallen ist, doch sie hat nie ein Wort darüber verloren. Die Art und Weise, wie er seinen Kopf dreht und uns anlächelt, wie er unvermutet die Stirn runzelt, wenn er etwas missbilligt, in der Tiefe seiner braunen Augen, die eine Mischung aus Zuversicht und Unsicherheit ausstrahlen. Als wir drei

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