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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
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als Sterne hoch oben am Himmel, und er hatte nichts mehr zum Spielen. Da nahm er beide Hände voll Erde und warf sie den Kugeln nach, um auf diese Weise wenigstens ein paar wieder herunterzuholen. Gott segnete aber auch diese Erdkrumen. Sie bilden jetzt die Milchstraße. Auf diese Weise sind wir zu den Sternen über uns gekommen.

    Die Sperlinge aus Lehm

    ALS JESUS fünf Jahre alt war, spielte er einmal an der Furt eines Baches, leitete das schmutzige Wasser in Gruben ab und klärte es dort. Dabei gebot er über die Wasser allein durch sein Wort. Nebenbei formte er aus einem schlammigen Lehmteig zwölf Sperlinge. Es war aber Sabbat, und viele andere Kinder spielten mit ihm. Ein Jude beobachtete Jesus, lief spornstreichs zu Joseph und sagte:

    »Höre, dein Söhnlein steht am Bach; es hat Lehm genommen, zwölf Vöglein daraus geformt und damit den Sabbat
    entweiht.« Da eilte Joseph an den Bach und schrie Jesus an:
    »Du weißt doch, daß solche Spiele am Sabbat nicht erlaubt sind? Warum tust du sie dann?« Jesus aber gab keine Antwort, sondern klatschte nur in die Hände und rief: »Auf! Davon!« Da schlugen die Sperlinge mit den Flügeln und flogen schreiend davon. Als die Juden das sahen, erschraken sie sehr und berichteten ihren Oberen, was sie erlebt hatten.

    Das Kind Jesus und der Färber

    JESUS SPIELTE mit anderen Kindern ein Laufspiel, das ihn weit von seinem Elternhaus wegführte. Dabei kam er an der Werkstatt eines Färbers vorüber. Der Färbermeister hieß Salem. Da gab es vielerlei Tücher, die zu färben waren. Jesus trat ein, besah sich alles und warf dann alle Tücher, die er fand, in einen mit Indigo gefüllten Kessel. In diesem Augenblick kam der Meister Salem dazu. Er sah, daß die Tücher alle verdorben waren, fing an, wütend zu schreien, und fuhr Jesus an: »Was hast du mir da angetan, Sohn der Maria! Du hast mich bei allen Leuten der Stadt in Verruf gebracht. Jeder meiner Kunden hat sich eine besondere Farbe bestellt, die ihm gefällt! Und du hast alle Tücher in einen Topf geworfen und damit alle verdorben!« Da antwortete ihm Jesus: »Mag sein!
    Aber sage mir, welche Tücher du anders gefärbt haben willst.
    Ich werde sie dir umfärben.« Und dann holte er die Tücher aus dem Kessel, und jedes hatte die Farbe, die der Färber haben wollte. Als die Juden dieses Wunder und Zeichen sahen, lobten sie Gott.

    Jesus Christus und die Vögel

    ALS DIE SCHERGEN Jesus Christus suchten, um ihn zu fangen und ans Kreuz zu schlagen, verbarg er sich im Wald. Als die Verfolger schon ganz in seiner Nähe waren, wollte die Lerche sie auf eine falsche Fährte weisen. Aber die Wachtel schrie so laut, daß es alle hören mußten: »Hier läuft er, hier läuft er, hier läuft er!« Und der Kiebitz mischte sich ein und rief: »Birgt sich! Birgt sich! Birgt sich!« Die Taube aber gurrte dazu: »Im Buschwerk da, im Buschwerk da, im Buschwerk da!« Auf diese Weise fanden sie Jesus Christus sehr schnell und führten ihn zum Tod.
    Der Herr aber verfluchte die Vögel. Die Wachtel, die gerufen hatte: »Hier läuft er!«, sollte nur immer durch die Saaten laufen und nie hoch fliegen können. Der Kiebitz aber, der gerufen hatte: »Birgt sich«, muß sich seitdem immer im Riedgras oder in den Binsen selbst verbergen, und die Taube sollte nie auf einem Baum nisten, sondern nur im Buschwerk, in das sie die Schergen geschickt hatte. Die kleine Lerche aber segnete der Herr. Sie sollte von allen Vögeln am höchsten fliegen und als einziger Vogel im Fluge singen können.

    Der zerbrochene Krug

    ALS JESUS sechs Jahre alt war, schickte ihn seine Mutter Maria zum Brunnen. Er sollte dort Wasser schöpfen. Sie gab ihm dazu einen großen Krug mit. Im dichten Gedränge stieß er aber mit jemandem zusammen, der Krug fiel auf den Boden und zerbrach. Da faltete Jesus sein Gewand weit auseinander, füllte es mit Wasser und brachte es so seiner Mutter. Als Maria dieses Zeichen sah, küßte sie ihn, ohne ein Wort zu sagen; denn sie bewahrte diese Geheimnisse in ihrem Herzen.

    Der Sturz vom Dach

    EINES TAGES spielte Jesus auf der Dachterrasse eines Hauses.
    Eines der Kinder, die mit ihm waren, fiel plötzlich in die Tiefe, brach sich den Hals und starb. Alle anderen Kinder flohen, als sie das sahen. Nur Jesus blieb stehen. Da klagten ihn die Eltern des Toten an und beschuldigten ihn, er habe ihr Kind vom Dach gestoßen. Jesus aber erwiderte: »Ich habe ihn nie und nimmer hinuntergestoßen.« Trotzdem wollten die Eltern tätlich gegen ihn

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