Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
Vom Netzwerk:
angehen. Da sprang Jesus von dem hohen Dach, stellte sich neben den Leichnam und rief, so laut er konnte:
    »Zenon, steh auf und sage mir: Habe ich dich vom Dach geworfen?« Auf diesen Anruf hin stand Zenon auf und
    antwortete: »Nein, Herr, du hast mich nicht vom Dach gestoßen; du hast mich vielmehr auferweckt.« Alle, die dabei waren, erschraken sehr. Die Eltern des Kindes aber priesen Gott, dankten ihm für das Wunder und verehrten von nun an den Jesusknaben.

    Das verlängerte Brett

    VATER JOSEPH war Zimmermann. Er machte in jener Zeit fast ausschließlich Pflüge und Joche für die Zugtiere. Da gab ihm ein reicher Mann den Auftrag, ein Bett anzufertigen. Im Eifer der Arbeit war den Gesellen ein Seitenbrett dieses Bettes zu kurz geraten, und nun standen Meister und Gehilfen ratlos vor den Teilen, die nicht mehr zusammenpaßten. Da sagte der kleine Jesus zu seinem Pflegevater: »Lege doch einmal die beiden Seitenbretter so auf den Boden, daß die Mittellinien genau nebeneinander liegen.« Das tat Joseph. Da nahm Jesus das kürzere Holz und streckte es so lange, bis die beiden Seitenteile gleich lang waren. Vater Joseph sah erstaunt zu, umarmte den Knaben und sagte: »Welch ein Glück, daß Gott mir dieses Kind geschenkt hat!«

    Wunderbare Zeichen vor Pilatus

    NACH EINER langen Beratung zogen die Hohenpriester und Schriftgelehrten zu Pilatus und erhoben Anklage gegen Jesus.
    Sie erklärten unter anderem: »Wir wissen von diesem Mann, daß er ein Sohn Josephs, des Zimmermanns, ist, von Maria geboren. Er sagt aber, er sei Gottes Sohn, er sagt, er sei König!
    Er entweiht den Sabbat, um damit unsere altüberkommenen Gesetze aufzulösen.« Da fragte Pilatus zurück: »Was tut er denn, um euer Gesetz aufzulösen?« Da sagten die
    Schriftgelehrten: »Wir haben ein Gesetz, nach dem am Sabbat niemand geheilt werden darf. Dieser Mann aber hat Gelähmte und Verkrüppelte, Blinde, Gichtkranke und Besessene am Sabbat geheilt und dazu üble Praktiken angewendet.« Da fragte sie Pilatus: »Was waren das denn für üble Praktiken?«
    Da erwiderten sie ihm: »Er ist ein Zauberer. Er treibt mit Beelzebub, dem obersten der Dämonen, die Dämonen aus.
    Deshalb sind ihm alle untertan.« Darauf sagte Pilatus zu ihnen:
    »Das heißt aber nicht, daß er die Dämonen mit unreinen Geistern austreibt. Sicher wirkt er mit dem Gott Asklepius zusammen!« Aber auf diese Frage gingen die Hohenpriester nicht ein. Sie sagten vielmehr: »Wir stellen den Antrag, daß er vor deinem Tribunal erscheinen muß und verhört wird.« Da fragte Pilatus zurück: »Könnt ihr mir dazu sagen, wie ich, der ich nur Statthalter bin, einen König vor mein Gericht ziehen und ausfragen kann?« Da erwiderten sie ihm: »Wir haben nie behauptet, daß er ein König ist. Er sagt das nur selbst von sich.« Da rief Pilatus endlich einen Läufer und befahl ihm, Jesus auf ehrerbietige Weise zu ihm zu bringen. Der Läufer ging hinaus, grüßte Jesus ehrerbietig, nahm eine Binde, die er an der Hand trug, breitete sie vor ihm auf dem Boden aus und sagte dazu: »Herr, schreite über diesen Läufer und tritt ein!
    Der Statthalter läßt dich bitten zu ihm zu kommen!« Als das die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen, wandten sie sich laut schreiend an Pilatus und riefen ihm zu: »Warum hast du ihm nicht einfach durch einen Herold den Befehl gegeben, hereinzukommen? Der Läufer hat ihm ja alle Ehren erwiesen.
    Er hat sein Tuch auf die Erde gebreitet und hat ihn
    darüberschreiten lassen wie einen König.«
    Pilatus befahl den Läufer zu sich und fragte ihn: »Warum hast du dein Tuch auf die Erde gebreitet und ihn
    darüberschreiten lassen?« Da antwortete ihm der Läufer: »Vor einiger Zeit hast du mich nach Jerusalem zu Alexander geschickt. Damals ritt Jesus gerade auf einem Esel durch die Stadt, und die Kinder der Hebräer standen an der Straße, hielten grüne Zweige in den Händen und riefen: ›Hilf uns, du in der Höhe! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!‹
    Andere aber breiteten ihre Kleider aus und ließen Jesus darüberweg reiten.« Da schrien die Hohenpriester und Schriftgelehrten und fragten den Läufer: »Die Kinder der Hebräer haben auf hebräisch gerufen. Woher hast du den griechischen Wortlaut?« Darauf antwortete der Läufer: »Ich habe einen von den Juden gefragt, und er hat mir die Worte übersetzt.« Nun fragte Pilatus: »Wie haben sie denn auf hebräisch gerufen?« Und die Juden antworteten: »Hosanna membrone baruchamma adonai!« Da fragte

Weitere Kostenlose Bücher