Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
Vom Netzwerk:
meiner Rechten, Dumachus zu meiner Linken. Und noch am nämlichen Tag wird Titus mir ins Paradies vorangehen.«
    Die Mutter Maria antwortete nur still: »Davor bewahre dich Gott, mein Sohn!«

    Jesus und die Drachen

    AUF IHRER FLUCHT suchten Maria und Joseph eine Höhle auf, um dort zu rasten. Maria stieg von ihrem Esel, setzte sich und nahm das Kind auf den Schoß. Joseph, drei Knaben und einige Mädchen lagerten neben ihr. Da kamen plötzlich aus dem Inneren der Höhle viele Drachen. Die Knaben und Mädchen schrien entsetzt auf. Das Jesuskind aber stieg vom Schoß seiner Mutter und stellte sich vor den Drachen auf seine Füße.
    Daraufhin machten die Untiere vor Jesus ihre Reverenz und wichen zurück. Das Jesuskind aber ging vor ihnen auf und ab und befahl ihnen, keinem Menschen Schaden zuzufügen.
    Maria und Joseph hatten große Angst, daß einer der Drachen das Kind verletzen könnte, und wollte es an sich ziehen. Da sagte Jesus zu ihnen: »Habt keine Angst! Ich stehe jetzt als Kind vor euch. Aber ich bin immer vollkommen gewesen und bin es auch jetzt. Alle wilden Tiere werden vor mir zahm.«

    Die Wölfe weiden mit den Lämmern

    AUCH DIE LÖWEN und die Leoparden dienten Jesus und begleiteten die Heilige Familie auf ihrem Zug durch die Wüste.
    Wohin Joseph und die selige Maria auch gingen, immer zogen sie vor ihnen her, zeigten den Weg und senkten ihre Köpfe. Sie wedelten mit den Schwänzen, um ihren Diensteifer zu
    bekunden, und zeigten auf jede Weise ihre Ehrerbietung gegenüber Jesus. Maria erschrak zunächst sehr, als sie die wilden Tiere um sich sah, die Löwen und Leoparden und viele andere, welche die Nähe ihres Herrn suchten. Aber das Jesuskind sah ihr lächelnd ins Gesicht und sagte: »Fürchte dich nicht, Mutter! Sie kommen nicht, um dich zu erschrecken oder dir ein Leid zuzufügen; sie eilen von allen Seiten herbei, um dir und mir zu gehorchen.« Mit diesen Worten nahm er ihr die Furcht aus dem Herzen. Die Löwen aber zogen Schulter an Schulter mit den Ochsen, den Eseln und den anderen
    Packtieren durch die Wüste und fügten keinem ein Leid zu.
    Und zwischen den Schafen und Böcken, die sie aus Judäa mitgebracht hatten, liefen die Wölfe. Damit erfüllte sich, was schon der Prophet Jesaias gesagt hatte: »Die Wölfe weiden mit den Lämmern; Löwe und Ochse fressen Stroh zusammen.«

    Neige, Baum, deine Äste!

    AM DRITTEN TAG der Reise nach Ägypten war es sehr heiß.
    Die selige Maria litt sehr unter der Hitze. Als sie darum in der Ferne einen der wenigen Palmbäume sah, die in der Wüste zu finden sind, sagte sie zu Joseph: »Laß uns doch im Schatten dieses Baumes ein wenig ausruhen!« Joseph tat ihr gern den Willen, führte sie zu dem Palmbaum und half ihr beim Absteigen. Als die selige Maria endlich im Schatten ausruhte und in den Wipfel hinaufschaute, sah sie in der Palmkrone viele Früchte hängen. Da sagte sie zu Joseph: »Ich wünschte, wir könnten uns diese Früchte holen!« Joseph antwortete ihr unmutig: »Ich hätte nicht gedacht, daß du solch unerfüllbare Wünsche äußerst! Siehst du denn nicht, wie hoch die Palme ist? Wer sollte diese Früchte holen? Mach dir keine falschen Hoffnungen! Ich mache mir viel mehr Sorgen um das Wasser.
    Wir haben fast nichts mehr in den Schläuchen, und die Tragtiere wollen alle trinken.« Das Jesuskind saß lächelnd im Schoß der Mutter und hörte zu. Dann sagte es zur Palme:

    »Neige, Baum, deine Äste, und erfrische meine Mutter mit deinen Früchten!« Da beugte sich die Palme so tief, daß ihre Krone vor die Füße der seligen Maria kam, und sie ernteten die Früchte und aßen alle davon. Als sie satt waren, blieb die Palme in ihrer Stellung. Sie wartete auf den Befehl, sich aufzurichten. Da sprach Jesus zu ihr: »Richte dich wieder auf, Palme, und geselle dich zu den Blumen, die im Garten meines Vaters wachsen! Zuvor aber gib eine Wasserader frei, die unter deinen Wurzeln ist, damit wir alle unseren Durst löschen können.« Da richtete sich die Palme wieder auf, und an ihrem Fuß sprudelte eine Quelle mit klarem, frischem und ganz reinem Wasser. Alle freuten sich und löschten ihren großen Durst, Mensch und Tier, alles Vieh mit den Wölfen, den Löwen und den Leoparden. Alle dankten Gott.

    Der Sturz der Götzenbilder

    DIE HEILIGE FAMILIE zog durch die schattenlose Wüste. Da sagte Joseph zu Jesus: »Herr, von dieser Hitze werden wir völlig ausgedörrt! Wenn es dir recht ist, ziehen wir von nun an am Meer entlang, dann können wir in den

Weitere Kostenlose Bücher