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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
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kühleren
    Küstenstädten ausruhen.« Jesus aber antwortete: »Fürchte dich nicht, Joseph! Ich werde euch den Weg verkürzen. Wir haben jetzt noch einen Weg von dreißig Tagen vor uns. Wir werden aber schon in einem Tag an unserem Ziel sein.« Und während sie so redeten, sahen sie schon die Berge Ägyptens vor sich und die ersten Städte.
    Jubelnd vor Freude zogen sie durch das Gebiet von
    Hermopolis. Die erste Stadt, in die sie kamen, hieß Sotinen.
    Weil sie dort keine Bekannten hatten, die sie um
    Gastfreundschaft bitten konnten, gingen sie in einen Tempel.
    Er hieß »Kapitol Ägyptens« und beherbergte 365
    Götzenbilder, für jeden Tag des Jahres eines. Die Priester hielten die Einwohner dazu an, regelmäßig Opfer zu bringen und den Götzenbildern göttliche Ehren zu erweisen. Als aber die selige Maria mit dem Kind den Tempel betrat, fielen alle Götzenbilder mit einem Schlag auf ihr Gesicht und zerbrachen.
    Damit erfüllte sich, was durch den Propheten Jesaias gesagt wurde: »Siehe, der Herr wird auf einer schnellen Wolke kommen und in Ägypten einziehen, und alle Bilder, die von den Händen der Ägypter gefertigt sind, werden vor seinem Angesicht entfernt werden.«
    Sobald Affrodosius, der Vorsteher der Stadt, erfuhr, was sich ereignet hatte, zog er mit einem ganzen Heer von Soldaten zum Tempel. Die Priester erwarteten, daß er an den
    Eindringlingen Rache für die Zerstörung nehmen werde.
    Affrodosius betrat den Tempel, sah die zerbrochenen
    Götzenbilder, die alle auf ihrem Angesicht lagen, und ging dann zur seligen Maria, die das Jesuskind an ihrer Brust hielt.
    Er kniete nieder und betete sie an und sagte zu seinem ganzen Heer und zu allen seinen Freunden: »Wenn dieser nicht der Gott unserer Götter wäre, dann wären unsere Götter gewiß nicht vor ihm auf ihr Angesicht gefallen. Sie erkennen ihn auf diese Weise stillschweigend als ihren Herrn. Wir aber wollen weise sein und es unseren Göttern nachtun. Wir wollen ihn nicht erzürnen und uns damit in Gefahr begeben. Denkt an den Pharao, dessen ganzes Heer im Roten Meer ertrunken ist, weil er nicht an die großen Wunder geglaubt hat!« Da glaubte das ganze Volk in dieser Stadt an Gott, den Herrn, durch Jesus Christus.

    Jesuslegenden

    Das Jesuskind und die Sterne

    ES WAR noch lange vor der Erschaffung der Welt, und Jesus war noch sehr klein. Wie alle Kinder lief er dem lieben Gott überallhin nach und hielt sich an einem Rockzipfel fest. Als er ihm auf diese Weise öfter zwischen die Beine gekommen war, wurde das unserem Gott Vater lästig, und er sagte: »Du bist jetzt genug mit mir herumgelaufen, mein Kind. Setz dich hier irgendwo auf den Boden und spiele.« Jesus hatte es sich gerade auf dem Schoß des Vaters bequem gemacht, sprang aber sofort hinunter und schaute sich nach geeigneten Spielsachen um. Da sah er ein paar Brocken Lehmerde, die beim Pflügen auf den Weg geraten waren. Daraus ließen sich schöne Kugeln formen.
    Er fing gleich mit der Arbeit an, drehte eine Unmasse kleine und große Kugeln und legte sie fein säuberlich zum Trocknen auf Ziegelsteine. Als der liebe Gott auf dem Rückweg wieder vorbeikam, war sein Sohn von oben bis unten mit Lehm verschmiert. Dafür hatte er aber an die tausend Kugeln in der Sonne liegen. »Was willst du denn mit den vielen Kugeln machen?«
    »Nun, ich will mit ihnen spielen. Ich will sie alle in die Luft werfen!«
    »Dann zeige mir doch einmal, wie hoch du werfen kannst!
    Nimm dazu diese große Kugel!«
    Jesus freute sich, daß den Vater die Kugeln mehr
    interessierten als sein verschmutzter Anzug. Er warf die Kugel ziemlich hoch in den Himmel. Der liebe Gott aber segnete sie.
    Da stieg sie noch höher und blieb an einer bestimmten Stelle als Sonne stehen. Sie war dort, wo sie jeden Morgen steht, wenn sie aufgeht, und sie leuchtete so, daß Jesus die Hand vor die Augen nehmen mußte, um nicht geblendet zu werden. Da sagte der liebe Gott: »Siehst du, wie die große Kugel glänzt und leuchtet? Wirf die nächste! Ich werde sie auch so verwandeln.«
    »Gern, lieber Vater! Aber bitte, laß sie nicht so stark leuchten wie die erste. Sie blendet so, daß ich sie gar nicht ansehen kann.«
    »Gut, mein Lieber, wirf nur! Wir werden sie etwas dunkler machen.«
    Und Jesus warf eine Kugel nach der anderen; er nahm
    schließlich beide Hände voll und warf die Kugeln nach oben und unten, nach links und nach rechts und verstreute sie so über den ganzen Himmelsraum. Schließlich hingen alle seine schönen Kugeln

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