Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
Vom Netzwerk:
zweihundertdreiundvierzig umgelegte Einwanderer vom Ganges. Hierzu hat uns kein Gesetzestext ermächtigt. Im Gegenteil. Wenn die Herren Minister einverstanden sind, schlage ich daher folgenden Erlaß vor, der rückwirkende Kraft von drei Tagen bekommt und sofort öffentlich angeschlagen wird. Ich habe ihn soeben verfaßt. Hier.« Er zog ein Papier aus der Tasche und las vor:
    »Angesichts des Notstands, der in den Departements des Südens verkündet worden war, werden bis auf weiteres die Bestimmungen des Gesetzes vom 9. Juni 1973 außer Kraft gesetzt, das folgenden Wortlaut hatte:
    ›Diejenigen, die zur Verächtlichmachung, zum Haß oder zur Gewalttätigkeit gegenüber einer Person oder einer Gruppe von Personen wegen ihrer Abkunft oder ihrer Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, einer Nation, einer Rasse oder einer Religion auffordern, werden mit Gefängnis von einem Monat bis zu einem Jahr und zu einer Geldbuße von 2000 Francs bis 300 000 Francs bestraft.
    Als Mittäter einer Tat, die als Verbrechen oder Vergehen gilt, werden diejenigen bestraft, die in der Öffentlichkeit durch Reden, Schriften oder Drohungen auftreten, oder Schriften, Drucksachen, Zeichnungen, Gravierungen, Gemälde, Abzeichen, Bilder oder ähnliche Erzeugnisse verkaufen , verteilen, in den Handel bringen oder in der Öffentlichkeit zugänglich machen oder für die Öffentlichkeit Plakate oder Anschläge aushängen oder welche den Hersteller oder die Hersteller unmittelbar aufgefordert haben, die besagten Handlungen zu begehen, wenn die Aufforderung zum Erfolg geführt hat.
    Gefertigt im Dorf am … gezeichnet …‹«
    »Ich gebe zu, daß dies ein wenig spät kommt«, fuhr der Minister fort. »Aber wer hätte es bis heute gewagt. Ich habe das Gesetz nachgeprüft, das einstimmig angenommen wurde. Ich vermute, daß seinerzeit meine Kollegen Abgeordneten die Folgen nicht bedacht haben. Oder wenn sie mehr oder weniger einige Zweifel hatten, so riskierte doch keiner, sie zu äußern. Es ist dies eben jene Art Einmütigkeit, hinter der sich zu verschanzen nie gut sein kann.«
    »Haben Sie daran gedacht, Herr Minister«, fragte der Oberst, »daß, wenn dieses Gesetz vom Juni 1973 uns von der Anklage der Rassendiskriminierung freispricht, es auch diejenigen freispricht, die unsere Haut fordern? Das Gesetz hat eine doppelte Wirkung. Es definierte weder den Begriff Rasse noch den der Farbe.«
    »Glauben Sie? Bis zum letzten Sonntag habe ich davon nichts bemerkt. Also, was für ein Unterschied. Wir sind die einzigen, die es wissen. War es nicht immer so gewesen?«
    Dann gingen sie speisen.

49.
     

    Am nächsten Morgen zur gleichen Stunde erschien ein Flugzeug. Es war Donnerstag nach Ostern. Als es gerade über dem Kirchturm war, konnte man erkennen, daß es seine Originalkokarden trug. Aber es nahm dies keineswegs als Anlaß, zum Zeichen der Freundschaft die Flügel zu schwenken. Es flog zum Fluß und diesen entlang bis zum westlichen Gutshof, zog eine große Kurve bis in Sichtweite von Fontgembar, dann zurück zum Gutshof im Osten und nahm schließlich erneut Kurs auf das Dorf mit aller Kraft seines Düsenantriebs. An den Grenzen bewegten sich Tausende von Gestalten, als ob der Strahlenwind des Flugzeugs sie aufgescheucht hätte. Man hörte Hurraschreien aus voller Kehle. Ein tönender Kreis der Begeisterung rings um das Gebiet.
    »Volle Deckung!« schrie der Oberst.
    Die Fensterscheiben des Rathauses flogen in Stücke. Von der Fassade bröckelten vom Kugeleinschlag Steine ab. Dröhnend kreiste das Flugzeug wenige Meter über den Dächern und verschwand dann in nördlicher Richtung.
    »Das war ein Signal«, sagte der Oberst. »Das ist alles, was es bezwecken wollte. Damit wir wissen, woran wir sind, wenn die andern kommen. Wer weiß? Es war vielleicht ein ehemaliger Kamerad …«
    Von Norden her konnte man ein entferntes dumpfes Brummen vernehmen, das von Sekunde zu Sekunde stärker wurde.
    »Die Flieger des Generals Fosse«, sagte der Oberst.
    Man konnte sie zählen. Sechs Wellen zu je drei Flugzeugen.
    »Achtzehn Flugzeuge. Man hat also achtzehn Flugzeugführer gefunden, um die Arbeit auszuführen.«
    In Wirklichkeit folgten einander drei Geschwader zu je achtzehn Flugzeugen, in Abständen von fünf Minuten. Sie hatten keine Zeit mehr, sie zu zählen. Das hat sie im Augenblick des Todes zweifellos der Mühe enthoben.
    Auf der Terrasse standen alle um Dragasès herum versammelt.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte er noch. »Einen Ausfall

Weitere Kostenlose Bücher