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Das heilige Buch der Werwölfe

Das heilige Buch der Werwölfe

Titel: Das heilige Buch der Werwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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Generalleutnant, ich hab ein Video gesehen – mit dem Girl müssen wir was unternehmen. Die hockt da auf allen vieren mit tückischem Blick, solche ungeheuerlichen Augen hab ich im Leben noch nicht gesehen, und am Rücken eine große rote Linse, mit der hat sie unserem Fachberater ein Loch ins Hirn gebrannt! Ein gelenkter Strahl und er ist abgedreht … Erst dachte ich, dem Michalytsch ist das Blech jetzt ganz weggeflogen von seinem Ketamin. Aber dann hab ich mir den Mitschnitt angeguckt, und ich muss zugeben … Deinen Schweif hat er für eine Linse gehalten!«
    »Was denn für einen Mitschnitt?«
    »Dein Kunde, den du bis aufs Blut gepeitscht hast, war dabei, ein Amateurporno aufzunehmen. Versteckte Kamera.«
    »Wie bitte? Sag bloß noch, an dem Tag, wo ich's ihm umsonst gemacht habe?«
    »Woher soll ich das wissen? Das müsst ihr unter euch ausmachen … Kaum dass er wieder bei Bewusstsein war, kam er mit der Kassette angelaufen.«
    »Scheißintelligenzija!«, konnte ich nicht an mich halten.
    »Tja, die feine Art ist das nicht«, stimmte Alexander zu. »Aber so sind die Menschen. Hat Michalytsch dir denn die Fotos nicht gezeigt? Er hat einen ganzen Ordner voll davon, hat extra Abzüge machen lassen für das Gespräch mit dir.«
    »Dazu ist er nicht gekommen … Heißt das, die ganzen Scheußlichkeiten, die du gerade mit mir angestellt hast, kriegt hinterher wieder Michalytsch zu sehen, ja?«
    »Sei ganz beruhigt, Liebes, bei mir gibt es keine einzige Kamera.«
    »Nenn mich nicht Liebes, Wolfshund, blutrünstiger!«, schluchzte ich. »Dreckiger, perverser Rüde! So was hat mir in den letzten« – mir kam die Eingebung, lieber keine Zeiträume zu nennen – »hach, in meinem ganzen Leben keiner angetan. Solche Schweinereien!«
    Er zog den Kopf zwischen die Schultern, als hätte er eins mit dem nassen Lappen abbekommen. Interessant: Mein Schweif ließ ihn kalt, dafür wirkten meine Worte anscheinend umso mehr. Ich beschloss, diesen Sachverhalt zu testen.
    »Ausgerechnet dort. Am Zartesten, Empfindlichsten, was ich habe!«, beklagte ich mich. »Du hast mir alles zerfetzt mit deinem riesigen Gemächt. Das werd ich wohl kaum überleben …«
    Er erbleichte, knöpfte sich den Uniformrock auf und zog eine mächtige, vernickelte Pistole aus dem Holster. Ich erschrak, weil ich dachte, er wollte mich abknallen wie Robert de Niro bei Tarantino seine lästige Gesprächspartnerin – aber das war gottlob eine Fehleinschätzung.
    »Wenn dir was passiert«, sprach er voller Ernst, »dann jage ich mir eine Kugel in den Kopf.«
    »Steck das Ding weg. Steck es weg, sag ich. Du jagst dir eine Kugel in deinen blöden Kopf, und was dann? Was, glaubst du, hab ich davon? Ich hatte dich gebeten, Abstand zu nehmen!«
    »Ich dachte, du kokettierst nur«, sagte er leise.
    »Ich kokettiere?? Hat ein Ding, dreimal dicker als diese Pistole, und denkt, ich kokettiere! Hier geht's ums Überleben, Mann! … Dabei lernen das die Kinder heute schon in der Schule: Wenn ein Mädchen nein sagt, dann bedeutet es nein und nicht etwa ja oder ach, ich weiß nicht! Um den Punkt drehen sich im Westen alle Vergewaltigungsprozesse! Habt ihr das in eurer FSB-Akademie nicht erklärt bekommen?«
    Er schüttelte deprimiert den Kopf und konnte nicht aufhören damit. Ein trauriger Anblick. Ich spürte, dass ich einlenken musste. Man konnte den Bogen auch überspannen. Tarantino, das war keine ganz abwegige Assoziation.
    »Hast du Jod und Verbandszeug?«, fragte ich mit schwacher Stimme.
    »Ich schicke Michalytsch«, sagte er und sprang auf.
    »Bloß nicht! Das fehlte mir noch, dass dein Michalytsch sich über mich amüsiert… Kannst du nicht selber schnell zur Apotheke laufen?«
    »Natürlich.«
    »Und dein Michalytsch soll sich ja nicht hier blicken lassen in deiner Abwesenheit. Ich möchte nicht, dass er mich in dem Zustand vorfindet.«
    Alexander war schon am Fahrstuhl.
    »Ich beeile mich. Sei tapfer.«
    Die Tür schloss sich hinter ihm, ich konnte endlich aufatmen.
    Dass Werfüchse keine Geschlechtsteile haben, wie man sie von Menschen kennt, erwähnte ich bereits. Unterhalb unseres Schweifes gibt es jedoch eine rudimentäre Höhle; es handelt sich um eine dehnbare Hautfalte, die mit keinem anderen Organ zusammenhängt. Im Normalzustand nur ein winziger Schlitz, wie die Blase in einem prall aufgeblasenen Ball; doch wenn uns Angst befällt, dehnt sich die Falte und wird ein wenig feucht. Ihr kommt in unserer Anatomie ungefähr die gleiche Rolle zu, die ein

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