Das helle Gesicht
Nachrichtenaustausch offensichtlich bereit.
»Bist du jetzt nicht bei Myers?«
»Halb und halb.«
»Also doch. Sag mal – warum müssen die denn verkaufen? Steht es schon so schlecht?«
»Beileibe nicht. Bauen auf. Das kostet was. Aber vielleicht haben sie die beiden Pferde zu billig abgegeben.«
»Kann mir ja auch egal sein.«
»Jedenfalls, Elisha, hast du ein gutes Geschäft gemacht. Warum hat denn Krader nicht zugegriffen? Ist er nicht flüssig?«
»Krader? Und ob. Aber auch vorsichtig.«
»Ah so, er wollte kein Diebesgut.«
»Mann, halt den Mund! Was heißt ›Diebesgut‹. Philip gehört zur Familie, und den schriftlichen Verkaufsauftrag hat er mir gegeben.«
»Den möchte ich sehen.«
»Hab’ keinen Anlaß, ihn dir zu zeigen.«
»Die Pferde auch nicht. Sind ja schon bei Sam.«
Elisha war verblüfft, stand auf und bediente an einem anderen Tisch weiter.
Hanska legte das Geld neben seinen abgegessenen Teller und verließ das Lokal.
Er war zu Fuß. Seinen Schecken hatte er bei Margret gelassen. Dort, in den Slums, hatte er auch erfahren, daß Elisha die Pferde bei dem Schwarzhändler Sam untergestellt hatte. Bezahlt waren dreihundert Dollar pro Pferd, ein lächerlicher Preis für solche Tiere.
Hanska ritt in der nächtlichen Dunkelheit zu Sam. In der Brusttasche hatte er einen Schein, den er sich nach dem Gespräch mit Elisha vorsichtshalber selbst ausgeschrieben hatte.
Sam wohnte in einer Bretterbude auf einem ausgedehnten Vorstadtgelände, auf dem sich Gerümpel, Autoersatzteile, Sättel und andere Handelsgegenstände befanden, auch drei Geräteschuppen und ein kleiner Stall. Noch war es nicht Schlafenszeit. Hanska stöberte Sam auf, der um diese späte Stunde allein auf dem Platz zu sein und sich um jene Dinge zu kümmern pflegte, für die das Licht des Tages nicht die zuträgliche Atmosphäre war. Der Händler mochte um die vierzig sein; seine Schultern waren etwas vorgesunken, sein magerer Hals trug einen Geierkopf. Die Hände waren sehr kräftig, schmutzig wie die eines Handwerkers bei schmieriger Arbeit.
Hanska hielt auf seinem Schecken bei dem Mann.
»Hör zu, Sam. Ganz kurz. Elisha nutzt dich als Hehler aus. Die Bescheinigung, die er hat, ist gefälscht. Ich gebe dir einen Schein, daß die gestohlenen Pferde wieder zu Myers zurückgebracht werden. Elisha kann dann mit Myers über das Geld verhandeln. Verstanden? Okay.«
Hanska zog mit der Linken, hielt sich die Rechte frei und lenkte sein Tier mit den Schenkeln. Die Füße hatte er schon aus den Steigbügeln genommen, um ganz beweglich zu sein. Er trieb Sam zu dem Stall. Dort sprang er ab.
»Keine Dummheiten, Sam, sondern die Pferde. Aber schnell.«
»Joe, ruinier’ mich nicht. Was hast du davon!«
Sam hatte sich täuschen lassen. Er glaubte, Inya-he-yukan Stonehorn vor sich zu haben. Dessen Ruf machte die Sache für Hanska leichter.
»Was ich davon habe? Die Pferde! Vorwärts.«
Der Handstreich gelang.
Sam blieb mit der Bestätigung, daß die Pferde für Myer abgeholt seien, zurück und malte sich die Szene aus, die Elisha ihm machen würde. Warum hatte dieser Idiot auch dem Indianer gesagt, wo sich die Tiere befanden.
Hanska ritt seinen Schecken und führte die beiden Pferde mit, die widerstandslos folgten. Sam schoß nicht hinter ihm her. Er war ein geübter Schütze und Raufbold, aber ein Feuergefecht mit Joe Inya-he-yukan schien ihm doch zu riskant.
In scharfem Trab brachte Hanska seine Beute nach Hause. Das Geräusch des Hufschlags von drei Pferden war eine köstliche Musik in seinen Ohren.
Armer Philip, dachte er. Nicht nur Dieb, sondern auch Urkundenfälscher.
Die Sterne am weiten Himmel schwanden, als Hanska das Ranchgelände erreichte. Die Dämmerung schlich herauf und verbreitete ihr farbloses Licht, das noch nichts von dem kommenden Purpur der Sonne ahnen ließ. Die Gräser waren mit Tau bedeckt und beugten sich leicht in dem Wind, der von weither weithin strich. Die Pferde auf den Weiden begannen schon zu grasen.
Hanska ritt bis zu dem alten Blockhaus. Er huschte hinein, um Ite-ska-wih guten Morgen zu wünschen, und fand zu seiner Überraschung auch den zweiten Teil der Bank belegt. Man begrüßte sich mit frohem Gelächter. Joan und Ite-ska-wih fuhren in die Kleider und eilten hinaus, um das Wunder leibhaftig zu sehen; die gestohlenen Pferde waren wieder da.
»Zaubermann du!« rief Joan.
Hanska lächelte; Ite-ska-wih leuchtete vor Freude.
Die Ausrufe wurden im Ranchhaus gehört. Großvater und Vater Myer
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