Das helle Gesicht
der verwaisten Kinder, um den Tod ihrer Mutter. Nun stand sie in Hanskas Kreis, der stark schien wie ein Kiefernstamm der Prärie. Sie war schön, und sie war ein Geheimnis geworden. Hanska nahm ihr Bild mit. In ihrem hellen Gesicht wirkten ihre Augen noch dunkler.
Hanska hatte sich aufgeschwungen. Er trieb das Pferd mit einem Ruck zum Galopp und entschwand über die weiten Wiesen. Ein Prärietal verschluckte ihn endlich, entzog ihn allen Blicken.
»Was ist schöner?« fragte Iliff. »Ein Pferd oder ein Auto?«
»Ein Pferd«, sagte Ite-ska-wih.
Der Hufschlag war längst verklungen.
Der Regen hielt an. Hanska war froh, daß er reiten konnte und nicht fahren mußte. Die Wege wurden Matsch, die Wiesen glitschig. Die Halkettranch, Queenie Tashinas Heimathaus, war weit entfernt. Hanska kam erst um die Mittagszeit dort an. Oft war er als kleiner und als heranwachsender Bub bei den Großeltern gewesen, selbst in den Zeiten, in denen es starke Spannungen zwischen Inya-he-yukan Stonehorn und Vater Halkett gegeben hatte, der dem unruhigen Geist seines Schwiegersohns stets mißtraute und seine Lieblingstochter Tashina, die gute Schülerin, die anerkannte Malerin, lieber einem sehr ruhigen Rancher zur Frau gegeben hätte.
Aber Tashina hatte Inya-he-yukan geliebt.
Nun war sie tot.
Hanska sah schon das Haus, aus Brettern, doppelwandig, das Schutzdach auf vier Pfählen, unter dem man auch bei Regen handwerkliche Arbeiten ausführen konnte, das Gemüsegärtchen, das noch brach lag, und den Brunnen. Vieh und Pferde waren auf der Weide. Hanska hatte schon Henry getroffen, Halketts ältesten Sohn, Queenies Bruder. Er war einige Jahre älter als Hanska, aber stets gedrückt von der väterlichen Autorität, weniger selbständig erzogen als Stonehorns Kinder. Als er Hanska freudig begrüßt, dann aber von dessen Vorhaben erfahren hatte, war seine Stimmung sogleich ins Regengraue umgeschlagen.
»Was redest du! Tashina? Sie ist nicht tot.«
»War sie etwa bei euch, Henry?« In Hanska stieg eine unvernünftige jähe Hoffnung auf.
»Nein, nein. Sie ist doch verreist.«
»Wohin denn?«
»Zu den Verwandten nach Kanada. Hier war sie nicht mehr sicher.«
»So, zu den Verwandten. Und die Kinder?«
»Es ist alles durcheinander, Hanska. Die Zwillinge sind jetzt im Internat, das ist gut, da sind sie sicher und lernen etwas. Die drei jüngsten – das wissen wir nicht. Deshalb ist Vater ganz außer sich. Geh vorsichtig mit ihm um.«
Mit diesen Mitteilungen beschwert, war Hanska vollends zur Ranch geritten. Er saß ab. Das Pferd, das er noch nicht genügend kannte, ließ er nicht frei auf die Wiese, sondern hängte es an.
Er klopfte und trat ein.
Die Stube war viel kleiner als die im Blockhaus, aber sie wirkte nicht eng, denn es befand sich alles an seinem Platz, Ordnung beherrschte den ganzen Raum. Vater Halkett stand in der Mitte, seine Frau saß im Hintergrund.
»Was willst du?«
»Willst du mich anhören, Vater Halkett?«
»Nein. Du bist auch einer von denen gewesen und wieder geworden. Ich habe dich herreiten sehen, und ich bin entschlossen, dir zu sagen, was ich dir sagen muß. Dein Vater war krank, deine Mutter war eine Säuferin geworden und verrückt. Du bist auch verrückt. Queenie hat dich nicht ändern können. Stonehorns Wahlsohn bist du, Wahlsohn dieses Gangsters. Du kannst wieder gehen. Ich brauche dich in meinem Hause nicht.«
Die alte Frau im Hintergrund, Queenies Mutter, weinte leise.
»Vater Halkett, wißt ihr wirklich nicht, daß Queenie ermordet wurde?«
»Schweig mit dieser Lüge. Unser Kind lebt. Stonehorn hat es verschleppt. Geh, reite fort, und komme nie wieder.«
Halkett hatte nicht im Jähzorn gesprochen. Grimmig, verbissen hatte er ausgebrütet, womit er Hanska beleidigen und vertreiben könne. Er ist selbst wie von Sinnen, dachte Hanska. Er sagte kein Wort mehr. Schmerz und Zorn drängten ihm das Blut in Kopf und Herz zusammen. Er brachte die Lippen nicht mehr auseinander, und nachdem seine Wangen rot geworden waren, wurde sein Gesicht jetzt grau.
Er wandte sich um und ritt fort.
Nachdem Hanska die Halkettranch verlassen hatte, fragte er sich, wo er die Nacht verbringen könne. Es regnete noch immer, Schneeflocken begannen sich unter die Tropfen zu mischen. Ein Jagdzeit hatte er nicht dabei; den Ritt bis zur Schulsiedlung konnte er an diesem Tag der Fuchsstute nicht mehr zumuten, ohne sie sehr zu überanstrengen. Den alten Halkett bat er jetzt nicht um ein frisches Pferd, Henry aber würde
Weitere Kostenlose Bücher