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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Teufelchen, und Kubowski erlebte das Gefühl, als Fiebernder in einen Kübel eiskalten Wassers gesteckt zu werden. »Sie haben die Stellung verteidigt, daß selbst Genosse Tschuikow sich Ihren Namen aufgeschrieben hat … und dabei haben Sie einen so schrecklich hohlen Kopf …«
    »Sie haben mein Hirn weggebrannt, Genossin!« rief Kubowski geistesgegenwärtig. »Ich muß Sie wiedersehen.«
    »Morgen! An der großen Uhr auf dem Roten Platz. Um 16 Uhr. Ich werde ein Persianerkostüm tragen …«
    Iwan Iwanowitsch Kaljonin kam, um die Genossin Oberleutnant zu begleiten. Kubowski verzichtete daher auf eine Antwort. Er sah ihnen aber lange nach, wie sie über die Trümmer kletterten, an den deutschen Leichen vorbeigingen und sich gleichzeitig hinwarfen, als eine Granate heranheulte und unweit von ihnen in die Ruinen schlug.
    Auch die Panzer kamen zurück. Aber es waren nur noch zwei. Die anderen lagen vor einem deutschen Riegel und brannten aus.
    Es war unmöglich für Major Kubowski, den Anblick Olga Pannarewskajas zu vergessen. Ihre Augen, ihre Nase, ihre Lippen, die Rundungen unter der Feldbluse, der zarte knabenhafte und doch frauliche Schwung der Hüften. Mit halbem Ohr nahm er die Meldungen eines Leutnants entgegen, daß die alten Stellungen wieder besetzt seien und die Panzer neben Munition auch drei Granatwerfer und Verpflegung gebracht hätten. Er nickte nur und legte sich auf sein Feldbett.
    Es muß daran liegen, daß ich aus Tiflis komme, dachte er. Wir haben heißes Blut, und wehe, wenn es kocht!
    Ein Schreien vor dem Wasserturm jagte ihn auf. Durch die Tür stürzte ein Soldat. »Sie kommen wieder … mit Flammenwerfern …«
    Major Kubowski setzte seinen Stahlhelm auf. Leb wohl, Olgaschka, dachte er. Ein verbrannter Mensch ist kein schöner Anblick …
    Der Abflug der Planungskommission verzögerte sich um einige Tage. Es waren noch Dinge zu regeln, die im Augenblick vordringlicher waren. Der Befehl Hitlers, daß er Meldung haben wollte, wann die kämpfende Truppe im Besitz der Winterausrüstung sei, verursachte bei den Intendanturen ein großes Kesseltreiben mit der Zeit. Die Daten waren genau angegeben worden: Bis zum 10. Oktober mußte das letzte Stück in der Hand der Truppe sein, bis zum 15. Oktober hatten die Divisionskommandeure darüber eine Vollzugsmeldung zu unterschreiben. Dreitausend Intendanten, Zahlmeister, Verwaltungsinspektoren und Beamte kamen in Schwung. Es hieß den Transportraum sicherzustellen, die Züge auf den eingleisigen Strecken richtig zu dirigieren, die Lastwagenkolonnen bereitzuhalten, und es hieß, für alle Vorgänge Aktenstücke anzulegen, Wasser und Kohle für die Züge zu besorgen, Sprit und Ersatzteile für die Lastwagen bereitzustellen, Magazine zu bauen, Wachmannschaften abzustellen, Schreibstuben aufzufüllen, denn eine Riesenmenge Material zieht notgedrungen einen Berg von Papier und Listen nach sich.
    750 Tonnen Nachschub pro Tag, das war die Quote der 6. Armee. Munition, Verpflegung, Waffen, Ersatzteile. Und nun kamen noch die Wintersachen hinzu, ein Gebirge von Klamotten, die man sichten, stapeln, sortieren, notieren und schließlich gerecht verteilen mußte. Hunderte von Waggons rollten in Richtung Wolga, hielten in Tschir, wurden dort auf Lastwagen umgeladen, weil die Russen die Brücke über den Don gesprengt hatten, rollten nach Kalatsch, wurden wieder umgeladen in Waggons und schaukelten auf den Bahnstrecken nach Karpowka und Woroponowo, wo sie eigentlich – im Bereich der Armee – an die Truppen verteilt werden sollten. Doch dazu kam es nicht. Es stellten sich unüberwindbare Hindernisse in den Weg. Zunächst, was die Intendantur maßlos störte, war da der ständige Bedarfswechsel durch Ausfälle. Nie stimmten die Zahlen der Bedarfsmeldungen, die von den Kompanien im Dreckloch in Stalingrad über das Bataillon, das Regiment und die Division zum Korps liefen und von dort gesammelt an die Armee gingen. Bis die Meldungen beim Generalintendanten waren, kamen Nachmeldungen, die wiederum Rückfragen notwendig machten. Es wurden wieder neue Akten angelegt, denn jeder Vorgang muß nach preußischer Ordnung aktenkundig und in mehreren Durchschlägen stets griffbereit sein. Man war also gezwungen, trotz der erfolgten Meldung an das Führerhauptquartier, daß die Winterbekleidung an Ort und Stelle sei, was ja der Wahrheit entsprach, die Ausgabe immer wieder zu verschieben, bis ein klarer Überblick geschaffen war. Die dreitausend Intendanten, Stabszahlmeister und

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