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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in der letzten Reihe, und bevor sie in diese Ecke kam, wanderte sie schon wieder zurück.
    Er sah auf seine Uhr. Am ›Tennisschläger‹ stellte Dr. Portner jetzt die Verwundeten zusammen, die man nach rückwärts zu bringen versuchte. So nahe es möglich war, fuhren die Sankas heran. Aber bis zu ihnen ging es einige hundert Meter durch Trümmer und Hölle. Mit den Tragen rannten die Sanitäter um ihr Leben.
    Einer der Zahlmeister drehte sich zu Dr. Körner herum. Schließlich mußte man ihn ja auch einmal ansprechen.
    »So still, Doktor? Woran denken Sie?«
    »An meine Toten«, sagte Dr. Körner.
    Der Zahlmeister zuckte zusammen und drehte sich schnell wieder weg. Ein unangenehmer Mensch, dachte er dabei. Fliegt in den tiefsten Heimatfrieden und denkt an die Toten. Der Krieg verroht doch die Gefühle …
    Major Jewgenij Alexandrowitsch Kubowski verbrannte nicht im Gegenstoß der deutschen Flammenwerfer. Es wäre auch zu schade gewesen, denn einerseits war er ein schöner Mann und zum anderen hatte das Schicksal noch etwas anderes mit ihm vor, als ihn in einem Strahl heißen Öls verschmoren zu lassen. Es war eigentlich wie immer seit dem Tag, an dem die Deutschen über den Don und an die Wolga kamen: Das Bataillon Kubowskis wurde dezimiert, aber er selbst kam heil davon und wunderte sich selbst über dieses unverschämte Glück.
    Nur ging es diesmal nicht ganz so glimpflich ab. Kubowski wurde verwundet. Nicht schwer … ein deutscher Gewehrgranatsplitter ritzte ihm die Kopfhaut auf und nahm ein Stückchen Fell mit. Es blutete, als wolle der ganze Körperinhalt ausfließen, und es schmerzte, als hackten tausend kleine Teufelchen auf dem Gehirn herum. Mladschij-Sergeant Kaljonin wickelte vier dicke Verbandspäckchen um den Kopf seines Majors, bis die Blutung endlich zum Stillstand kam.
    »Es hat alles sein Gutes, Genosse Major«, sagte Kaljonin mit einem vertraulichen Augenzwinkern. »Sie werden in das Feldlazarett ›Tennisschläger‹ kommen. Zu Oberleutnant Pannarewskaja.«
    Major Kubowski seufzte. Die deutsche Artillerie hämmerte wieder in die Trümmer. Es war sinnlos, was sie tat, denn statt zu vernichten, schichtete sie nur noch mehr Steine aufeinander, unter denen sich die Rotarmisten einnisteten wie Küchenschaben. Kam dann der Alarm, daß die Deutschen angriffen, krochen sie aus den Kellern hervor und schossen um sich. Genauso war es drüben auf der deutschen Seite. Eigentlich hätte man vernünftig sein müssen und sich sagen können: Brüderchen, laßt uns aufhören. Immer neue Tote gibt's, und was kommt dabei heraus? Nichts!
    In der Nacht wurde Kubowski abgelöst. Mit dem Rest seines Bataillons schlug er sich bis zur Mitte des ›Tennisschlägers‹ durch, und es war ein wirkliches Durchschlagen, denn überall tauchten in den Trümmern deutsche Stoßtrupps auf und schossen auf die zurückspringenden und kriechenden Rotarmisten.
    Im Keller eines staatlichen Magazins war endlich Ruhe. Kubowski überzeugte sich, daß seine Leute Platz hatten und sich auf Decken und Matratzen hinlegen konnten.
    »Schlaft, und sauft nicht!« sagte er mahnend wie ein Vater und hob den Zeigefinger. »Ihr wißt, in vierundzwanzig Stunden ist das Paradies vorbei!«
    Dann machte er sich auf den Weg und suchte den Lazarettkeller. Viermal lag er schwer atmend in einem Trichter, weil die deutsche Artillerie das Gelände abkämmte, und als er endlich den Eingang erreicht hatte, warf ihn der Luftdruck einer explodierenden Granate die Stufen hinunter auf ein Knäuel Verwundete, die nicht ausweichen konnten, weil es zu eng war. So fiel er weich, sehr zum Unwillen der von oben Angefallenen. Es gab sogar einen unbekannten Genossen unter ihnen, der den Major Kubowski in dem allgemeinen Durcheinander und Geschrei kräftig ins Gesäß trat.
    Durch drei Räume voll stinkender Körper und wimmernder Fleischhäufchen führte ihn ein Sanitäter in den OP-Raum, aus dem ihm Stöhnen und Wimmern entgegenschallten.
    Kubowski zögerte kurz, ehe er eintrat. Unter einem starken Scheinwerfer, den ein Benzindynamo speiste, stand eine breite Gestalt mit nacktem Oberkörper, über den eine Schürze gebunden war. Es war unerträglich heiß im Zimmer, einmal von dem starken Scheinwerfer und zum zweiten von der dicken, verbrauchten Luft, die Kubowski entgegenschlug wie ein Hammer. Er riß, nach Luft schnappend, den Mund auf und blieb in der Tür stehen.
    »Es zieht!« schrie der breite Mann und straffte den nackten, muskelbepackten Oberkörper. Vor ihm lag ein

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