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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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364.000 deutsche Soldaten aller Waffengattungen, um Materialien im Wert von mehreren Milliarden Mark.
    »Sehen Sie sich das an, Doktor«, sagte der Luftwaffenoberst. »Und Sie fragen mich: Wie komme ich nach Stalingrad? Dort drüben sind die Zelte der aufgelösten Lazarette von Kalatsch, Dmitrijewka und Kotlubon. Fragen Sie mal da nach …«
    Er ließ Dr. Körner stehen und ging hinüber zu den 41 Schwestern, die ihn flehend und bettelnd umringten.
    Zwei Stunden später fand Dr. Körner einen Kübelwagen. Er stand hinter einer der Baracken, der Schlüssel steckte im Zündschloß, und so sehr Dr. Körner rief und an die Türen klopfte, keiner wußte, wem der Wagen gehörte.
    »Mein Gott«, sagte ein Hauptmann der Eisenbahnpioniere, der tatenlos herumsaß. »Solche Dinger stehen hier genug rum. Wo will man denn noch hin mit 'nem Wagen? Zum Flugplatz, das ist das Ziel. Wohin Sie auch fahren … überall stoßen Sie doch auf 'n Iwan … Aber wenn Sie den Kübel gebrauchen können, Doktor … schwirren Sie ab … es kräht keiner mehr danach …«
    Dr. Körner setzte sich in den Wagen und fuhr los. Er kam an einem Tanklager vorbei, das von Feldgendarmen bewacht wurde. Ein Zahlmeister saß neben dem Lager in einem alten russischen Bauernhaus und wurde von vier Offizieren angeschrien. Vor dem Spritlager standen Lastwagen und Panzer und warteten.
    »Ich kann nicht«, schrie der Zahlmeister zu den Offizieren zurück. »Wie oft soll ich Ihnen noch erklären: Das hier ist ein Brennstofflager der Reichsbahntransportstaffel. Sie aber haben Panzer und Wehrmachtsfahrzeuge. Ich darf Ihnen keinen Sprit geben. Ich habe meine strikten Vorschriften …«
    »Mann, sehen Sie doch klar. Draußen steht der Russe vor der Tür, unsere Panzer haben nur noch für dreißig Kilometer Sprit, und Sie sitzen auf einem Berg von Benzin und Öl. Wo ist denn Ihre Staffel überhaupt?«
    »Das weiß ich nicht. Ich warte auf Nachricht.«
    »Die werden Sie aus Sibirien bekommen«, bellte ein junger Leutnant.
    »Wenn schon. Ich tue nur meine Pflicht … weiter nichts …«
    Während die Panzeroffiziere noch verhandelten und drohten, das Spritlager einfach zu stürmen, bekam Dr. Körner – ohne den Zahlmeister fragen zu müssen – vier Reservekanister Benzin für seinen Kübelwagen. »Für 'n Arzt ist immer was da«, sagte ein Feldgendarmerie-Oberfeldwebel. »Wer weiß, vielleicht sind's gerade Sie, der mich mal verarztet … Der Clown da drinnen glaubt immer noch, daß seine Buchführung das Wichtigste im Krieg ist …«
    Hinter Pitomnik wurde es stiller. Die Steppe bis nach Stalingrad war eine endlose, mit Schneestaub überzogene Fläche. In der Weite verlor sich etwas die Auflösung der Front. Die Mitte des Kessels – er war 63 Kilometer lang und 38 Kilometer breit – hatte noch nichts von dem hektischen Treiben, das an den Außenstellen herrschte. Zwar begegnete Dr. Körner auch hier herumziehenden Formationen, Panzergrenadieren und Bataillonen, die so schnell wie möglich an die Brennpunkte der Einschließungsfront verlegt wurden und die Lücken ausfüllen sollten, durch die die sowjetischen Divisionen durchstießen und den Kessel aufzuspalten versuchten. Es war der Tag, an dem der deutsche Wehrmachtsbericht meldete:
    »Im Raume südlich von Stalingrad und im großen Donbogen stehen die deutschen und rumänischen Verbände im Zusammenwirken mit starken Nahkampffliegerkräften weiterhin in schweren Abwehrkämpfen …«
    Erst in Gumrak, dem zweiten großen Flugplatz für Stalingrad, wurde es wieder lebendig. Hier sammelte sich ein riesiges Lager von Verwundeten an, die von der Nordfront des Kessels kamen. Sie erzählten, daß eigentlich keiner mehr genau wußte, wie der Frontverlauf sei, denn wo gestern noch deutsche Werkstätten und Trosse in den Bauernhäusern hockten und darüber nachdachten, daß der russische Winter in einem solchen Nest mehr als Mist sei, standen plötzlich sowjetische T 34 und beschossen die verblüfften und entsetzten deutschen Kolonnen, die zu Reparaturen oder zur Ablösung in die Dörfer kamen.
    In Gumrak aber war die Lage anders als in Pitomnik. Hier war bereits ›Frontgebiet Stadt Stalingrad‹, zumindest herrschte hier nicht die Ansicht, daß es einzig und allein darauf ankäme, so schnell wie möglich nach Westen zu kommen. Man wußte, was es bedeutete, dem Russen gegenüberzustehen, man hatte es wochenlang in den Trümmern der toten Stadt erlebt und erlitten. Nur die Verwundeten lagen herum, und es wurden stündlich

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