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Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

Titel: Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Richels
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keine Gesellschaft manchmal angenehmer.
    Das hatte sie
zumindest gedacht, bevor die Bilder zurückkamen. Bilder von
einem Krieg, wie sie ihn nur aus Büchern oder Filmen kannte. Es
gab jedoch nichts, was das Gefühl beschreiben konnte, das solch
ein Krieg in der Wirklichkeit auslöste. Wenn sie versuchte die
Schrecken zu vergessen, traten sie weiter hervor und schnürten
ihr die Kehle zu. Manchmal drückten sie ihr auf den Magen oder
brannten sich in ihren Kopf ein. Schon bald konnte sie an nichts
Anderes mehr denken und das Einschlafen erschien ihr mittlerweile
unmöglich.
    Kate stand auf und
lief ein paar Runden durch den dunklen Raum, um sich zu beruhigen.
Doch vor manchen Gefühlen konnte man nicht davonlaufen.
    Als das Laufen nicht
half, ging sie zu dem Fenster und öffnete es. Zuerst klemmte es,
wahrscheinlich, weil es seit Jahren nicht geöffnet wurde und
wieder fragte sie sich, was mit den Menschen passiert war, die einst
hier gelebt hatten. Sie streckte den Kopf in die kalte Nachtluft und
stellte sich vor, dass die Gassen voller edel gekleideter Leute
waren. An den Häusern und deren Einrichtung erkannte man den
Reichtum, der ehemaligen Bewohner. Vielleicht haben sie all ihr Geld
verloren und mussten fort, überlegte Kate. Es war sicher nicht
leicht, ein solches Leben zu führen. Zu gerne hätte sie
diesen Ort gesehen, als er noch voller Leben gesteckt und man von
überall her Stimmen gehört und Lichter gesehen hatte.
    Ihre Vorstellung war
für einen Augenblick so stark, dass sie alles vertrieb und nur
den Klang und die Gerüche einer längst vergangenen Zeit
zurückließ.
    Es war zu traurig,
dass der Moment verflog, bevor sie ihn richtig in sich hatte
aufnehmen können. Aber es hatte ihr geholfen eine Entscheidung
zu treffen.
    Vorsichtig kletterte
sie auf den Fenstersims und sah hinunter. Bis zum Boden waren es
vielleicht zwei oder drei Meter, dennoch wollte sie es nicht
riskieren wohlmöglich herunterzufallen.
    Während sie
sich mit einer Hand am Rahmen festhielt, griff die Andere nach einem
der kräftigen Äste. Der Baum neben dem Haus wirkte nicht
gerade vertrauenerweckend, aber immerhin reichten seine verschneiten
Äste, am Stamm, bis zum Boden.
    Ihre Türe hatte
sie vorsichtshalber von innen verriegelt. So würde niemand auf
die Idee kommen, sie zu vermissen und nach ihr zu sehen.
    Ihre Füße
suchten halt auf der rutschigen Rinde und sie brauchte ein paar
Atemzüge, bevor sie sich traute, ihr ganzes Gewicht auf den Ast
zu verlagern und die Hand vom Rahmen zu nehmen.
    Aus dem Nebenzimmer
drangen leise Stimmen und Kate war froh, dass es dunkel war. Die
Wahrscheinlichkeit, dass Dana oder Claire sie bei einem Blick nach
draußen hätten bemerken können, war gering.
    Selbst wenn sie
versucht hatte es zu verbergen, sah man Claire die Freude über
Danas Rückkehr an. Anfangs hatte sie noch jeden Blickkontakt
vermieden und kein Wort mit ihr gewechselt, doch sobald die Mauer zu
bröckeln begonnen hatte, waren sie aus dem Reden kaum
herausgekommen. Kate kam es so vor, als wollte Claire ihrer Freundin
jedes noch so kleine und unnütze Detail berichten, dass sie seit
der Spaltung ihrer beiden Wege erlebt hatte. Kate balancierte weiter
Richtung Stamm, wo die Äste zwar breiter, aber auch rutschiger
zu werden schienen. Sie musste bescheuert aussehen, wie sie derart
unbeholfen durch einen Baum kletterte, nur um unbemerkt aus einem
Zimmer herauszukommen.
    „ Du bist
verrückt, Kate.“, sagte sie sich immer wieder in Gedanken.
Es gab kein besseres Wort für ihr Verhalten. Früher hatte
sie selten getan, was man von ihr verlangte und schon damals war sie
anders gewesen, wie die Menschen, die sie gekannt hatte, aber das
hier ging eindeutig zu weit. Was würde Mai wohl dazu sagen.
Wahrscheinlich würde sie lachen und Kate versichern, dass es
einen einfacheren Weg gab.
    Erleichtert atmete
sie tief ein und aus, als sie den Schnee zwischen ihren Zehen spürte.
    Dass sie keine
Schuhe trug, hatte das Klettern zwar erleichtert, aber dafür
hatte sie sich schon zum hundertsten Mal die Haut aufgerissen. Es
blieb einfach nicht aus, wenn man durch einen Wald lief und erst
recht nicht, wenn man, wie eine Gefangene, durch das Fenster floh.
    Sie ignorierte ihre
schmerzenden Füße, wie sie es den ganzen Tag über
gemacht hatte. Der Schnee war wohltuend und sie erinnerte sich all zu
gerne an das Gefühl die Kälte zu spüren. Einen Moment
stand sie einfach nur da und fühlte, wie der Wind sacht über
ihre Haut strich und wie der

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