Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
würde.
Als Sanny irgendwann
stehen blieb und Anstalten machte sich hinzusetzen, packten Mai und
Kate sie bei den Armen und zogen sie weiter. Kate war froh, keine so
kurzen Beine zu haben. Es mussten höllische Schmerzen sein, wenn
sie nur daran dachte, wie weh ihr ihre Eigenen mittlerweile taten.
Claire und Dana
liefen knapp zehn Meter vor ihnen, doch Kate war, als könnte sie
die Anspannung zwischen den ehemals guten Freundinnen bis hier her
spüren. Die Beiden redeten nur wenig miteinander und liefen
meistens schweigend nebeneinander.
„ Da vorne sind
Häuser, seht ihr das?“, fragte Mai plötzlich und
deutete zwischen die Bäume. Kate sah es auch. Doch es schien
kein gewöhnliches Dorf zu sein. In dieser Welt gab es kein
elektrisches Licht, aber noch nie hatte sie einen von Menschen
gemachten Ort gesehen, der dunkler war. Nicht mal die Sterne, hoch am
Himmel waren hell genug, um mehr als die Umrisse der Häuser
preis zu geben.
Ein Schild hing über
dem Tor.
„ Ruvon.“,
las Lee vor, der seine Fackel darauf gerichtet hatte. Es war lange
her, dass Kate ein Dorf dieser Größe gesehen hatte. Die
Meisten bestanden aus ein oder zwei Straßen. Mollys Dorf war
mit einer Straße und fünf Gassen schon verhältnismäßig
groß gewesen. Brion war bisher das Größte.
Ruvon bestand aus
vier Hauptstraßen und ungefähr sechs kleineren Gassen. Sie
waren komplett ausgestorben. Die Wege waren verschneit und an den
Wänden wuchs Unkraut. Einige Häuser hatten zerfallene
Dächer oder zerstörte Fenster, Andere standen nur noch zur
Hälfte, während einige Wenige komplett erhalten waren.
„ Egal was ihr
tut, ich schlafe heute Nacht hier.“, entschied Mai und erntete
zustimmendes Gemurmel.
Sie teilten sich in
zwei Gruppen auf. Claire, Dana, Sanny, Mai und Kate sollten in einem
der großen Häuser in der Mitte der Stadt schlafen, während
Chris, Ted, Lee und Alessio in Eines am Ende einer schmalen Gasse
zogen.
Die Straßen
und Häuser in dem verlassenen Dorf, Ruvon waren besser gebaut,
als die in den anderen Dörfern, in denen sie bisher gewesen
waren. Es gab sogar Riegel, die sie von innen vor die Türen
schieben konnten. So blieb es aus, dass einer von ihnen Wache halten
musste.
Auf der anderen
Seite des Waldes gab es ausschließlich Gebäude aus Stein,
doch hier war es eher eine Seltenheit. Auch die Höhe war
ungewöhnlich. Bislang hatte sie nur in Brion Häuser
gesehen, die über zwei Etagen reichten.
Ein modriger Geruch
lag in den Staubigen Fluren und Zimmern, welche noch genau so
eingerichtet waren, wie zu den Lebzeiten der Bewohner.
Die Vorhänge
hingen in schmalen Streifen vor den Fenstern. Vom Sonnenlicht waren
sie stark mitgenommen.
Die Mädchen
hielten sich nicht lange in den unteren Zimmern auf.
Sanny begann damit
jeden möglichen Eingang zu verschließen oder wenigstens
einen Stuhl unter die Klinke zu klemmen. Sie hatten genug von
ungebetenen Gästen.
In der ersten Etage
gab es nur zwei Zimmer. Claire bestand auf das, in dem ein riesiges
Bett stand, woraufhin Mai darauf bestand, dass Dana bei ihr bleiben
sollte.
„ Wenn sie im
Schlaf auf die Idee kommt jemanden zu erwürgen, dann sind wir
wenigstens sicher vor ihr.“, flüsterte Mai Kate auf der
Treppe zu.
Schnell stand fest,
dass sie das hoch gelegene Dachzimmer bevorzugte, in dem Kate sich
nicht einmal in die Nähe der Fenster getraut hätte.
Die Aussicht darauf
endlich wieder in einem richtigen Bett schlafen zu können, ließ
die Müdigkeit bereits verfliegen. Plötzlich waren sie alle
so ausgelassen, dass sie die Schrecken vergaßen, die im ganzen
Land ausgebrochen waren. Keine von ihnen dachte mehr an zerstörte
Häuser, getötete Familien oder entführte Königinnen,
während sie die herunter gekommenen Laken von den Betten zogen
und durch ihre eigenen Decken ersetzten. Auch die Staubwolke, die sie
alle zum husten brachte, als Mai sich auf eines der Betten warf,
vertrieb die Ausgelassenheit nicht.
Erst später,
als Kate alleine in ihrem Zimmer lag, kamen die Gedanken zurück.
In Mais Zimmer hatte es nur ein Bett gegeben und auch bei Claire und
Dana war nichts mehr frei. Mit Sanny wollte Kate zurzeit auf keinen
Fall alleine sein. Ihr Verhalten seit Eddys Tod war eine Sache, doch
ihre ständige Fragerei nach Alessio ging ihr auf die Nerven. Das
sie eine schlechte Lügnerin war, erschwerte ihr die ganze Sache
noch um ein vielfaches. Daher hatte sie nur die Möglichkeit
gesehen, ein Zimmer zu wählen, in dem nur sie schlief. Immerhin
war gar
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