Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

Strom aus Wärme durch ihren Körper
floss.
    Sie hatte sich,
selbst nach all den Übungen mit Liz, für die Wärme
entschieden. Auch wenn der Kältezustand neuer und interessanter
erschien, so hatte sie doch nach kurzer Zeit das Gefühl
vermisst, dass alles was sie berührte kalt wie Eis war. Es
verstärkte den Anschein einer verzauberten Welt, in der nichts
zu sein schien, wie es in Wirklichkeit war. Tausend Geheimnisse, die
ihren Glanz gleichzeitig mit der Kälte zu verlieren schienen.
Hinzu kam, dass es einfach nicht passte, wenn der Schnee wärmer
war, als ihre eigene Haut.
    Sie sah sich ein
letztes Mal um, aber es gab nichts, was sie dazu bewegt hätte
zurückzugehen, in das einsame Zimmer.
    Die verlassenen
Straßen hatten eine unheimliche Wirkung. Die schwarzen Fenster
waren wie Augen, die sie auf ihrem Weg beobachteten und die Zweige
der Bäume glichen Fingern, die mit ihren Schatten nach ihr
griffen.
    Kate lief schneller,
als sie es gewöhnlich tat und sie achtete darauf, nahe an den
Hauswänden zu bleiben.
    Das Licht sah sie
schon von weitem.
    Es war typisch, wie
sie ihre eigenen Regeln missachteten. Die Tür stand
sperrangelweit offen und jeder einzelne Raum schien beleuchtet zu
sein. Die Lautstärke ermöglichte es Kate ungesehen ins Haus
zu gelangen, ohne dass sie hätte auf Zehenspitzen gehen müssen.
    Ted und Chris hatten
gleich das unterste Zimmer bezogen. Es lag so nahe am Eingang, dass
die Beiden sie eigentlich hätten sehen müssen, bevor sie
überhaupt aus der Dunkelheit aufgetaucht war. Sie waren jedoch
so sehr damit beschäftigt, ausgelassen zu lachen, dass sie nicht
einmal merkten, wie Kate im Türrahmen stehen geblieben war und
sie interessiert musterte. Es war das erste und einzige Mal, dass sie
die beiden Brüder sah, wie sie normalerweise waren, wenn sie
nicht als Wachtposten arbeiteten.
    Stimmen, die
eindeutig aus der oberen Etage kamen, zogen ihre Aufmerksamkeit auf
sich. Bedacht darauf, ab sofort leiser zu sein, schlich sie die
knarrende Treppe hinauf. Hier oben brannten ebenso viele Lichter und
die Lautstärke schien die Gleiche zu sein.
    Kate konnte nur den
Kopf, über diesen Leichtsinn, schütteln. Ihnen machte man
Stundenlange Vorträge über unauffälliges Verhalten,
während keiner der Jungen es mitbekommen hätte, wenn ein
komplettes Heer das Haus gestürmt hätte.
    Zimmer Nummer eins
war leer. Zwar brannte auch hier Licht, aber die Stimmen kamen von
nebenan.
    „ Ich hätte
wirklich nicht gedacht, dass sie irgendwann zurückkommt.“,
sagte Lee deutlich.
    „ Aber mal im
Ernst, denkst du es war eine kluge Entscheidung, sie unbeaufsichtigt
mit deiner Schwester zusammenzulassen?“ Immer dann, wenn Lee
eine Frage mit diesen Worten begann, blieb er alles andere als ernst.
„Ich mein ja nur, nicht dass sie ihr mit den Krallen das
Gesicht in Streifen schneidet.“ Er lachte, während Kate
auf dem Flur angewidert das Gesicht verzog. Sein Humor war eine Sache
für sich und sie konnte die Witze dahinter nicht immer ganz
nachvollziehen.
    „ Du weißt
genau, dass es mehr braucht als das, damit Mai ausrastet.“,
bestritt Alessio.
    „ Was denn
noch? Ich finde, es reicht schon. Dana verrät sie an den
gewalttätigen Irren, der sie verfolgt. Der schlitzt sie auf und
sucht nach Vergebung. Kurz darauf stirbt ihr Freund an einer
verdammten Krankheit und heute erfährt sie von dem Verschwinden
ihrer, wenn auch nicht leiblichen, Mutter.“, zählte Lee
auf.
    Bisher war Kate
nicht richtig bewusst gewesen, wie schrecklich Mai sich zurzeit
fühlen musste und wieder einmal musste sie ihre Art bewundern.
Es schien nichts zu geben, was Mai aus der Fassung bringen konnte.
Bei allem was passiert war, waren die kleinen Aussetzer, die sie
hatte, kein Vergleich zu dem, wie es in ihrem Inneren aussehen
musste.
    „ Ich habe
langsam das Gefühl, dass ihr plötzliches Verschwinden, hin
und wieder, weniger mit Eddy zu tun hat, als wir angenommen haben.“,
warf Alessio ein.
    „ Du könntest
Recht haben. Zwischen ihr und Sanny liegt irgendeine Spannung vor.
Ich bin zufällig mitten in einen Streit geplatzt, als wir noch
bei dieser Eistante waren. Ich hab Sanny vorher noch nie schreien
gehört. Im ersten Moment dachte ich, es sei Claire, aber die hat
geschlafen.“, erzählte Lee. Kate fragte sich, wann das
gewesen war. Mai hatte ihr nichts von einem Streit erzählt.
    „ Das ist
wirklich merkwürdig.“, stimmte Alessio zu.
    „ Ich finde,
das ist nicht das Einzige, was zurzeit merkwürdig ist. Seit wir
in