Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
und
sie hat es sogar geahnt. Kannst du es mir da verübeln, wenn ich
auf dich aufpassen will?“ Sie musste lächelte, als er sie
küsste, obwohl ihr gar nicht nach Lächeln zu Mute war. Noch
immer lagen Angst und Traurigkeit wie ein Schatten über ihr,
aber sie spürte auch wie Alessios Anwesenheit diesen Schatten
verschwinden ließ.
„ Ich bin
irgendwie froh, dass du selten auf das hörst, was man dir
sagt.“, gab er zu und strich mit den Fingerspitzen über
ihre Arme.
„ Also bist du
nicht wütend?“, wollte Kate vorsichtshalber wissen,
während sie zuließ, dass er ihre verschränkten Arme
voneinander löste.
„ Im Gegenteil,
ich freue mich, dich zu sehen, ohne ständig darauf achten zu
müssen, dass uns niemand beobachtet.“, erwiderte Alessio,
bevor er zum Fenster hinüber ging.
„ Es weiß
niemand, dass du hier bist, nehme ich an.“, sagte er und
öffnete es gerade weit genug, dass er den Kopf hinaus strecken
konnte. Vielleicht wollte er überprüfen, ob nicht doch
jemand in der Nacht stand und zu seinem Zimmer hinaufspähte.
Kate wartete, bis er
sich wieder zu ihr umgedreht hatte.
„ Ich habe
meine Tür von innen verschlossen und unsere Wachen sind nicht
gerade wachsam.“, sagte sie.
Alessio lachte und
schob den Vorhang vor das bereits geschlossene Glas. Kate fragte
sich, wie dick die Wände waren und ob Lee sie wohlmöglich
hören konnte.
„ Was die
Wachen angeht, muss ich dir leider Recht geben. Ich verstehe auch
nicht, was Jill sich dabei gedacht hat die Zwei auszuwählen. Als
Wachen im Schloss mögen sie gut sein, aber dort sind sie unter
fünfzig anderen, begabteren Kriegern, wenigstens nicht allein
verantwortlich.“, meinte er.
„ Ich dachte,
du hast vor unserer Reise alles mit ihr besprochen, jeden Schritt und
jede unwichtige Einzelheit.“, fiel Kate ein.
„ Naja, das
Meiste. Zumindest bin ich bisher davon ausgegangen. Jetzt glaube ich
eher, sie hat mir längst nicht alles gesagt.“, meinte
Alessio und ließ sich auf das Bett sinken.
„ Wie meinst du
das?“, wollte Kate wissen. Er saß mit dem Rücken zu
ihr und fixierte einen unsichtbaren Punkt an der Wand.
„ Ich habe
immer mehr das Gefühl, dass sie mir nicht mehr, als einen
Bruchteil von dem erzählt hat, was sie von Anfang an wusste.“,
erklärte er. Kate ging um das Bett herum und setzte sich neben
ihn. Sie nahm seine Hand, die kälter war als für
gewöhnlich. Kate war sich sicher, dass es dieses Mal nicht an
ihr lag.
„ Ich mache mir
ernsthaft Sorgen.“, flüsterte er.
„ Aber du
glaubst doch nicht, dass sie Jill getötet haben, oder?“,
fragte Kate ebenso leise.
„ Nein, das
glaube ich nicht. Wenn sie das gewollt hätten, hätten sie
es sofort versucht. Wieso sollten sie sich die Mühe machen,
Gefangene zu nehmen. Dafür gibt es nur eine logische Erklärung.
Sie brauchen sie. Es liegt nahe, dass sie sich irgendwelche
Informationen von ihr erhoffen.“ Kate dachte über seine
Worte nach.
„ Glaubst du,
dieses Drachenherz kann uns tatsächlich irgendwie helfen?“
Sie stellte ihre Frage mit äußerster Vorsicht. Es sollte
nicht so klingen, als würde sie an der Geschichte zweifeln. Noch
war sie sich einfach nicht sicher, wie viel sie davon glauben wollte.
Alessio sah sie an.
„ Ich bin
überzeugt, dass es genügend Macht besitzt, um den Frieden
wieder herzustellen, aber ich kann nicht garantieren, dass wir es
finden werden. Die Zeit rennt uns davon. Je länger wir warten,
desto mehr Unheil kann Tarsis anrichten.“, sagte er. Kate
schwieg. Bereits sein Name löste Angst aus, wie sollte es erst
sein, falls sie ihm je begegnen würde.
„ Ich bin froh,
dass du da bist.“, sagte Alessio und drehte sich eine ihrer
Haarsträhnen um seinen Finger. „Mein eigener Plan, dich zu
treffen, war dermaßen schlecht, dass ich bestreiten würde,
dass er in meinem Kopf entstanden ist.“
Kate ließ sich
rücklings auf die weiche Matratze fallen. Sie war sicher nicht
mit dem üblichen Stroh gefüllt.
„ Ein Glück,
dass wenigstens einer von uns klug genug ist, um aus dem Fenster zu
klettern.“, grinste sie. Zur Strafe kitzelte er sie, bis sie
vor lauter Lachen kaum noch Luft bekam.
„ Psst.“,
machte Alessio und legte ihr die Hand auf den Mund. „Was soll
Lee denn denken?“
„ Keine Ahnung,
dass du wie ein Mädchen lachst. Wegen dir habe ich jetzt
Bauchmuskelkater.“, schimpfte sie leise, aber immer noch
grinsend.
„ Das hast du
dir selbst zuzuschreiben.“, antwortete er belustigt und ging
zur Tür, um
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