Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Sinn.
„ Mich töten?
Wieso willst du mich töten?“, flüsterte Kate. Sie
konnte nicht länger stehen und ließ sich auf den kalten
Boden sinken. Mit einer Hand umklammerte sie die Stuhlkante.
„ Das war von
Anfang an mein Plan. Seit ich dich gesehen habe, seit siebzehn
Jahren, seit deine Eltern mit dir geflohen sind.“, sagte Jill
gelassen und erhob sich aus ihrem Thron.
„ Meine Eltern?
Du kanntest sie?“, fragte Kate. Jills Lachen hallte seltsam
fremd in dem großen Saal wieder.
„ Alexa,
deine Mutter war meine geliebte Schwester.“
Die Kühle des Bodens schärfte ihren Verstand, doch es
machte Jills Worte nicht logischer.
„ Deine
Schwester?“, fragte Kate ungläubig. „Aber wie?“
Jill begann auf und
ab zu laufen.
„ Vor
vielen Jahren, als ich noch ein kleines Mädchen war, kamen meine
Mutter und mein Vater mit mir in diese Welt. Ein paar Monate später,
wurde deine Mutter geboren. Damals ahnte ich noch nicht, wie sehr ich
sie eines Tages hassen würde.“ Bei den Worten starrte Jill
feindselig aus dem Fenster.
„ Wir
gingen unterschiedliche Wege. Sie heiratete einen armen Tölpel
und ich wurde die Dienerin, der damaligen Königin von Brion.
Eines Tages erfuhr
ich, dass meiner Schwester ein Kind geboren würde, dass eine
Macht besitzen würde, wie es sie nur selten in dieser Welt gab.
Ich verachtete meine eigene Mutter dafür, dass ich nicht in
dieser Welt geboren wurde und dass sie meine Schwester mehr liebte
als mich. Ich wusste, ich wäre nie im Stande außergewöhnlich
zu sein, wenn ich weiter lebte wie bisher. Eine Dienerin,
unbedeutend, dazu verdammt immer im Hintergrund zu stehen.
Ich entwickelte
einen Plan und das Schicksal war mir gnädig. Es traf sich, dass
ich einem Mann begegnete, der das Böse kannte, vielmehr noch, er
beherrschte es. Er konnte Dinge erschaffen, von denen ich nicht
einmal zu träumen wagte. Ich schaffte es, dass er sich mir
anschloss.
Mein Glück
schien jedoch noch nicht vorbei zu sein und so kam es, dass ich
beinahe zur selben Zeit schwanger wurde, wie die Königin. Das
war ein entscheidender Vorteil, für das was ich seit Wochen
plante. Der König war ein strenger Mann und er ließ seine
Frau beinahe nie vor die Tür, aus Angst ihr könnte etwas
zustoßen.“ Jill lachte laut.
„ Was
er wohl dazu gesagt hätte, wenn er erfahren hätte, dass sie
nirgendwo mehr in Gefahr war, als bei ihrer treu ergebenen Dienerin.
Ich habe ihm nicht genügend Zeit gelassen, sich darüber
klar zu werden, als ich ihn tötete, so schnell, dass er es nicht
begriff.“, erzählte Jill. Kate war sich nicht mehr sicher,
ob sie sich einbildete, was sie hörte. Hatte Sanny nicht selbst
gesagt, im Fieber konnte alles passieren.
„ Was
redest du da?“, rief sie verzweifelt und legte ihren
schmerzenden Kopf auf den Boden. Tränen schossen ihr in die
Augen. Jill schien sie nicht wahrzunehmen. Sie war so in ihren Worten
gefangen.
„ In
der Nacht, als meine Tochter zur Welt kam, habe ich sie hinunter ins
Dorf gebracht, zusammen mit reichlich viel Geld und einer guten
Geschichte. Den neuen Eltern erzählte ich, sie käme von der
Erde. Ein Waisenkind, das ihre Eltern hier ausgesetzt hatten. Ich
jedenfalls konnte sie nicht gebrauchen.
Ein Mensch ohne
Fähigkeit ist es nicht wert, zu leben, doch töten konnte
ich sie nicht.
Auch die Königin
bekam ihr Kind, einen kleinen Jungen, Alessio, der die Gabe seines
Vaters geerbt hatte. Noch am selben Tag tötete ich alle, die in
dem Schloss lebten, bis auf das Kind.
Ich brauchte seine
Gabe. Ich gebe zu, dass sie mich vom ersten Augenblick an fasziniert
hatte.
Ich ließ die
Geschichte verbreiten, der König, der mein Mann gewesen sei,
hätte mich Jahrelang gemeinsam, mit seiner heimlichen Geliebten,
gefangen gehalten, bis er endlich seine gerechte Strafe erhalten
hatte. Von da an, zog ich das Baby als mein eigenes auf und lebte als
neue Königin von Brion, die ich noch heute bin.“
„ Du
bist verrückt.“, brachte Kate zittrig hervor. „Aber
was hat das alles mit mir zu tun? Wieso willst du mich töten? Du
hast doch schon alles.“
„ Alles?“,
lachte Jill. „Hörst du mir nicht zu? Verstehst du nicht?
Ich habe nichts. Alles was ich immer wollte war eine Fähigkeit
wie deine. Eine Macht, mit der ich die ganze Welt beeinflussen kann.
Endlich habe ich die Chance. Wenn du stirbst, werde ich deine Seele
bannen und mit Hilfe des Drachenherzens wird deine Gabe bald die
Meine sein.“ Jill kniete sich neben sie und strich ihr mit
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