Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
ihre Seele schwer vor
Kummer wog und sie sich fragte wo ihr fröhliches, unbeschwertes
Ich hin verschwunden war. Es war seltsam zu sehen, wie sie selbst
sich veränderte. Ein Mensch wurde nun einmal von dem geprägt,
was ihn umgab, auch wenn man sich noch so sehr sträubte.
Was war ihr schon
geblieben? Alessio war noch da, auch wenn er wenig Zeit hatte, dank
all der Last, die ihm durch Jills Verschwinden auf den Schultern lag.
Sanny war ebenso da, doch seit Eddy tot war, verstanden sie sich
immer schlechter. Sie waren nie die besten Freunde gewesen, aber
immerhin hatte Mai mit ihr lachen können. Früher
jedenfalls.
Ein Glück war
da noch Kate. Ein bisschen verschlossen, aber immer da, um zu helfen.
Sie war Mai zurzeit die Liebste. Selbst Sali war sie nie so nah
gewesen, auch wenn sie diese immer als ihre Schwester bezeichnet
hatte.
„ Mai?“
Cassy, mit den roten Haaren und dem traurigen Gesicht, kam auf sie
zu. Dieses Mädchen hatte sicherlich ebenso viel Leid erlebt, wie
Mai selbst. Mit dem Unterschied, dass es sich bei ihr über viele
Jahre und nicht nur ein paar Wochen verteilte.
„ Was
gibt‘s?“, lächelte Mai ihr zu und verdrängte
allen Trübsinn. Es viel ihr so leicht, wenn sie von anderen
Menschen umgeben war.
„ Ich
habe eine Nachricht für dich, von dem Mädchen mit den
braunen Haaren, ihr Name ist Kate, glaube ich.“, erklärte
Cassy und reichte ihr einen zusammengefalteten Zettel. Mai runzelte
die Stirn. Wieso schrieb Kate ihr einen Brief und vor allem wie? Mai
öffnete das Papier.
„ Ich
kann das nicht lesen. Was soll das?“, fragte Mai sich selbst.
Cassy antwortete trotzdem.
„ Ich
denke mal, dass es geheim ist, oder?“, meinte sie. Mai hätte
sie gerne geschüttelt. Wie sollte ihr das helfen.
„ Jedenfalls
meinte sie, wenn du es nicht verstehst sollst du zu Claire, oder so,
gehen.“, berichtete die Kleine.
„ Ach
und wieso sagst du das nicht gleich?“, fragte Mai und drehte
sich weg. Claire war sicher mit Dana irgendwo in der Nähe der
Drachen. Auch ohne Cassy hätte sie darauf kommen können,
dass Claire diese verwunschenen Zeichen lesen konnte, immerhin
stammte auch sie von der Erde und Kate hatte es gewusst. Es war klug,
eine Nachricht mit Wörtern aufzuschreiben, die kaum einer in
ihrer Welt verstand, doch es wunderte Mai umso mehr, dass Kate nicht
direkt zu ihr kam. Was konnte so wichtig sein, dass sie ihr einen
Zettel schrieb und wo war sie eigentlich? Sie konnte sie nirgendwo
hören.
„ Claire.“,
flötete Mai fröhlich, als sie diese zusammen mit Dana
erblickte.
„ Was?“,
kam es unfreundlicher denn je zurück. Seit sie diese
Wächtergeschichte von Alessio und Kate gehört hatte, war
sie beinahe noch unausstehlicher geworden. Die Eifersucht fraß
sie auf.
„ Ich
brauche ganz dringend deine Hilfe.“, sagte Mai und überging
die Feindseligkeit. Immerhin wollte sie etwas von Claire.
„ Was
gibt es bitte, das du nicht ohne mich kannst?“, fragte sie
ernst.
„ Das
hier.“ Mai winkte mit dem Zettel vor ihrer Nase hin und her.
Claire stand auf.
„ Ich
komme gleich wieder.“, meinte sie und schob Mai aus Danas
Hörweite.
„ Was
ist das?“, fragte sie flüsternd.
„ Eine
Nachricht von Kate.“, erklärte Mai.
„ Oh
schön. Ein Abschiedsbrief? Ist sie weggelaufen oder hat sie sich
umgebracht?“, scherzte Claire. Mai sagte nichts.
„ Na
gut. Gib schon her. Ich sag auch nichts mehr.“, versprach
Claire und schnappte Mai den Zettel weg.
„ Liebe
Claire, vielen Dank, dass du diese Nachricht liest. Wäh,
was soll das? Die tut ja so, als würde ich das freiwillig
machen.“, kommentierte Claire.
„ Lies
weiter, was steht da noch?“, fragte Mai.
„ Ok,
ok. Das hier ist für dich. Liebe
Mai, du hattest Recht mit deiner Vermutung über die
Prophezeiung. Ich hoffe, dass du auch weiterhin Recht behältst,
was das Ende betrifft. Ich hoffe es wird gut, denn ich hatte keine
Zeit es mir anzuhören. Was auch passiert, ich liebe dich und
danke für alles. “ ,
schloss Claire und wendete den Zettel, als erwartete sie auf der
Rückseite eine Erklärung zu finden.
„ Das
war‘s? Es hört sich beinahe so an, als wäre sie für
immer weggegangen.“, sagte Mai verzweifelt und riss Claire den
Zettel aus den Händen, als könnte sie selbst etwas daran
entdecken, was ihr sagte, dass alles nur ein Scherz war.
Sie ließ sich
auf die Knie sinken. Jeder, den sie liebte ging. Ihre Eltern hatte
sie nie kennen gelernt. Sali war auf der anderen Seite des Waldes.
Eddy war
Weitere Kostenlose Bücher