Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
schlagartig aus der Trance und der Zauber war
vorbei.
Reglos stand sie vor
dem Torbogen und wartete, dass etwas außergewöhnliches
passierte.
Alles blieb ruhig.
Vorsichtig hob sie ihre Hand und legte sie auf den moosbedeckten
Stein.
Sie zuckte.
Anders als erwartet,
war er kalt wie Eis, trotz der Sonne, die den ganzen Tag geschienen
hat.
Selbst jetzt konnte
Katelyn die Hitze spüren, die in der Luft lag.
Ein Knacken aus dem
Wald ließ sie herumwirbeln, wobei ihre Tasche sich in einem
nahestehenden Strauch verfing.
Mit klopfendem
Herzen und zittrigen Händen versuche sie diese zu befreien. Sie
zog kräftig an den Henkeln und aus den Augenwinkeln sah sie, wie
sich etwas aus dem Wald heraus bewegt.
Panik überkam
sie, beim Anblick der unbekannten Gestalt.
Ungeduldig zerrte
sie an der Tasche und versuchte etwas zu erkennen, aber wer oder was
auch immer so bedrohlich auf sie zuschlich, war verdeckt von den
Schatten der Bäume.
Ein letztes Mal riss
sie an den Riemen. Die Zweige gaben nach und durch die Wucht, mit der
sie sich befreite, kam sie aus dem Gleichgewicht.
Rückwärts
taumelnd und mit einem schwachen Versuch sich an etwas
festzuklammern, stürzte sie rücklings zu Boden, während
ihre Umgebung langsam verschwamm.
Mit dem Gesicht
voran fiel Katelyn zu Boden, der seltsamerweise nicht so hart war,
wie sie es erwartet hatte. Wie konnte es überhaupt sein, dass
sie auf dem Bauch landete, wo sie doch eindeutig nach hinten gefallen
war?
Sie fasste mit einer
Hand an ihren schmerzenden Kopf und drehte sich auf den Rücken.
Als sie benommen die
Augen öffnete, sah sie ein eigenartig leuchtendes, blaues
Strahlen, über sich und es dauerte einen Moment, bis sie sich an
die plötzliche Lichtveränderung gewöhnt hatten. Jetzt
erkannte sie, dass es der Himmel sein musste, der nicht mehr
pechschwarz, sondern so hell war, dass er sie blendete. Sie kniff die
Augen zusammen und richtete sich langsam auf.
Katelyn betastete
den Boden, auf dem sie saß, bis ihr bewusst wurde, dass es
Schnee war. Zwar schmolz er nicht als sie ihn in die Hand nahm, doch
er sah genauso aus, wie der Schnee den sie kannte.
Nachdenklich ließ
sie ihn durch die Finger gleiten und beobachtete wie er im hellen
Licht des Himmels glitzerte. Er konnte unmöglich echt sein.
Schließlich war es Mitte Juli, Sommer und für gewöhnlich
hatten sie nur im Winter so viel Schnee. Sie sah sich nachdenklich
um.
Sie
befand sich auf einem Hügel. Der Friedhof war verschwunden und
mit ihm auch alles andere ,
bis auf den Torbogen, der unschuldig im weißen Schnee stand,
ganz so als
hätte ihn jemand dort vergessen. Hatte er sie gerettet oder war
das hier nur einer dieser Träume, die einem wie die Wirklichkeit
vorkamen, bis man aufwachte? War sie vielleicht tot und hatte es
selbst nicht gemerkt? Unsinn, sagte sie sich. Wieso hätte sie
sterben sollen?
Sie
überlegte einfach noch mal hindurchzugehen, um zu sehen was
passieren würde. Vielleicht war das Ganze eine Täuschung
und in Wirklichkeit stand sie noch immer auf dem Friedhof.
Sie
stand auf und klopfte sich den seltsamen Schnee von ihrer
beschmutzten Kleidung. Dann hob sie ihre Tasche auf, die zwei Meter
von ihr entfernt lag. Sie musste durch den Schwung ihres Falls
weggeflogen sein.
Leise
Geräusche vom Rand des Hügels, weckten ihre Aufmerksamkeit
und sie wandte dem Bogen den Rücken zu. Mit angehaltenem Atem
lauschte sie dem näher kommenden, sanften Knirschen im Schnee,
welches sich weniger wie die Schritte eines Menschen anhörte,
sondern mehr wie die eines Tieres.
Sie
wich zurück, bis sie den Torbogen im Rücken spürte. Er
war nicht mehr kalt. Im Gegenteil, Katelyn zuckte kurz, als sie die
Hitze spürte, die von dem Stein auszugehen schien.
Dann
tauchte etwas Pelziges am Rande auf und sie kniff leicht die Augen
zusammen, um die Gestalt besser erkennen zu können. Das Wesen,
welches auf den Hügel stieg, blieb stehen als es sie sah und
erst nachdem es die Kapuze abgenommen hatte, erkannte Katelyn, dass
es ein Mensch war. Um genau zu sein, ein Mädchen, ungefähr
in ihrem Alter. Es strich sich das blonde Haar aus dem hübschen
Gesicht und beobachtete sie neugierig. Katelyn erwiderte den Blick.
Das Mädchen lächelte sie an und kam langsam auf sie zu.
Katelyn
folgte jeder ihrer Bewegungen mit misstrauischem Blick, aber sie
konnte keine Gefahr erkennen. Knapp vor ihr blieb das Mädchen
stehen. Ihre Figur war schmal und sie war ein Stück kleiner als
Katelyn.
„ Hallo.
Mein Name ist Mai.“,
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