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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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aber dieses Mal gibt es keine Vergebung, keine Wiederauferstehung. Satan ist der große Sieger. Er ergreift Besitz von mir. Ich verliere die Kontrolle.«
       Vergeblich versuchte ich zu lächeln. Luc war ein absoluter Märtyrer. Er hatte nicht nur sein Leben, sondern auch seine Seele geopfert. Er würde im Jenseits nicht der ewigen Seligkeit teilhaftig, denn sein Martyrium bestand ja gerade darin, dass er auf dieses Seelenheil verzichtet hatte.
       Ein Lächeln zerriss seinen Mund.
       »Im Grund fühle ich mich befreit. Ich spüre nicht mehr diesen ewigen Zwang zum Guten. Ich habe das Brett losgelassen und spüre jetzt, wie ich abgetrieben werde …«
       »Du darfst dich nicht gehen lassen.«
       »Du hast nichts verstanden, Mat. Ich bin ein Lichtloser. Alles, was ich tun kann, ist Zeugnis ablegen.« Er legte einen Zeigefinger auf seine Schläfe. »Beschreiben, was hier, in meinem Schädel, abläuft.«
       Er hielt eine Sekunde inne, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, lauschend, als würde er seinen Geist unter dem Mikroskop betrachten:
       »Es gibt noch einen Teil in mir, der meinen Fall ermisst. Einen erschrockenen Teil. Aber der andere Teil, der immer größer wird, genießt diese Befreiung. Es ist wie ein Beutel Tinte, der sich in meinem Gehirn ausbreitet.« Er lächelte höhnisch. »Das Böse hat ein Ei in mich gelegt und durchwuchert mich. Schon bald bin ich verloren für die Sache …«
       Ich spürte, wie ich allmählich ärgerlich wurde. Mein ganzes Sinnen und Trachten war dieser Rede, dieser Position diametral entgegengesetzt. Ich wollte diese Ermittlungen auf eine rationale, natürliche Grundlage stellen, während Luc sich in satanistischen Märchen erging.
       »Du hast von einer Gefälligkeit gesprochen«, sagte ich ungeduldig. »Was meinst du damit?«
       »Beschütze meine Familie.«
       »Vor wem?«
       »Vor mir. In ein, zwei Tagen werde ich Gewalt und Schrecken verbreiten. Und ich werde mit meiner Familie beginnen.«
       Ich legte meine Hand auf seine Schulter.
       »Luc, du wirst hier behandelt. Es besteht kein Grund zur Sorge. Du …«
       »Halt die Klappe. Du hast keine Ahnung. Schon bald wird mich diese Einzelzelle nicht mehr daran hindern können, zu handeln. Ihr alle werdet mir wieder vertrauen. Ich werde scheinbar wieder ganz gesund sein. Aber dann werde ich richtig gefährlich sein …«
       Ich seufzte:
       »Was genau soll ich tun?«
       »Postier deine Leute vor meinem Haus. Beschütze Laure und die Kleinen.«
       »Das ist absurd.«
       Er warf mir einen stechenden Blick zu, als ob er in meinen Kopf eindringen wollte.
       »Ich bin nicht die einzige Gefahr, Mat.«
       »Wer noch?«
       »Manon. Sie wird sich rächen wollen.«
       Das war nun wirklich abstrus. Ich stand auf.
       »Du musst dich ausruhen.«
       »Hör mir zu!«
       Einen Moment lang war sein Gesicht eine einzige hassverzerrte Fratze. Einen Moment lang glaubte ich, Satan in ihm zu sehen.
       »Glaubst du wirklich, sie wird mir verzeihen, dass ich gegen sie ausgesagt habe? Du kennst sie nicht. Du kennst ihre Seele nicht. Du weißt nichts über den, der in sie gefahren ist. Sobald sie kann, wird sie losschlagen. Sie wird das zerstören, was mir am teuersten ist. Ihre Unschuld ist eine Maske. Sie ist ein Werkzeug des Teufels. Und er wird mir niemals verzeihen. Ich bin dabei, ihr Geheimnis zu verraten, kapierst du? Er wird das zu unterbinden versuchen. Und sich an meiner Familie rächen!«
       »Du redest völligen Unsinn.«
       »Bitte, tu es. Im Namen unserer Freundschaft.«
       Ich machte einen Schritt zurück. Ich wusste, dass Zucca uns durch das Rollo beobachtete. Er würde die Tür aufschließen. Ich hatte Luc eigentlich danach fragen wollen, welche Erinnerungen er an die Zeit nach dem Aufwachen aus dem Koma hatte. Ich wollte wissen, ob er sich nicht an einen bestimmten Mediziner erinnerte, der ihn mehrmals besucht hätte. Einen möglichen »Höllengast«.
       Aber ich verzichtete darauf.
       Selbst unter Haldol war Luc nicht mehr in der Lage, zwischen Wahn und Wirklichkeit zu unterscheiden.
       Hinter mir wurde die Tür aufgesperrt. Luc richtete sich auf seiner Matratze auf.
       »Lass meine Wohnung überwachen, bitte. Würdest du das tun?«
       »Kein Problem. Verlass dich auf mich.«

KAPITEL 109
    Rückfahrt zur Zentrale.
       Die angeforderten Akten waren per Fax und E-Mail eingetroffen.
       Der

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