Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
bloße Berührung durch die Dschinn einen so langwierigen Schaden bei den Menschen hinterlassen hat.«
    »Ich fürchte, einige von ihnen werden wohl nie wieder richtig gesund«, gab Sayd zurück und ließ sich auf dem Schemel neben dem Kamin nieder. »Irgendetwas müssen die Dschinn in ihnen hinterlassen haben. Ich wünschte, wir hätten einen Arzt in unserer Mitte. Oder zumindest jemanden mit so viel Wissen wie Jared.«
    So, wie er die Lippen nach der Erwähnung unseres Freundes zusammenpresste, fürchtete er wohl mittlerweile auch um dessen Leben.
    Hin und wieder ertappte ich mich dabei, wie ich eine Nachricht zur Ordensburg schicken wollte – doch dann fiel mir wieder ein, dass der Taubenschlag verwaist war. Und dass es keine Möglichkeit gab, sie zu erreichen. Erst wenn wieder eine Nachricht von ihnen kam, wussten wir, dass sie heil in die Ordensburg zurückgekehrt waren.
    »Du sagtest doch damals selbst, dass kein Arzt der Welt diese Krankheit heilen könne.«
    »Kein sterblicher Arzt, nein. Aber stell dir vor, einer von uns hätte die Möglichkeit, über Jahrhunderte zu forschen und Heilmittel zu entwickeln.«
    »Das wäre natürlich wunderbar, aber auch das würde unseren Kranken nicht helfen.«
    Sayd schüttelte den Kopf. Nein, das würde nicht helfen. Es war überhaupt ein Wunder, dass so viele die Krankheit mehr oder weniger gut überstanden hatten.
    Ich erinnerte mich nur ungern an die Monate nach unserer Rückkehr aus England. Das Leid, das Frankreich verheerte, geriet über das Leid, das wir hier zu lindern hatten, beinahe in Vergessenheit. So sehr sich Alix und ihre Enkelinnen mühten, immer wieder endeten ihre Versuche, die Menschen zu heilen, in Ohnmachtsanfällen, die am Ende auch Alix krank machten.
    Wir versuchten es schließlich wieder mit unserem eigenen Blut, auch ich gab meines, um den Menschen zu helfen. Nachdem über Monate hinweg nicht die geringste Linderung zu bemerken war, erholten sich nach etwa einem Dreivierteljahr die ersten Kranken, die bis dahin überlebt hatten. Zunächst befürchteten wir, dass die Heilung damit zusammenhinge, dass sie sich selbst in Dschinn verwandeln würden, doch dem war glücklicherweise nicht so. Sehr langsam kamen sie wieder auf die Beine, erlitten aber danach immer wieder Rückfälle, die sie monatelang ans Bett fesselten. Wahrscheinlich würde das erst vorbei sein, wenn das Leben sie endgültig verließ.
    »Wie kommst du mit den Aufzeichnungen voran?«, fragte Sayd, um abzulenken. Ich schaute ihm in die Augen und sah, wie erschöpft er war.
    »Es gibt nicht viel zu schreiben«, gab ich zurück und klappte den Deckel der Chronik zu. »Ich würde zu gern von anderen Dingen berichten als von der Krankheit unserer Leute. Zum Beispiel von Aishas Vernichtung.«
    »Damit wirst du noch ein Weilchen warten müssen, fürchte ich.«
    Ich seufzte. »Ja, das fürchte ich auch. Sie tobt sich noch immer auf den Schlachtfeldern Frankreichs aus. Und wir sind nicht da, um etwas zu unternehmen.«
    Sayds Miene verhärtete sich. »Wir haben neue Kunde aus Bourges.« Er zog einen Brief aus der Tasche. Wann hatte er ihn erhalten? Und von wem? Er hatte uns bisher noch nicht offenbart, dass er einen Kontaktmann in der Stadt hatte.
    Ich öffnete den Brief, wobei etwas von dem Siegelwachs auf den Deckel der Chronik krümelte. Was ich dort las, ließ mich überrascht nach Luft schnappen.
    »Der neue Burgunderherzog will Henry zum legitimen König von Frankreich machen?«
    »Und dabei fallen dem Dauphin seine eigenen Verwandten in den Rücken. Seine Mutter hat sich gegen ihn gewandt und nun soll Henry per Heirat mit Katharina, der Schwester des Dauphin, König von Frankreich werden.«
    Schlechter hätte es nicht kommen können. Gabriel wäre angesichts dieser Nachricht am Boden zerstört gewesen.
    »Und was sollen wir tun?« Ich wusste, dass Sayd schon lange keine Vision mehr gehabt hatte. Als wollte uns sein Gott für die misslungene Rettung Johann Ohnefurchts strafen, verweigerte er Sayd die Zukunftsbilder. »Eigentlich ist es noch immer unsere Aufgabe, dem Prinzen auf den Thron zu helfen«, sagte er zögerlich. »Einem Prinzen, von dem ich nicht weiß, ob er der Richtige wäre, um dieses Land zu führen.«
    »Auch der Engländer wäre kein guter König«, entgegnete ich. »Ihm geht es nur darum, Land zu raffen.«
    »Da hast du recht. Manchmal frage ich mich wirklich, ob die Aufgabe, die wir uns vorgenommen haben, nicht zu groß für uns ist.«
    »Immerhin haben wir Menschenleben

Weitere Kostenlose Bücher