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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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bekam, sondern seine Angreifer. Mit jedem Tag, der verging, schienen seine Kraft und seine Schnelligkeit zu wachsen. Und mit jedem Tag wurde er verzweifelter …
    Ein Möwenschrei riss ihn aus seinen Gedanken. Der weiße, schlanke Vogel huschte dicht über den im weißen Sand Stehenden hinweg und flog hinaus aufs offene Meer. Während er ihm so nachsah, spürte er plötzlich eine Veränderung. Es war, als würde etwas an seinem Rückgrat hinaufkriechen, hinein in sein Gehirn.
    Zunächst überfiel ihn Panik, dann ein Schwindel, der ihn auf die Knie zwang. Was war nur los mit ihm? Sein eigenes Keuchen dröhnte wie Donnerhall in seinen Ohren, das Rauschen der Wellen klang merkwürdig verzerrt.
    Er hörte sich selbst etwas rufen, verstand es aber im ersten Moment nicht. Das Tosen in seinen Ohren und das Tosen der See übertönten seine Stimme. Doch dann erkannte er, dass es ein Name war. Der wichtigste Name, den es vor langer Zeit für ihn gegeben hatte.
    Laurina.

15
    W ährend das Kaminfeuer hinter mir prasselte und mir den Rücken wärmte, beugte ich mich über meine Chroniken der vergangenen beiden Jahre. Viel war passiert, seit wir vergebens versucht hatten, den Burgunderfürsten zu retten und Frieden zu stiften
    Nicht nur der Krieg in Frankreich war durch den Mord an Johann Ohnefurcht schlimmer geworden, auch war es in einem Land namens Böhmen zu einem folgenschweren Zwischenfall gekommen, der in einem Krieg gegen vermeintliche Ketzer gipfelte: Als Reaktion auf die Verbrennung eines Mannes namens Jan Hus stürmten seine Anhänger in das Prager Rathaus und warfen einige Ratsherren aus dem Fenster. Daraufhin spalteten sich Adelige von der katholischen Kirche ab und schlossen sich den sogenannten Hussiten an, was sich der Papst natürlich nicht gefallen ließ. Er leitete Gegenmaßnahmen ein und entsandte sein Heer nach Böhmen.
    »Sie nennen es Kreuzzug«, hatte Sayd mir erklärt, als er beschlossen hatte, Belemoth und Vincenzo dorthin zu schicken. Ich konnte hören, wie sich dieses Wort in seinem Mund anfühlte: bitter, schal, blutig. Kreuzzug war auch im Jahre 1098 das Einfallen der Franken in seine Heimat genannt worden. »Es ist immer ein Kreuzzug, wenn es darum geht, andere Religionen und Denkweisen auszumerzen.«
    Nach der Zerstörung unseres Dorfes hatten wir uns und den verbliebenen Katharern als neuen Unterschlupf eine Burgruine gewählt, die schon vor langer Zeit verlassen und vergessen worden war.
    Ich schätzte, dass sie zu Zeiten der Römer erbaut worden sein musste. Natürlich war Jared auf diesem Gebiet der Experte, doch seinen Rat konnte ich nicht einholen, weil er immer noch in der Wüste war. Wie es ihm wohl erging? Natürlich schaffte man es nicht, die Wüste an einem Tag zu durchqueren, aber mittlerweile waren drei Jahre ins Land gegangen und allmählich begann ich mich zu sorgen. Suchten sie noch immer? Waren sie in der Wüste vielleicht verloren gegangen?
    Nein, Letzteres war unmöglich. Sie waren Lamienkinder, die notfalls viele Monate, vielleicht sogar ein oder zwei Jahre, ohne Nahrung auskommen konnten. Natürlich würden sie beginnen, sich zu verändern; die Quelle würde die Oberhand gewinnen und versuchen, den Körper ihren Bedürfnissen entsprechend anzupassen. Laut Sayd konnte es passieren, dass die Augen einer Lamie dann beständig jene leuchtende zweite Farbe hatten und die Haut sich fester um ihre Leiber spannte, bisweilen so fest, dass man sie für ausgetrocknete Leichen halten konnte, aber dazu musste eine sehr lange Zeit vergehen.
    Und ich kannte Jared: Er würde schon einen Weg finden, für sie alle etwas zu essen herbeizuschaffen, denn nach den Jahren der Fülle in Garnata wollte er bestimmt nicht hungern.
    Als hinter mir die Tür knarrte, hob ich die Feder vom Blatt und wandte mich um.
    »Du solltest dir ein wenig Ruhe gönnen«, sagte Sayd, der es sich seit unserer Ankunft hier zur Aufgabe gemacht hatte, nach jedem von uns zu sehen.
    »Wie geht es unseren Kranken?«, fragte ich, denn kurz zuvor hatte ich Sayd beobachtet, wie er auf dem Weg zu unserem Hospital war.
    »Besser. Die Rückfälle wegen des Dschinngifts werden weniger.«
    Auch drei Jahre nach dem Angriff hatten einige Katharer immer noch Fieberanfälle, meist nachdem das Wetter gewechselt hatte. Jetzt, an der Schwelle vom Winter zum Frühjahr, wurden die Krankheitsfälle wieder etwas mehr, aber glücklicherweise nicht so bedrohlich, dass wir um das Leben der Menschen fürchten mussten.
    »Es ist unglaublich, dass die

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