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Das Herz der Nacht

Das Herz der Nacht

Titel: Das Herz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zur Gewohnheit geworden war.
    »Ja, und? Was ist dagegen einzuwenden?«, entgegnete Therese.
    »Der Bursche gefällt mir nicht. Bist du nicht auch mit ihm früher von der Gesellschaft der Windisch-Graetz verschwunden? Du bist erst in den frühen Morgenstunden zurückgekommen!«
    »Ja, und?«, wiederholte sie nicht weniger aggressiv. »Ich bin zu der Soiree gegangen, wie du es wolltest, aber du kannst nicht verlangen, dass ich mir das Gekreische gewisser junger Dinger anhöre, das sie Gesang nennen. Das will ich meinen Ohren nicht zumuten. Wenn es dir nichts ausmacht, dann bleibt es dir unbenommen, diesem Dämchen – das sich ja offensichtlich in deiner Gunst sonnt – zu lauschen. Ich bevorzuge richtige Kunst.«
    Der Fürst umschloss das Handgelenk seiner Frau und drückte zu, dass sie das Gesicht verzog.
    »Das geht dich nichts an! Unterlass diese Bemerkungen«, sagte er ein wenig leiser, doch nicht minder drohend.
    »Es interessiert mich nicht, und ich mache dir keine Vorschriften, aber ich verlange, dass du im Gegenzug auch mich meine eigenen Entscheidungen treffen lässt, mit wem ich mich umgebe und mit wem nicht!«
    Der Fürst senkte seine Stimme noch ein wenig, doch der Vampir konnte ihn noch immer mühelos verstehen.
    »Du wirst mir keine Hörner aufsetzen! Nicht mit dem kleinen Leutnant, mit dem du ausreitest, und auch nicht mit dem düsteren Grafen, den du im Augenblick zu bevorzugen scheinst. Halte mich nicht für einfältig. Ich bekomme alles mit, und ich warne dich: Es würde dir und ihm schlecht bekommen!«
    »Herzlichen Dank für diese Drohung, mein werter Gatte«, zischte sie im Flüsterton. »Aber im Gegensatz zu dir habe ich nicht vor, mein Ehegelübde zu brechen. Du brauchst dich also nicht zu echauffieren und dich hier vor allen Leuten zum Gespött zu machen. Und nun lass meinen Arm los! Ich muss auf die Bühne, den zweiten Teil ankündigen.«
    Sie riss sich los und stürmte ein wenig undamenhaft davon. Der Fürst sah ihr nach und ging dann davon.
    András verzichtete darauf, in den Zuschauerraum zurückzukehren, und verließ stattdessen den Augartenpalast. Noch eine Stunde neben den süß duftenden jungen Mädchen stillsitzen zu müssen erschien ihm ein zu hartes Los. Da ging er lieber in der Leopoldvorstadt auf die Jagd.
    Außerdem gab es so einiges, über das er nachdenken wollte: die Fürstin Therese, ihr Gatte und das, was sie gesagt beziehungsweise was sie alles nicht gesagt hatte.
     
    13. Kapitel
    Das Polizeigefangenenhaus
    Das beschwingte Gefühl verwehte, als sich András seinem Palais näherte. Schon wieder eine böse Überraschung? Hatte er nicht Goran beauftragt, genau das zu verhindern?
    Er trat näher und witterte. Nein, er hatte sich getäuscht. Er konnte kein Blut wahrnehmen. Aber da war etwas anderes. András blieb auf der Schwelle stehen. War der Einbrecher zurückgekehrt? Ja, das war sein Geruch. Hatte er heute Nacht ganz frech diese Schwelle überschritten? Hatte Goran ihn gar eingelassen?
    András stürmte in die Halle und rief nach seinem Diener. Doch schon als er das Haus betrat, wurde ihm klar, dass der Einbrecher dieses Mal das Palais nicht betreten hatte. Zumindest nicht durch die Eingangstür. Hier in der Halle konnte er keine Spur von ihm finden. Was aber hatte er dann auf seiner Schwelle zu suchen gehabt?
    András ging wieder hinaus und ließ seine Witterung und den Blick über das Tor mit dem gesprengten Giebel und den vier Karyatiden wandern, bis seine Augen das Papier entdecken.
    Er hatte eine Nachricht zurückgelassen? András entfaltete es erst, als er in der Halle stand und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Goran stand an seiner Seite und sah ihn fragend an.
    »Du willst wissen, was uns unser unverschämter Einbrecher zu sagen hat? Nun, dann lies selbst!« Er hielt seinem Diener den Brief entgegen. Das Papier war einfach, die Schrift wirkte ein wenig ungeübt, dennoch waren die Worte gut zu lesen:
    Verehrter Herr Graf,
    darf ich mich für die Leihgabe bedanken? Ja, es ist nur eine Leihgabe, die Sie Stück für Stück zurückerhalten. Das erste ist ja bereits wieder in Ihre Hände zurückgekehrt, und ich verspreche, dass Sie auf die anderen auch nicht lange werden warten müssen. Auf die eine oder andere Weise werden die Klingen ihren Weg zurückfinden. Lassen Sie sich überraschen!
    Als Goran den Brief an seinen Herrn zurückgab, zitterte seine Hand. Vor Zorn, wie András deutlich spüren konnte, und auch in ihm stieg Wut auf. Was erdreistete sich dieser

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