Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
hergestellt wird. Wir richten uns bei der Herstellung unserer Produkte natürlich nach europäischen Traditionen und Konventionen. Käseherstellung nach neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft und nach altbewährtem Handwerk wie in Holland oder in der Schweiz!«
Der Journalist schrieb weiter, als hätte er Rose nicht gehört. Verärgert zupfte sie ihn am Ärmel, sodass der Stift krause Striche auf das Papier malte. »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«, herrschte sie ihn an.
»Ja, Mijnfrow. Ich habe Sie gehört. Mister Mwasube war doch dabei, als Ihre Tochter das ›Feuer der Wüste‹ fand, oder nicht? Für unsere Leser ist es wichtig zu wissen, wie er im Nachhinein die Dinge betrachtet, wie sein Leben sich verändert hat.« Er wandte sich an Horatio. »Sie haben wissenschaftlich gearbeitet. Nun leben Sie hier auf Salden’s Hill. Berichten Sie darüber.«
Horatio sah zu Ruth, die ihm zunickte. Nun aber mischte sich Corinne ein. »Für mich war der Wandel dramatisch«, erklärte sie ungefragt. Sie breitete die Arme aus. »Mein ganzes Leben hat sich mit einem Schlag verändert. Ja, man könnte sogar sagen, es ist aus den Fugen geraten.«
»Inwiefern?«, fragte der Journalist und wandte sich gelangweilt an Corinne. »Sie sind Ruth Saldens Schwester, nicht wahr? Waren Sie an der Jagd nach dem Diamanten beteiligt?«
»Nicht direkt«, gab Corinne zu. »Das heißt, ich war nicht mit unterwegs. Ich habe zwei Kinder, verstehen Sie, und einen Mann. Die wollen versorgt sein. Abenteuer kann sich eine Hausfrau und Mutter nicht leisten. Aber nun, da Ruth ständig in den Zeitungen ist und ich selbstverständlich auch ihre geheimsten Gedanken und Ängste kenne, die mit der Jagd verbunden waren, habe ich mich sehr verändert. Ja, mir ist klar geworden, dass es sozusagen eine Familientradition ist, anderen zu helfen, für Gerechtigkeit zu sorgen. Und deshalb habe ich beschlossen, eine Initiative ins Leben zu rufen, die Ungerechtigkeiten aufdeckt.«
»Aha, sehr schön.« Der Reporter lächelte unverbindlich in Corinnes Richtung und wandte sich sogleich wieder ab. »Zurück zu Ihnen, Mister Mwasube. Leben Sie fest auf dieser Farm? Arbeiten Sie hier?«
Horatio blickte wieder zu Ruth. Was soll ich denen jetzt sagen?, fragte sein Blick. Was kann ich sagen, ohne der Farm und dir zu schaden? Unser Privatleben geht sie doch nichts an, oder?
Ruth verstand, nickte ihm zu, legte kurz ihre Hand auf seine. Dann beugte sie sich vor und tippte mit dem Zeigefinger auf den Block des Journalisten. »Schreiben Sie«, befahl sie. »Mister Horatio Mwasube arbeitet als Verwalter auf Salden’s Hill.«
Der Journalist sah auf. »Ein Schwarzer als Verwalter einer weißen Farm? Das gibt es in ganz Namibia nicht.«
Ruth zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Einer ist immer der Erste. Horatio hilft mir, die Farm so zu führen, dass wir mit der Natur im Einklang leben. Die Nama haben jahrhundertelang Erfahrung in der Viehzucht. Es wird Zeit, dass wir davon profitieren. Zum Nutzen aller Namibier. Und zum Nutzen der Wissenschaft natürlich.«
Rose war vor Entsetzen der Unterkiefer heruntergeklappt. »Das stimmt nicht!« Ihre Stimme klang schrill. »Natürlich ist dieser Schwarze hier nicht der Verwalter! Er ist Gast auf der Farm. Schon viel zu lange übrigens.« Wieder zupfte sie am Ärmel des Journalisten. »Streichen Sie den Verwalter. Na los, machen Sie schon!«
»Um auf meine Initiative für Gerechtigkeit zurückzukommen«, brachte sich Corinne erneut ins Gespräch, wurde aber sofort von Rose unterbrochen. »Halt den Mund, dumme Gans! Kein Mensch interessiert sich für deine Überspanntheiten. Siehst du denn nicht, was hier vorgeht? Der Schwarze hat uns an den Rand gedrückt!«
Corinnes Blicke wieselten über den Tisch, von ihrer Mutter zu Horatio und Ruth und dann zu dem Reporter. »Es ist wohl langsam die Zeit für Veränderungen gekommen, nicht wahr, Herr Zeitungsredakteur?«, sagte sie mit samtiger Stimme. »Meine Initiative wird sich natürlich auch um die Dinge kümmern, die die Schwarzen ins Unrecht setzen.«
Rose stöhnte auf und schloss die Augen. Ruth aber hielt unter dem Tisch Horatios Hand und griff gutgelaunt und hochzufrieden nach einem Käsetaler. Ich bin die Herrin dieser Farm, dachte sie. Ich bestimme, was hier geschieht. Gemeinsam mit Horatio. Daran werdet ihr euch gewöhnen müssen. Und wenn ihr das nicht könnt, muss ich euch wohl oder übel darin erinnern, wer hier auf der Farm Gast ist und wer nicht.
Der
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