Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Redakteur schraubte seinen Federhalter zu und steckte den Block in seine Aktenmappe.
»Schreiben Sie das auf!«, drängte Corinne.
»Ich denke, ich habe genügend Material für eine wunderbare Story über Salden’s Hill«, erwiderte der Journalist ruhig. »Ich danken Ihnen allen sehr für das aufschlussreiche Gespräch.« Dann wandte er sich an Ruth und Horatio. »Bitte, kann mein Fotograf noch ein Foto von Ihnen beiden vor dem Farmhaus machen?«
»Sehr gern«, erklärte Ruth, schmiegte sich draußen an Horatio und posierte so für ein Foto, das mehr über sie verriet, als es jedes Wort gekonnt hätte.
Am übernächsten Tag, etwas mehr als achtundvierzig Stunden vor Roses lange geplanter Teeparty, erschien der Artikel über Salden’s Hill in der deutschsprachigen Allgemeinen Zeitung . Rose las ihn, wurde blass und legte die Zeitung auf den Esszimmertisch.
Sofort schnappte Corinne danach und vertiefte sich in den Artikel: »›Somit dürfte Salden’s Hill die erste Farm in Namibia sein, die von einem schwarzen Verwalter geführt wird‹«, las sie vor. »›Trotz des wahrhaft köstlichen Geschmacks der von der schwarzen Haushälterin selbst gemachten Ziegenkäsetaler, vermeinte der Reporter, die Tricks aus der Voodoo-Kiste der Schwarzen am Gaumen zu spüren. Denn obwohl Rose Salden das Gegenteil behauptet, lässt sich doch vermuten, dass die europäischen Agrarnormen auf dieser Farm zugunsten schwarzer Erfahrungen vernachlässigt werden. Nicht umsonst nennt Verwalter Horatio Mwasube das Produkt der hauseigenen Käserei ›Das Feuer der Wüste‹ und nicht, den örtlichen Gepflogenheiten folgend, ›Saldens Ziegentaler‹.«
Corinne ließ die Zeitung sinken. »Hast du das gelesen, Mama?«
»Ja«, seufzte Rose. »Ich und alle anderen weißen Namibier in diesem Land auch. Was hat sich Ruth nur dabei gedacht? Wie stehen wir denn jetzt da!«
»Und das Foto erst«, fuhr Corinne fort. »Ruth und Horatio vor dem Herrenhaus. Seine schwarze Haut hebt sich so deutlich vor dem hellen Anstrich ab, dass man Ruth neben ihm fast übersieht. Und von meiner Initiative kein Wort.« Corinne warf die Allgemeine Zeitung erbost zur Seite und widmete sich stattdessen dem Studium einer Illustrierten.
»Wenigstens dafür danke ich Gott«, murmelte Rose. Dann versank sie ins Grübeln. Sie schrak erst auf, als das Telefon klingelte. »Ja, bitte?«, meldete sie sich höflich. Sie lauschte einen Moment. »Aber natürlich, meine Liebe, das verstehe ich doch. Machen Sie sich keine Sorgen – und gute Besserung für Ihren werten Gatten.«
Rose warf den Hörer auf die Gabel. »Das war die Matthau. Sie hat die Teeparty abgesagt. Behauptet, ihr Mann sei krank. Gestern allerdings ist er noch kerngesund durch Gobabis gelaufen.«
Im gleichen Augenblick klopfte es an der Tür. »Ist jemand zu Hause?«
»Hier im Salon!«, rief Corinne und legte die Hochglanzzeitschrift zur Seite.
Nathaniel Miller, der Nachbar, trat in den Salon. Seine breiten Schultern füllten den Türrahmen beinahe ganz, die blauen Augen funkelten. Er warf Corinne einen begehrlichen Blick zu und stellte ein riesiges Paket auf den Tisch. »Da, für euch. Ich hab es von der Post in Gobabis mitgebracht.«
»Danke, Nath«, presste Rose mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ist sonst noch etwas?«
»Na ja.« Nath fuhr sich grinsend durch das semmelblonde Haar. »Eigentlich nicht. Hat mich nur überrascht, dass der Schwarze jetzt hier das Zepter schwingt.« Er grinste noch breiter. »Hätte Ruth mich geheiratet, wie es abgemacht war, wäre das nicht passiert.«
»Abwarten«, knirschte Rose. »Noch ist nicht aller Tage Abend.«
»Apropos Abend. Da fällt mir ein, dass meine Mutter mir aufgetragen hat, sie für die Teeparty zu entschuldigen. Eine unserer Kühe wird wohl kalben. Da muss Mutter helfen.«
Rose zog die Augenbrauen hoch. »Seit wann hilft deine Mutter denn beim Kalben? Ich habe sie noch nie bei der Farmarbeit gesehen.«
Nath hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Wenn es auf Salden’s Hill neuerdings Voodoo-Käse gibt, so kann doch auf Miller’s Run eine Weiße beim Kalben helfen, oder nicht?«
Rose kniff die Augen zusammen, schwieg aber.
»Nun denn.« Nath verbeugte sich spöttisch vor Corinne. »Tut mir leid, aber ich muss los. Uns hilft leider kein Zauberer bei der Arbeit.« Lachend verließ er den Raum.
»Rrrrrrrrrr!« Rose knirschte mit den Zähnen. »Da siehst du, was uns deine unbeherrschte Schwester und dieser Schwarze eingebrockt
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