Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Willem an Mama Elos statt. »Die da, die Alte«, er wies mit dem Finger auf die weinende Frau, »betrügt, belügt und beklaut euch seit Jahren. Aber jetzt ist Schluss damit! Ich bin dahintergekommen. Heute Abend werde ich meinen Beschluss über ihre Zukunft verkünden.«
Rose wusste nicht, ob sie lachen oder fluchen sollte. »Sie betrügt uns. Seit Jahren. Aha. Und wie macht sie das, wenn ich fragen darf?«
»Ja, liebe Schwiegermutter, du darfst. Siehst du die Dose dort oben auf dem Küchenschrank?«
»Ja, sie steht dort, seit ich denken kann. Bensdorp-Kakao, nicht wahr? Direkt aus den Niederlanden.«
»Jaha, das dachte ich auch!« Willem reckte die Brust. »Aber in der Dose, da ist kein Bensdorp-Kakao, da ist ganz normales Pulver drin, das es hier an jeder Tankstelle zu kaufen gibt. Sie betrügt uns! Sie setzt uns billigen Kakao vor und tut, als wäre es der gute Bensdorp. Wahrscheinlich steckt sie sich die Gelddifferenz in ihre eigene Tasche.«
Jetzt lachte Rose doch. »Willem, alle, die hier leben, wissen genau, was in der Bensdorp-Dose ist. Niemand glaubt, er trinke etwas Falsches. Die Dose ist hübsch und praktisch. Deshalb steht sie dort. Wir waren bis vor Kurzem noch nicht so reich. Bensdorp aus Europa hätten wir uns nicht leisten können. Also haben wir die hübsche Dose immer mit dem hier üblichen Kakao befüllt. Sonst noch was?«
Willem kniff die Augen zusammen und musterte seine Schwiegermutter. »Manchmal«, sagte er leise, »manchmal weiß ich nicht, auf wessen Seite du stehst.« Er war wütend, sehr wütend; Rose sah es an der blauen Ader, die an der rechten Seite seiner Stirn anschwoll.
»Das kann dir auch herzlich gleichgültig sein, mein Lieber. Aber wenn es dich beruhigt: Ich stehe natürlich auf Seiten der Familie.«
Willem entspannte sich ein wenig.
»Und Mama Elo gehört zur Familie.«
Willem sperrte den Mund auf. Er holte empört Luft, doch Rose tat, als bemerkte sie es nicht. Sie legte Mama Elo den Arm um die Schulter und sagte so laut, dass Willem es gut hören konnte: »Wir beide fahren jetzt in die Stadt. Ich glaube, meine Liebe, es wird mal wieder Zeit, dir ein neues Kleid zu kaufen. Mama Isa und das Baby nehmen wir mit.«
Mama Elo lächelte noch, als die drei Frauen und das Baby in Roses altem Mercedes auf der Pad nach Gobabis fuhren. »Du hast es ihm gut gegeben, Rose. Margaret hätte es nicht besser machen können. Hast du gesehen, wie er geguckt hat?« Sie saß mit Mama Isa auf dem Rücksitz, das Baby im Wäschekorb zwischen sich und Isa.
Rose lächelte nicht. »Es ist jetzt gut, Elo. Wir wissen alle, wie Willem ist. Und wir wissen ebenfalls alle, was wir von ihm zu halten haben. Doch das muss er nicht unbedingt wissen und merken. Kann sein, dass er gefährlich wird.«
Mama Isa nickte. »Sie hat recht, weißt du.« Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge. »Was für ein Kleid wirst du dir aussuchen, Elo?«
»Oh, ich weiß nicht. Jetzt, wo meine Haare allesamt grau und mein Bauch dick geworden ist, kann ich sicher kein Rot mehr tragen. Vielleicht nehme ich ein blaues Kleid.«
»Oh, das hatte ich auch vor. Aber wie Zwillinge müssen wir wahrlich nicht herumlaufen.«
»Es gibt verschiedene Blautöne«, erklärte Rose von vorn. »Ich bin sicher, ihr werdet das Richtige finden. Ich setze euch vor dem Laden ab, und ihr schaut auch, ob ihr neue Kleidung für die Kleine dahinten findet. Und achtet auf die Qualität, habt ihr gehört? Nicht das Billigste sollt ihr kaufen, sondern das Beste. Danach treffen wir uns vor dem Gobabis-Hotel. Wenn die Wirtin nicht da ist, werde ich uns allen einen guten Bensdorp-Kakao spendieren. Und zwar mit Amarula.«
Mama Isa kicherte erfreut, aber Elo wiegte den Kopf. »Du weißt, dass Schwarze dort nichts verzehren dürfen.«
Rose Salden nickte. »Natürlich weiß ich das. Ich weiß aber auch, dass der Wirt unsere Käse liebt und jede Woche mehr davon bestellt. Wir müssen ja nicht unbedingt vor der Theke sitzen. Es würde reichen, wenn er in dem kleinen Nebenraum serviert.«
Rose parkte den Wagen, half Mama Elo und Mama Isa beim Aussteigen und fuhr davon. Wenig später betrat sie die Polizeiwache von Gobabis und klopfte an Sergeant Langs Zimmer. »Ich möchte wissen, ob mein Schwiegersohn Willem van Leuwen Dreck am Stecken hat«, verlangte sie nach der Begrüßung. »Nein, eigentlich weiß ich das schon. Ich möchte nur wissen, welchen Dreck.«
Sergeant Lang sah sie an. »Immer misstrauisch, wie, Rose Salden?«
»Nicht
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