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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Webber
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ihn nach draußen, auf eine kleine Anhöhe hinter dem Lager. „Da, siehst du?“
    Das Banner mit dem Namen der Frühstücksflockenfirma fiel sofort ins Auge. Es war auf einem der Zelte befestigt, die Buchstaben darauf waren riesig. Kamid blickte sich um und entdeckte weitere Zelte mit ähnlichen Schildern.
    „Flugzeuge, von Nachrichtenagenturen gechartert, überfliegen dieses Gebiet, die Reporter machen Fotos. Und was sieht jeder im Westen, wenn er beim Frühstück sitzt und die Morgennachrichten im Fernsehen sieht? Die Buchstaben sind so groß, dass man sie wahrscheinlich vom Weltraum aus sehen könnte. Vielleicht tauchen eines Tages ein paar Marsmenschen auf, um auf der Erde zu frühstücken.“
    Ihre Bemerkung brachte ihn zum Lächeln, aber im Grunde war ihm nicht danach zumute. Es tat weh, dass ihm eine Fremde Dinge über sein Land erzählte, die er nicht gewusst hatte.
    Es war verletzend. Und beunruhigend. Genau wie die Berührung ihrer Hand, als sie ihn den Hügel hinaufgeführt hatte. Wieder fühlte er sich zwischen seinen Pflichten und der plötzlichen unerklärlichen Anziehung zu dieser Frau hin- und hergerissen …
    Sie kehrten ins Zelt zurück, stärkten sich mit Müsli, Joghurt und süßem Tee.
    „Wir sollten trotzdem eine Ultraschalluntersuchung machen lassen“, meinte Jenny, nachdem er ihr erzählt hatte, dass Akbars Blutdruckwerte sich deutlich gebessert hätten. „Sagtest du nicht, du wolltest dich erst umsehen, um herauszufinden, was hier gebraucht wird? Kannst du ihn nicht mitnehmen, wenn du in die Stadt fährst?“
    „Warten wir’s ab. Ich muss nicht sofort zurück, und wenn wir ihn im Auge behalten …“
    Kamid wunderte sich über sich selbst. Natürlich musste er so bald wie möglich aufbrechen, um sich ein genaues Bild der Lage im Land zu verschaffen.
    Warum zögerte er dann?
    Die Antwort saß vor ihm und blickte ihn mit großen Augen an. „Und der Brunnen? Die Klinik?“
    Mit lässiger Handbewegung wischte er ihre Sorgen beiseite. „Das kann ich auch per Funk erledigen. Mein Bruder ist in der Stadt, er wird sich darum kümmern, die richtigen Leute zu finden.“
    Jenny lächelte frech. „Falls du noch ein Funkgerät hast.“
    „Das will ich schwer hoffen.“ Ihr Lächeln forderte sein Temperament heraus. „Und du solltest auch eins haben“, grollte er. „Du darfst nicht einfach akzeptieren, dass sie gestohlen wurden. Wenn nun ein Notfall eintritt?“
    „Ich glaube, wenn es um Leben oder Tod geht, wird wie von Zauberhand wieder eins auftauchen. Um die Flüchtlinge mit meinem Misstrauen nicht zu beleidigen, würde ich natürlich niemals nachfragen, wo die Geräte abgeblieben sein könnten, doch es ist nicht ausgeschlossen, dass noch eins im Lager ist.“
    „Und? Lässt du es dir gefallen, dass Menschen, denen du hilfst, dich bestehlen?“
    „Sie besitzen so wenig, Kamid, und sie haben so viel verloren. Wenn ein Funkgerät, versteckt in einer Ecke ihres Zeltes, sie ein bisschen entschädigt für all das Unglück, das sie erlitten haben, gönne ich es ihnen von Herzen.“
    Er schüttelte den Kopf. Wieder einmal hatte sie es geschafft, ihn zu verblüffen. Jenny Stapleton hatte ein großes Herz, während das, was er über sein Land erfuhr, ihn mehr und mehr mit Frustration erfüllte.
    Und die Probleme, denen er hier begegnete, waren sicher nicht die letzten. Wie sah es wohl in den Lagern am Wadi im Norden aus, in den Dörfern und kleinen Städten? Er musste weiter, Eindrücke sammeln, damit er endlich damit beginnen konnte zu handeln.
    Doch er konnte die Küsse nicht vergessen.
    Es durfte nicht wieder passieren!
    Hastig stand er auf. „Ich sehe mal nach, ob mein Funkgerät noch da ist, und schaue mich dann im Lager um.“
    „Bis zum Wagen komme ich mit. Wir sehen sicher ein paar von den Jungen, die uns manchmal helfen. Erklär ihnen, dass du das Funkgerät brauchst, um dringend benötigte Sachen für das Lager anzufordern. Es wird sich herumsprechen, und dann ist das Gerät tabu.“
    Draußen vor dem Zelt blieb Jenny stehen und sah auf die Berge, die sich hinter dem Lager erhoben. Das erdige Rot, die Gold- und Ockertöne der schroffen Felsen bildeten einen atemberaubenden Kontrast zum leuchtend blauen Himmel. Sie liebte den Anblick und begann jeden Tag damit, ihn einige Sekunden in sich aufzunehmen … kostbare Momente des Innehaltens.
    Tief atmete sie die klare Luft ein, die hier draußen noch sauber und unberührt von Umwelteinflüssen war. In Augenblicken wie diesem kam ihr

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