Das Herz des Drachen
gefallen. Einkaufen war ihrer Meinung nach nicht romantisch, sondern etwas, das man mit seiner Mutter tat. Und dann war da das Filmore.
Er hatte Zweifel gehabt, zu einem dieser lauten Konzerte zu gehen: Ein Haufen Irrer, die wie Zirkusclowns angezogen waren und Musik machten, die um einiges zu laut war und nicht ansatzweise melodisch. David zog Musiker vor, die ordentlich aussahen, gut angezogen und schon bekannt waren, wie Buddy Holly, Gott hab ihn selig , oder die Beatles, bevor sie angefangen hatten, Drogen zu nehmen.
Wegen Debbie hatte er so getan, als ob er Spaß hätte – sie war immerhin seine Favoritin und ein absoluter Schatz. Trotzdem hoffte er, dass sie das nicht noch einmal wiederholen wollte. Als sie an diesem Abend das Filmore verlassen hatten, gingen sie den Geary Boulevard entlang und die Steiner Street hoch, an der David sein Auto geparkt hatte. Auf dem Weg kamen sie am Winterland vorbei. Debbie hatte erwähnt, dass der Besitzer des Filmore es manchmal mietete, wenn die Konzerte zu groß für seinen Laden waren.
Sie hatte gesagt, dass sie sehr gerne Schlittschuhlaufen ging.
Exakt an Ort und Stelle hatte David den Plan für ihre Verabredung an diesem Freitag gefasst.
Ganz klar, sie war hin und weg gewesen. Debbie war eine exzellente Schlittschuhläuferin – was David von sich nicht behaupten konnte. Er fiel einige Male hin, mehr als einmal auf den Hintern, aber Debbie hatte nur gelacht und ihm hochgeholfen. Dann hatte sie ihm gezeigt, wie es richtig ging.
Nach einer Weile hatte er es ganz gut raus, doch Junge , seine Knöchel taten vielleicht weh.
Trotzdem, der Abend war generell großartig gelaufen. Debbie hatte so viel Spaß, dass sie letztendlich in der Nähe der Schließfächer landeten und rummachten, bis die Eisbahn schloss und die Angestellten sie rauswarfen.
Als sie auf die Steiner Street kamen, legte David den Arm um Debbies Hüften.
„Du bist wunderschön Schlittschuh gelaufen, Süße.“
„Danke.“ Sie lächelte zu ihm hoch. Sie liebte es, wenn er sie „Süße“ nannte. „Als ich noch klein war“, sagte sie, „habe ich alle Filme mit Sonja Henie gesehen. Sie war meine absolute Heldin.“
„Wow – das ist Kismet“, sagte er bedeutungsschwanger.
„Was meinst du?“, fragte sie mit einem ratlosen Gesichtsausdruck.
„Nun, du weißt, dass mein Held Buddy Holly ist. Das bedeutet unsere beiden Helden sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen!“
Sie versteifte sich unter seinem Griff.
„Sie ist an Leukämie gestorben“, sagte Debbie ernst. „Sie ist nur zufällig gestorben, während sie nach Hause nach Oslo geflogen ist.“
David war total niedergeschlagen und wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
„Oh“, war die einzige Antwort, die er herausbringen konnte.
Bevor er versuchen konnte, das Gespräch zu retten, ertönte hinter ihnen eine Stimme.
„Hallo, David.“
Er wirbelte herum und sah einen jungen Orientalen mit einer spitzen Nase in einer Nehrujacke und grünen Hosen. David konnte ihn absolut nicht wiedererkennen und war ein bisschen beleidigt, weil jemand wie der ihn so vertraulich ansprach.
„Entschuldigen Sie, kennen wir uns?“
Debbie rückte näher an ihn heran und er hielt sie noch etwas fester. Er versuchte, sich vorsichtig zwischen den Orientalen und Debbie zu stellen.
„David, wer ist das?“, fragte sie nervös.
„Das werde ich jetzt herausfinden, Süße.“
Der Orientale schüttelte den Kopf.
„Du erinnerst dich wirklich nicht, oder?“
„An was?“, fragte David wütend. „Wer sind Sie?“
„Du besitzt wirklich die Unverfrorenheit, mich das zu fragen?“, antwortete der Mann und seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter. „Ich bin Albert Chao! Ich bin der Mann, den du gefeuert hast, nur weil ich mich mit dem falschen Mädchen unterhalten habe!“
Debbie sah zu ihm auf.
„Ist das wahr, David?“
Er schluckte und versuchte, sich zu erinnern. Der Besitzer des Supermarkts, Mr. Wilhelm, bestand darauf, orientalische Mitarbeiter zum Auffüllen der Regale einzustellen. Er überließ es allerdings David, sie zu feuern. Er nahm an, dass dieser Albert Chao einer von ihnen war.
„Schau mal, Kumpel“, sagte er mit seiner besten Manager-Stimme, „wenn ich dich gefeuert haben sollte, dann bestimmt aus einem guten Grund, nicht wahr? Also, lass mich und mein Mädchen weitergehen und verschwinde wieder in deine Opiumhöhle oder wohin auch immer.“
Der Orientale grinste breit.
„Oh, das wird mir Spaß
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