Das Herz des Drachen
abzubekommen. Einmal zielte der Lauf direkt auf ihn und er duckte sich hinter seinen Schreibtisch.
Irgendwann erlangte Benny die Oberhand und drückte den Lauf gegen Als Brust.
Die Waffe feuerte mit einem ohrenbetäubenden Knall und Al schrie auf.
Benny lächelte. Er fühlte sich als Sieger und lockerte den Griff um die Beretta.
Sobald er das tat, drückte Al die Waffe unter Bennys Kinn und betätigte den Abzug.
Hirnmasse und Schädelfragmente spritzten zur Decke und als der tote Körper zu Boden fiel, drehte Al sich zu Tommy um. Sein Hemd war jetzt zerrissen und vollkommen mit Blut getränkt. Aber an den Stellen, an denen die Haut verletzt war, heilten die Wunden so schnell, dass Tommy dabei zuschauen konnte.
Das Lächeln auf Als Gesicht jagte Tommy noch größere Angst ein als das von Winchester. Es war ein Wahnsinn darin zu erkennen, der vorher nicht da gewesen war.
„Du hättest mir nur mehr Autorität verleihen sollen“, sagte Albert grimmig. „Darum habe ich diese drei Idioten umgebracht – Hsu, Li und Lao. Und diese beiden hier.“ Dann wandte er sich zu Mike um, der immer noch halb benommen auf dem Boden lag.
„Und ihn.“
„Keiner von denen hätte dir helfen können. Ich hätte dir helfen können. Jetzt werde ich nur mir selbst helfen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich das Herz des Drachen wieder erwecken kann, werde ich der mächtigste Mann in Chinatown sein.“
Tommy blickte Al genauso verächtlich an, wie der Alte ihn immer ansah.
„Du glaubst, dass du etwas Besseres bist als ich. Aber du bist nur ein Narr, der Glück hatte.“
„Und ich werde gleich noch mehr Glück haben.“
Das Letzte, was Tommy Shin jemals hörte, war der Knall, mit dem sich eine Kugel auf den Weg in sein Gehirn begab.
Achtzehn
Als Nakadai der Tod durch die Hand des Dämons ereilt hatte, war das unvorstellbar schmerzhaft gewesen. Als die Flammen wüteten, ihm das Fleisch von den Knochen brannten und das Leben aus seinem Körper trieben, wusste er, dass der Dämon noch weitaus mehr mit ihm vorhatte, als eine friedliche Stadt in einen blutrünstigen Mob zu verwandeln.
Die Intensität des Schmerzes ließ ihn irgendwann ohnmächtig werden – zum letzten Mal, betete er. Als der Schmerz erst einmal vergangen war, gab es nichts, das ihn ersetzen konnte. Alles war einfach ein großes Nichts. Für eine Millisekunde glaubte Nakadai, dass er endlich den Frieden gefunden hatte, den er seit jenen dunklen Tagen suchte, in denen sein Meister in Ungnade gefallen war.
Dieser Moment der Hoffnung war flüchtig.
Die Feuer, die ihn getötet hatten, kehrten zurück. Obwohl er ihre Hitze und zerstörerische Kraft nicht spürte, brachten sie ihn zurück ins Land der Lebenden.
Als er dort ankam, stand eine alte, runzlige Frau vor ihm.
„ Ich bin Miko“, hatte sie gesagt. „Du bist mein Großonkel. Und du wirst tun, was ich sage.“ Sie hielt ein Hakenschwert in den Händen, in das die Runen „Durchstoße das Herz des Drachen“ eingraviert waren.
So sehr er es auch versuchte, Nakadai konnte nicht sprechen. Nicht einmal, um sich zu vergewissern, dass dieses verwitterte Weib ein Nachkomme seines pummeligen zweijährigen Neffen war, den er noch zu Lebzeiten kennengelernt hatte. Außerdem konnte er seinen Körper nicht kontrollieren.
Durch den Schleier der Flammen erzählte die Frau, die sich Miko nannte, dass sie den Zauberspruch kannte, mit dem der Dämon ihn verbannt hatte. Die Macht ihres Geburtsrechts erlaubte ihr, den Vorfahren zurück ins Land der Lebenden zu rufen.
Sie sprach von Ausländern, die kurz nach Nakadais Tod an ihre Küsten gekommen waren, und davon, wie ihr schlechtes Wesen Japan korrumpiert hatte. Sie erzählte ihm von ihrer Tochter, die einen Chinesen geheiratet hatte. Sie war über den Ozean in die Vereinigten Staaten gegangen und hatte einen Sohn geboren.
Das war die letzte Demütigung gewesen und hatte Miko zum Handeln gezwungen. Sie hatte ihre Tochter enterbt und ihr den Kontakt zur Familie verwehrt. Sie hatte die Familiengeschichte durchforscht, um etwas zu finden, dass ihr die Macht verleihen konnte, der Korruption ein Ende zu machen. Dabei hatte sie von Nakadai erfahren.
Sie hatte Meister des Okkulten aufgesucht und ihre Künste studiert. Sie hatten ihr geholfen, einen Gegenzauber zu schaffen, der ihn auf die Erde zurückbrachte und in eine Waffe verwandelte. Aber sie kannte die Gefahren, die in allem Bösen lauerten, und so hatte sie das Schwert schmieden lassen.
Es war als Sicherheit
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