Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
den Kampf zu ziehen.
Doch jetzt hätte Pendaär gern mehr über die Frau gewusst. War sie schön? Intelligent? Hatte sie genug Widerstandskraft und Mut, um sich mit einem solchen Mann einzulassen, wie Greylen MacKeage es war? Bestimmt würde die andere Hälfte dieses magischen Paares alles besitzen, was notwendig war, um einen Zauberer ins Leben zu bringen – oder etwa nicht?
Pendaär hatte viele schlaflose Nächte mit derartigen Sorgen verbracht. Er war sogar so weit gegangen, die nordwestliche Gebirgslandschaft von Maine achthundert Jahre in der Zukunft zu besuchen, in der Hoffnung, die Frau erkennen zu können. Doch der Zauber, der sie beschützte, war besiegelt,
und keine seiner magischen Künste würde dieses Siegel brechen können.
Nur der Mann, dem es bestimmt war, sie zu gewinnen, würde sie finden können. Auf seine eigene Art und unter seinen ganz bestimmten Bedingungen konnte nur Greylen MacKeage die Frau für sich beanspruchen, die die Uralten ihm zur Gefährtin ausersehen hatten.
Vorausgesetzt, er erschien jetzt überhaupt.
Es verging beinahe eine Stunde, bevor Greylen und drei seiner Krieger auf dem felsigen Pfad um die Ecke bogen und endlich in Sicht kamen. Sie boten zweifellos einen eindrucksvollen Anblick. Die MacKeages ritten schweigend in einer Reihe, auf starken Streitrossen, die sie anscheinend ohne große Mühe beherrschten. Die Männer waren schmutzig und vielleicht vom langen Ritt ein wenig müde, schienen jedoch den Weg ohne nennenswerte Schwierigkeiten hinter sich gebracht zu haben.
Pendaär stand mühsam auf. Es war Zeit. Er schob die Ärmel seines Gewandes zurück und hob seinen Stab gen Himmel. Dabei schloss er die Augen und begann den Zauberspruch zu rezitieren, der die Kräfte der Natur in Bewegung bringen sollte.
Plötzlich durchdrang Kriegsgeheul die Luft.
Greylen MacKeage hielt sein Pferd an und zog sein Schwert aus der Scheide. Er sah Krieger auf Pferden aus einem Versteck zwischen den Bäumen auf sich zustürmen. Sie kamen, in voller Kriegsbemalung beinah unkenntlich, bis zu den Zähnen bewaffnet und mit hoch aufgereckten Schwertern auf Greylen und seine kleine Gruppe von Leuten zu.
Das waren die MacBains, die hinterhältigen Schufte.
Greylens Bruder Morgan stellte sich sofort an seine Seite, und zusammen mit Greylens beiden anderen Männern bildeten sie eine eindrucksvolle Schlachtreihe. Greylen schaute nach links, dann nach rechts, und nun erst wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinen Feinden zu, hob mit einem erwartungsvollen
Grinsen das Schwert und antwortete auf das Kampfgeheul der Gegner mit seinem eigenen Schlachtruf. Die vier MacKeage-Krieger spornten ihre Pferde und griffen die MacBains an, wobei sich ihr Lachen schnell im Schlachtlärm verlor.
Greylen hatte diesen Kampf nicht führen wollen, doch bei Gott, wenn Michael MacBain heute sterben wollte, würde Greylen ihm bestimmt den Gefallen tun und diesen Mistkerl zur Hölle schicken.
Das allerdings nur, falls er Ian dran hindern konnte, den Schuft zuerst zu erledigen. Ian, der schon gute fünf Jahre über das beste Alter hinaus war, kämpfte wie ein Besessener, und Greylen konnte nicht mehr tun, als seinem alten Freund den Rücken freizuhalten, während er sich selbst schützte. Der Geruch vom Schweiß der Pferde stieg mit dem Staub in die Luft, den die Schlacht aufwirbelte; der Geschmack von Blut, Galle und Zorn brannte in Greylens Kehle.
Sein Pferd stolperte durch den Angriff von MacBains Pferd, Grey duckte sich, wich nach rechts aus, schwang den Arm in großem Bogen und schlug Michael MacBain mit der flachen Seite seines Schwertes mitten auf den Rücken. Ein schwächerer Mann wäre von einem solchen Schlag aus dem Sattel gehoben worden, aber MacBain lachte nur laut und wandte sein Pferd ab.
Diese Schlacht war eine vergebliche Übung, und beide Männer wussten das. Sechs MacBains gegen vier MacKeages war nicht gerecht. Es würde noch ein halbes Dutzend MacBains erfordern, damit der Kampf gleichwertig wurde, und Greylen fragte sich noch einmal, was MacBain heute eigentlich vorhatte.
Stand ihm der Sinn nur nach sportlicher Betätigung? Wollte er Greylen ärgern? Oder hatte er keine Lust mehr, auf Greylens Rückschlag zu warten?
Also gut. Michael war es während der vergangenen drei
Jahre müde geworden, ständig einen unerwarteten Angriff einplanen zu müssen, und jetzt versuchte er, einen Krieg zu erzwingen, den Greylen ihm nicht erklären wollte. Keine einzelne Frau, egal wie unschuldig und wie
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