Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
werden abgehört?«
    »Sir, ich habe über alles nachgedacht. Es gibt ein Leck entweder bei uns oder bei Luke Powell.«
    »Und Sie glauben nicht, daß es bei ihm ist?«
    »Es ist nicht unmöglich, nur unwahrscheinlich.«
    »Was ist aus unserer Johnny-der-Kommunist-Theorie geworden?«
    »Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger Sinn ergibt das.«
    »Warum, Janina?«
    »Er würde seine eigene Tochter nicht in Gefahr bringen. Er würde keine veraltete Adresse und Telefonnummer Mpayiphelis bei ihr hinterlassen. Wenn er wirklich die CIA an der Nase herumführen wollte, gibt es andere Möglichkeiten. Ehrlich gesagt, nichts daran ergibt Sinn.«
    »Ich verstehe.«
    »Glauben Sie immer noch, es war Johnny?«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.« Die Erschöpfung war in seiner Stimme zu hören. Was war er? Ende |328| Fünfzig trug er die Last des Unsichtbaren, endlose Jahrzehnte der Intrigen lagen hinter ihm. Eine junge Kellnerin mit dunklen, geheimnisvollen Augen nahm ihre Bestellung auf, während Janina den Direktor betrachtete. Welche Träume und Ambitionen hatte er gehabt? Hatte er sich als Material für den inneren Zirkel betrachtet? Wollte er es im Verlauf des Freiheitskampfes nach ganz oben schaffen? Er war ein kluger Mann, dessen Potential sie erkannt haben würden. Was hatte ihn zurückgehalten, hatte ihn ausgeschlossen, so daß sie jetzt hier saßen, ein müder alter Mann, der sich an seinem Status als altgedienter Bürohengst mit einem Haufen Titel und weißen Seidenhemden festklammerte?
    Er mißinterpretierte ihren Blick. »Verdächtigen Sie wirklich mich, Janina?«
    Sie seufzte tief. »Sir …«
    Ihr Mund drückte Mitleid aus.
    »Ich mußte es in Erwägung ziehen.«
    »Und zu welchem Schluß sind Sie gekommen?«
    »Ebenfalls unwahrscheinlich.«
    »Warum?«
    »Sie konnten höchstens wissen, daß Johnny Kleintjes einer von vielen Leuten ist, die wir im Auge behielten. Ich war die einzige, die wußte, warum.«
    Er nickte langsam, unzufrieden; er wußte, daß dies das Ergebnis hatte sein müssen. »Das gilt für uns alle, Janina.«
    »Das ist das, was mich verwirrt.«
    »Dann befindet sich das Leck nicht bei uns.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Es sei denn, natürlich, Sie sind es selbst.«
    »Das stimmt. Es sei denn, ich wäre es selbst.«
    »Und das kann nicht sein, Janina.«
    »Sir, lassen Sie mich offen sprechen. Ich habe das Gefühl, unsere Beziehung hat sich verändert.«
    Der Kaffee wurde serviert, und ihre Worte hingen in der Luft, bis die Kellnerin wieder ging.
    |329| »Früher am heutigen Tag, als wir Powell trafen – danach«, sagte sie.
    Er ließ sich Zeit, riß das Zuckerpäckchen auf und rührte Zucker in seinen Kaffee. Er schaute zu ihr auf. »Ich weiß nicht mehr, wem ich trauen soll, Janina.«
    »Warum, Sir? Was hat sich verändert?«
    Er hob die Tasse an die Lippen, er überprüfte sorgfältig, wie heiß das Getränk war, er nippte und stellte die Porzellantasse sorgfältig zurück auf die Untertasse. »Ich habe darauf keine empirische Antwort. Ich kann die Punkte nicht nacheinander durchgehen. Es ist ein Gefühl, Janina, und es tut mir leid, daß Sie das Gefühl haben, daß es Sie einschließt, denn das ist nicht notwendigerweise der Fall.«
    »Ein Gefühl?«
    »Daß mich jemand hereinlegen will.«
     
    Nachdem Thobela vor dem Livingston Hotel in Gaborone von der R 1150 GS gestiegen war, konnte er kaum noch stehen. Zuerst hielt er sich am Sattel fest, tausend Sterne schwammen vor seinen Augen, er beugte sich vornüber, bis sein Gleichgewichtssinn zurückkehrte und die Sterne verschwanden.
    Als er um das Motorrad herumging, sah er den Schaden zum ersten Mal.
    Die 9-mm-Kugeln hatten die rechte Gepäcktasche getroffen, zwei glatte kleine Löcher im schwarzen Polyvinyl. Dort drin befand sich die Sporttasche.
    Er öffnete die Gepäcktasche und holte die Sporttasche heraus. Zwei Löcher, kreisrund.
    Er schloß alles ab, überquerte die Straße und betrat das Hotel.
    Der Nachtportier saß schlafend auf seinem Stuhl. Thobela mußte mit der Hand auf die Klingel schlagen, bevor der Mann benommen aufstand und ihm das Gästebuch über den Tisch schob. Er trug sich ein. »Nehmen Sie südafrikanische Rand?«
    |330| »Ja.«
    »Kann ich noch etwas zu essen bekommen?«
    »Rufen Sie den Zimmerservice an. 91. Ausweis, bitte.«
    Thobela reichte ihn herüber. Der Mann warf mit seinen blutunterlaufenen Augen kaum einen Blick darauf, er prüfte nur, ob die Nummer dieselbe war, die er eingetragen hatte.

Weitere Kostenlose Bücher