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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Dann zog er einen Zimmerschlüssel aus dem abgeschlossenen Kästchen hinter sich und gab ihn Thobela.
    Bevor der scheppernde Fahrstuhl das Erdgeschoß erreicht und seine Türen geöffnet hatte, war der Mann schon wieder eingeschlafen.
    Das Zimmer war groß, das Bett himmlisch unter dem bunten Überwurf, die Kissen weich und verlockend.
    Erst duschen. Neu verbinden. Essen, trinken.
    Und dann schlafen – großer Gott, wie er schlafen würde.
    Er öffnete den Reißverschluß der Sporttasche. Zeit, den Schaden zu begutachten. Er schüttete den Inhalt auf das Doppelbett. Nichts zu sehen, selbst seine Tasche mit den Waschutensilien war heil. Dann griff er nach der Festplatte, er hielt sie in seinen Händen, und er sah, daß sie zerstört war. Die Salven aus der Heckler & Koch hatten die Mitte der beinahe quadratischen Schachtel getroffen, dort wo Metall und Plastik und die Schaltkreise zusammentrafen. Die Daten waren für immer verloren.
    Kein Wunder, daß es so laut geknallt hatte.
     
    Der Direktor und Janina Mentz steckten die Köpfe zusammen, sie sprachen leise, sie sahen aus wie ein Liebespaar im Long-Street-Café. Sie sagte, die Festplatte sei nicht mehr das Zentrum der Ermittlungen, es befinde sich ohnehin nichts Wichtiges darauf, nur alte Geheimdienstinformationen, die ein alter Mann in einen Safe gepackt hatte, weil er das Gefühl haben wollte, immer noch am Spiel teilzuhaben, und die er plötzlich wieder ausgrub, als er in der Klemme steckte. Auch Thobela Mpayipheli war nicht mehr der Mittelpunkt, er war zu einer Randfigur geworden, schlimmstenfalls einem |331| Störenfried. Laßt ihn fahren, jetzt ging es um Lusaka, dort warteten die Antworten.
    »Wir haben schon vier Agenten dort. Wir schicken noch zwölf weitere, die besten, die wir haben. Wir wollen wissen, wer Johnny Kleintjes als Geisel genommen hat, und wir wollen wissen, woher sie von dieser Operation wußten. Ich habe darüber nachgedacht, die RU nach Lusaka zu schicken, aber wir wollen ja keinen Zwischenfall, die Sache muß unauffällig geregelt werden. Wir brauchen lautlose Effektivität, kein Feuerwerk.«
    »Was ist mit dem Leck?«
    »Ich weihe überhaupt nur vier Leute ein – mich, Sie, Quinn und Rajkumar. Wir halten zusammen, wir sind verantwortlich, wir bekommen es heraus.«
    »Weiß Tiger Bescheid?«
    »Tiger weiß nur, daß die Prioritäten sich verändert haben. Außerdem hat er etwas Eigenes vor. Offensichtlich will er Mpayipheli aufhalten. In Botswana.«
    »Und Sie haben ihn gehen lassen?«
    Janina dachte darüber nach, bevor sie vorsichtig antwortete. »Tiger hat sich diese Chance verdient, Sir. Er ist allein.«
    Der Direktor schüttelte den Kopf. »Tiger hat die falsche Motivation, Janina.«
    »Er hatte schon immer die falsche Motivation, Herr Direktor. Deswegen ist er ja so wertvoll für uns.«
     
    Sie lagen nebeneinander im Dunkeln, sie auf dem Rücken, er auf die Seite gedreht neben ihr, er streichelte ihren Körper, lernte sie von oben bis unten kennen. Als der Schweiß und die Leidenschaft abgekühlt waren und seine Hand nachdenklich über ihre vollen Brüste strich und sie die Wärme seines Atems an ihren Brustwarzen spürte, hatte sie ihn gefragt, ob er ihren Körper mochte, und er hatte gesagt: »Mehr als du je wissen wirst«, und das bedeutete für heute nacht das Ende ihrer Sorgen. Alison wußte, daß es weitere Sorgen geben würde, aber die konnten bis morgen warten, sie wollte diesen Augenblick |332| ohne Furcht genießen. Seine Stimme war sanft, sein Kopf an ihrem Hals, seine Hand hörte nie auf, sie zu streicheln, und er sprach mit ihr, er sagte ihr alles, er eröffnete ihr eine neue Welt.
     
    Captain Tiger Mazibuko überquerte die Grenze eine Stunde nach Mitternacht. Er fuhr einen GTI Volkswagen Golf Turbo. Er hatte keine Ahnung, wo Janina Mentz den aufgetrieben hatte, aber der Wagen wartete vor der Polizeistation in Ellisras auf ihn. Die Schlüssel überreichte ihm der diensthabende Offizier, als er seinen Paß vorzeigte. Nun war er in Botswana, und er fuhr, so schnell die schmale Straße und die Dunkelheit es ihm in diesem fremden Land erlaubten; Vieh und Ziegen grasten neben seinem Weg. Er hatte es durchgerechnet. Alles hing davon ab, wie schnell der Hund vorankam, aber seine Verletzungen würden ihn aufhalten. Der Pilot der Oryx hatte mit ihm über Handy gesprochen, ihr Haß auf Mpayipheli einte sie. Der Pilot sagte, die Wunde sei groß, der Flüchtige werde nicht die ganze Nacht Motorrad fahren können. Er sei beinahe

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