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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Zeichen, warteten. Sie hörten den Piloten des Rooivalks. »Verdammte Scheiße«, sagte er.
    Erleichterung.
    »Du hast echt Mumm, du schwarzes Arschloch, das muß ich dir lassen«, sagte der Pilot des Rooivalk.

37
    Er ließ den Oryx neben einem Straßenschild landen, um sicher zu sein, daß sie die Grenze überquert hatten. Die Rooivalks waren umgekehrt, die Hauptstraße zwischen Lobatse und Gaborone war ruhig, die Nacht warm. Er ließ die Männer mit dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt liegen, während er sich mühte, das große Motorrad vom Boden des Helikopters zu stemmen. Es half nichts, er mußte sie anlassen und rausfahren, er hoffte nur, bei dem Sprung aus dem Hubschrauber auf den Boden, etwa einen halben Meter, nicht zu stürzen. Ein leichtes Fieber sorgte für eine dünne, durchsichtige Schutzschicht zwischen ihm und der Wirklichkeit. Die Schmerzmittel wirkten endlich, und er bewegte sich zügig, jeden Schritt hakte er geistig auf einer Liste ab, damit er ja nichts vergaß.
    Wenn er stürzte, würden sie aufspringen. Der Pilot war gefährlich, der Haß des Mannes auf ihn strahlte wie ein Leuchtturm.
    Thobela stellte das Motorrad auf den seitlichen Ständer, überprüfte, daß die Sporttasche sich in der Gepäcktasche befand. Was vergaß er bloß? Er stieg auf und drückte den Startknopf. Der Motor heulte und heulte, sprang aber nicht an.
    Er zog den Choke heraus und versuchte es noch einmal. Diesmal lief die Maschine mit Brüllen und Zittern an. Er klappte den Seitenständer mit dem Fuß ein und richtete den Lenker aus. Er konnte nicht langsam hinausfahren, er mußte |326| Vollgas geben und sich hinaustragen lassen. Der Helikopter stand an der Straße, die Motoren liefen noch, der Wind der Rotorblätter schreckte die schlafenden Vögel auf. Thobela mußte sichergehen, daß der Motor der BMW warm war und hochtourig genug lief.
    Der Pilot lag da und beobachtete ihn mit ausdruckslosem Gesicht.
    Er atmete tief durch, jetzt oder nie, Kupplung rein, erster Gang, Gas aufdrehen. Er ließ die Kupplung kommen. Die GS schoß nach vorn, nach draußen, das Vorderrad fiel ins Nichts, traf auf den Boden, die Stoßdämpfer krachten, der Aufprall erreichte seine Arme und ließ ihn das Gleichgewicht verlieren. Das Hinterrad setzte auf, und mit immer noch weitaufgedrehtem Gas raste er geradeaus, direkt auf die Straße. Er bremste, um nicht über die Piste hinauszuschießen. Er hielt an. Sein Herz klopfte. Er sah sich um, der Pilot war aufgesprungen und rannte zum Hubschrauber, die Heckler lag dort drinnen, das hatte sein Kopf versucht ihm zu sagen – vergiß nicht das Maschinengewehr! –, aber jetzt war es zu spät. Es gab nur noch eine Möglichkeit, er fuhr so schnell, wie das Motorrad beschleunigen konnte, er beugte sich flach nach vorn, ohne sich umzusehen, ein kleineres Ziel, er lauschte angestrengt, zweiter, dritter, vierter Gang, etwas traf das Bike, fünfter, 160 Stundenkilometer, er beschleunigte immer noch. Was hatte der Pilot getroffen?
    Dann wußte er, daß er außer Reichweite war, er behielt die Geschwindigkeit bei, und er fragte sich, ob der Haß des Piloten groß genug war, um ihm mit dem Oryx zu folgen.
     
    Janina Mentz setzte ihren Plan akribisch genau um.
    Sie holte den Direktor aus seinem Büro. Sie konnte sehen, daß er müde war, sein ganzer Körper strahlte es aus. »Ich wollte mit Ihnen reden, Sir, aber nicht hier.«
    Er nickte und erhob sich. Er nahm sein Jackett, das ordentlich auf einem Bügel hing, er ließ sich Zeit, es anzuziehen, dann hielt er ihr die Tür auf. Sie fuhren im Fahrstuhl |327| nach unten und verließen das Gebäude, er ganz höflich einen Schritt hinter ihr. Sie führte ihn die Long Street entlang, sie wußte, daß das Long-Street-Café noch geöffnet sein würde. In diesem Teil der Stadt war noch viel los, junge Leute, Touristen mit Rucksäcken, Rikki-Taxis, Motorroller. Disco-Musik donnerte aus einem höher gelegenen Stockwerk. Der Direktor, klein und gebeugt neben ihr – wieder einmal war sie sich des Anblicks bewußt, den sie boten. Was dachten die Leute, die eine weiße Frau in einem Kostüm neben einem kleinen, buckligen Schwarzen hergehen sahen?
    Es gab einen freien Tisch weit hinten, neben der Kuchentheke.
    Der Direktor rückte ihr den Stuhl zurecht, und einen Augenblick fand sie seine Aufmerksamkeit irritierend, sie wollte von ihm akzeptiert oder abgelehnt werden, sie wollte nicht in diesem Niemandsland leben.
    Er schaute nicht auf die Karte. »Sie glauben, wir

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