Das Herz des Jägers
Moskitos mit Malaria wären ein echtes Abenteuer, und dann fuhren sie nach Hause und zeigten ihre Videos – schau mal, wir haben Löwen gesehen, schau mal wie toll, schau mal wie tapfer.
|367| Der Wagen kam aus der Richtung von Kazungula, und Mazibuko versuchte daran vorbeizuschauen, um die Straße im Blick zu behalten. Erst als der Wagen ihm gegenüber auf der Straße anhielt, sah er hin, er war schon halbwegs wütend, weil er nicht abgelenkt werden wollte. Zwei Weiße saßen vorn in dem grünen Wagen, der dicke Arm des Beifahrers hing aus dem offenen Fenster. Sie schauten ihn an.
»Verpißt euch!« brüllte er quer über die Straße.
Der Beifahrer schaute mit seinen kleinen Augen zu ihm herüber, das Gesicht ausdruckslos auf dem dicken Hals. Er konnte den Fahrer nicht sehen.
»Was glotzt du mich so an?« schrie Mazikuko, aber der Typ antwortete nicht.
Herrje, dachte er, was, zum Teufel, soll das? Er stemmte sich von der Motorhaube und schaute nach rechts und links, bevor er die Straße zu überqueren begann. Er würde schnell herausbekommen, was die Typen wollten, aber da fuhr der Wagen auch schon los, der dicke Kerl starrte Mazibuko weiter an, dann fuhren sie weg, und er stand mitten auf der Straße und schaute ihnen nach. Was, verdammt, sollte das?
3. AUFBAU DER OPERATION SAFEGUARD
Der Plan, den Inkululeko entwickelt hatte, war im Grunde eine aktive Desinformation, deren Ziel vor allem darin bestand, den Verdacht von ihr abzulenken.
Obwohl sich das Transkript des Verhörs von Mohammed in ihrem alleinigen Besitz befand, wußte Inkululeko, daß es potentiell gefährlich und verdächtig wäre, es zurückzuhalten, da schließlich sowohl die Polizei (wenn auch in geringerem Maße) als auch der verhörende Beamte etliches wußten, was früher oder später an die Oberfläche gelangen würde.
Deshalb wandte sie sich mit einem Vorschlag an dieses Büro, der mit uns zusammen zur Operation Safeguard weiterentwickelt wurde.
Das Herz der Operation bestand in dem Plan, Inkululeko zu »jagen«, ihn »ausfindig zu machen«.
|368| Unsere Quelle bediente sich dazu eines pensionierten Geheimdienstmitarbeiters des ehemaligen militärischen Arms des ANC, Umkhonto-we-Sizwe (MK), eines gewissen Jonathan (»Johnny«) Kleintjes. Dies war eine besonders kluge Entscheidung, und zwar aus den folgenden Gründen:
Kleintjes war während des sogenannten Freiheitskampfes in der Zeit bis 1992 zuständig für das Geheimdienst-Computersystem des MK/ANC.
Vor etwa zehn Jahren übernahm er die Leitung des Projektes, dieses System mit den Geheimdienstinformationen der ehemaligen Apartheid-Regierung zusammenzuführen.
Er wurde verdächtigt, im Rahmen dieser Tätigkeit sensible und wertvolle Informationen an sich gebracht zu haben. Wie bei so vielen Geheimdienstgerüchten gibt es mehrere Versionen. Die dauerhafteste lautete, daß Kleintjes in den Bergen elektronischer Informationen Beweise gefunden hatte, daß sich sowohl das ANC/SACP-Bündnis als auch die Apartheid-Regierung in den achtziger Jahren einige schmutzige Tricks erlaubt hatten. Außerdem befand sich unter den Daten eine sehr überraschende Liste mit Doppelagenten und Verrätern auf beiden Seiten, von denen etliche sehr prominent waren.
Kleintjes hatte offensichtlich diese Dateien gelöscht, aber zuvor hatte er Sicherungskopien angefertigt und sie zur künftigen Nutzung an sich gebracht.
Inkululekos Ziel bestand darin, Kleintjes als glaubwürdigen Spieler (sowohl aus der Sicht Südafrikas als auch der USA) in die Desinformations-Strategie einzubinden, die ihre wahre Identität schützte und ihr zugleich neues Vertrauen einbrachte, da sie zu einem späteren Zeitpunkt die »verschwundenen« Daten in ihren Besitz würde bringen können.
Der Plan war im Grunde einfach: Gemäß ihrer Anweisungen würde Kleintjes eine Festplatte mit gefälschten Geheimdienstinformationen über die »wahre Identität Inkululekos« zusammenstellen. |369| Er würde sich dann direkt an die US-Botschaft wenden und darum bitten, mit jemandem von der CIA über »wertvolle Informationen« zu verhandeln. Wir unsererseits würden uns vorhersehbar verhalten und ihm sagen, er solle nicht wieder in die Botschaft kommen; er sollte hinterlassen, wie man ihn erreichen konnte, wir würden uns melden.
Dann würde ein Treffen in Lusaka, Sambia, vereinbart werden, fern neugieriger Blicke. Dort sollte die CIA die Daten überprüfen und, wenn sie glaubwürdig waren, für $ 50 000 (etwa 575 000 Rand)
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