Das Herz des Jägers
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Unser Teil der Aufgabe bestand darin, die Daten als glaubwürdig zu akzeptieren, so daß wir den Verdacht auf die darin erwähnten Personen lenkten und jede mögliche Aufmerksamkeit von ihr als Kandidatin für Inkululeko abwandten.
Sie würde dann einen ausführlichen Bericht über die Operation schreiben und ihn ihrer Ministerin vorlegen, sie würde dabei ihren direkten Vorgesetzten übergehen, einen Mann von Zulu-Herkunft, dessen Name als einer der wahrscheinlichsten »Kandidaten« für die Identität Inkululekos gelistet wäre.
Auch dies ein geschickter Zug, denn sie war im Grunde seine natürliche Nachfolgerin, und die Ministerin würde kaum eine andere Wahl haben, als ihn von seinen Pflichten zu entbinden, bis die Sache geklärt wäre. Was sie weiter aufrücken ließe: in das National Intelligence Coordinating Committee, das von einem Geheimdienst-Koordinator geleitet wird und bei dem sich die Leiter der verschiedenen Geheimdienste treffen und ihre Berichte an das Kabinett oder den Präsidenten abgeben.
Unglücklicherweise konnte Operation Safeguard nicht wie geplant durchgeführt werden.
Der Einsatzraum war fast leer.
Janina Mentz saß an dem großen Tisch und schaute zu, wie einer von Rajkumars Assistenten den letzten Computer heraustrug. Die Fernsehmonitore waren ausgeschaltet, die roten und weißen Lichter von Radio und Telefonen erloschen, die Seele des Einsatzraums war tot.
|370| Ein Fax lag vor ihr, aber sie hatte es noch nicht gelesen.
Janina dachte zurück an die letzten beiden Tage, sie versuchte, etwas Positives in dem ganzen Schlamassel zu finden, sie versuchte den Augenblick zu erhaschen, in dem alles schiefgegangen war.
KAATHIEB.
Der Anführer aus Lusaka hatte die Digitalfotos per E-Mail geschickt. Die Buchstaben in der Brust von Johnny Kleintjes waren tiefrote Einschnitte, als hätte sie ein verrückter Teufel in seine Brust gestanzt.
LÜGNER.
»Das ist Arabisch«, sagte Rajkumar, nachdem er seine Suche beendet hatte.
Wie?
Wie hatten die Moslems von Kleintjes erfahren?
Es gab Möglichkeiten, an die sie nicht einmal zu denken wagte.
Hatte Johnny sich irgendwo verraten, irgendwem? Absichtlich? Der Direktor hegte den Verdacht, daß Kleintjes islamische Verbindungen pflegte. Aber warum sollten sie ihn dann umbringen? Das ergab keinen Sinn.
Hatten die Amerikaner sie verkauft?
Nein.
Mpayipheli?
Hatte er von irgendwo unterwegs einen Anruf getätigt, hatte er um Unterstützung gebeten? Hatte er Verbindungen zu den Extremisten? Hatte er, wie manche seiner KGB-Meister nach dem Fall der Sowjetunion, Verbindungen in den Mittleren Osten aufgenommen? Hatte er Kontakte in den Cape Flats gepflegt, während er für Orlando Arendse arbeitete?
|371| Aber Kleintjes sollte doch sein Freund sein. Das paßte nicht.
Der Verrat mußte anderswo erfolgt sein.
Der Verrat mußte hier erfolgt sein. In ihrer Mitte.
Wäre es nicht ironisch, zwei Verräter innerhalb eines Geheimdienstes zu haben? Ja, genau dieses Szenario paßte am besten.
Luke Powell hatte gesagt, daß er gestern zwei Agenten verloren hätte, der Todeszeitpunkt stünde noch nicht fest, aber wenn die Moslems gestern verschwunden waren, als hier im Einsatzraum ständig Neuigkeiten hereinfluteten, dann paßte alles zusammen.
Sie ließ ihren Kopf in die Hände sinken, sie massierte ihre Schläfen mit den Fingerspitzen.
Wer?
Vincent? Oder der Bedenkenträger Radebe?
Quinn, der Farbige aus den Cape Flats? Rajkumar? Oder einer seiner Assistenten? Es waren einfach zu viele Unbekannte. Janina seufzte und sank zurück auf ihren Stuhl.
Der Plan war so gut gewesen. Die Operation so clever, so teuflisch brillant, ihre Erfindung. So viele Fliegen mit einem genialen Schlag. Sie war so zufrieden damit, daß sie insgeheim sogar Freude daran hatte, dabei war der Auslöser Panik und Hilflosigkeit gewesen.
Herrje, hatte das Transkript des Ismail-Mohammed-Verhörs sie kalt erwischt.
Alles, woran sie denken konnte, waren ihre Kinder.
Williams hatte sie noch von der Polizeistation aus angerufen und gesagt, er hätte eine echte Bombe, sie müßten sich unbedingt im Büro treffen. Er hatte ihr das Band vorgespielt, und sie mußte sich zusammenreißen, denn er saß ihr gegenüber, und sie fragte sich, ob er das Entsetzen auf ihrem Gesicht lesen konnte. Fiel ihm auf, wie bleich sie wurde? Und dann ihre Kinder. Wie sollte sie den Mädchen erklären, daß ihre Mutter eine Verräterin war? Wie könnten sie das jemals verstehen? Wie
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