Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
wollte mehr sagen, er wollte die Bindung stärken und den Schaden minimieren, doch ihm fielen nicht die richtigen Worte ein.
    »Einsteigen«, sagte er. »Laßt uns schlafen!«
     
    |192| Allison Healy fuhr in die südlichen Vororte, zu Johnny Kleintjes’ Haus, die Adresse stand im Telefonbuch. Mit Hilfe der Freisprecheinrichtung ihres Handys bestellte sie in der Redaktion einen Fotografen, dann wählte sie die Nummer der Bank. Sie wollte mit Miriam über Thobelas angebliche Verwicklung in Drogengeschäfte reden. Sie glaubte nicht daran. Im Radio waren wenige Fakten gesendet worden, aber viele Vorwürfe.
    »Mrs. Nzululwazi ist nicht da«, sagte die Rezeptionistin.
    »Können Sie mir sagen, wo sie ist?«
    »Sie haben sie geholt.«
    »Wer?«
    »Die Polizei.«
    »Polizei?«
    »Soll ich etwas ausrichten?«
    »Nein.« Allison wollte am liebsten anhalten, aber sie befand sich auf dem De Waal Drive, das Kap breitete sich wundervoll vor ihr aus. Es gab keinen Straßenrand: Sie mußte weiterfahren, doch ihre Hände begannen zu zittern. Sie suchte nach der Nummer des SAPS-Pressebüros und drückte auf den Wahlknopf.
    »Nic, hier ist Allison. Ich muß wissen, ob Ihr Mrs. Miriam Nzululwazi zum Verhör festgenommen habt.«
    »Ich habe mich schon gefragt, wann du anrufst.«
    »Also habt Ihr sie?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest, Allison.«
    »Sie ist die Lebensgefährtin von Thobela Mpayipheli, dem Mann auf dem Motorrad. Ihr Arbeitgeber sagt, die Polizei habe sie abgeholt.«
    »Ich habe von ihm gehört, aber ich weiß nichts von ihr.«
    »Kannst du es herausbekommen?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Nic, bitte, ich frage doch nur …«
    »Ich versuche es. Ich rufe dich zurück.«
    »Noch etwas. Es geht das Gerücht, daß Mpayipheli mit Drogendealern in den Cape Flats zu tun hatte …«
    |193| »Ja?«
    »Wer weiß etwas darüber?«
    »Richter. Im Rauschgiftdezernat.«
    »Könntest du?«
    »Okay.«
    »Danke, Nic.«
     
    »Bis ich sterbe, werde ich mich für diesen Mann verantwortlich fühlen«, sagte der Umweltminister. Er bildete eine Silhouette vor dem Fenster. Das Licht des späten Vormittags formte einen hellen Schein um ihn. Janina fragte sich, ob es Trauer war, die seine Stimme so schwer klingen ließ.
    »Ich leitete die Geheimdienst-Operationen. Ich mußte die Entscheidungen treffen. Wir schuldeten den Deutschen so viel.« Er fuhr sich mit den Händen über sein breites Gesicht, als könnte er etwas wegreiben. »Das ist jetzt unwichtig«, sagte er, beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf die Knie. Er faltete seine Hände, als wollte er beten.
    »Einmal alle sechs Monate bekam ich Besuch aus Berlin. Man könnte es einen Goodwill-Besuch nennen. Ein mündlicher Bericht über seine Fortschritte, nichts auf Papier, eine diplomatische Geste, um mich wissen zu lassen, wie es Tiny ging und wie zufrieden sie mit ihm waren. ›Er ist eine Ehre für Ihr Land.‹ Immer war es ein hochgewachsener, schlanker Deutscher. Sie waren alle dünn. ›Der Cassius dort hat einen hohlen Blick. Er denkt zuviel: die Leute sind gefährlich.‹ Jedesmal wurden es mehr. Wie beim Sport. ›Er hat sechs geschafft.‹ Oder neun. Oder zwölf.«
    Der Umweltminister löste seine Hände voneinander und überkreuzte die Arme vor der Brust.
    »Sie haben ihn siebzehnmal eingesetzt. Siebzehnmal.« Sein Blick sprang von der Ministerin zum Direktor, zu Janina. »Der eine, über den sie gar nicht genug erzählen konnten, war Marion Dorffling, ein CIA-Mann. Eine Legende. Dreißig oder vierzig Eliminierungen – es war kaum zu glauben. Das waren eigenartige Zeiten, ein merkwürdiger Krieg. |194| Umzingeli fand ihn, verfolgte ihn wochenlang und erledigte ihn.« Er lächelte stolz. »Das war mein Vorschlag, Umzingeli. Der Jäger. Das war sein Codename.«
    Er schüttelte langsam den Kopf, die Erinnerungen überwältigten ihn. Er hatte sie alle vergessen, eine Minute oder noch länger war er nicht mehr in diesem Raum anwesend. Als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme heller.
    »Er kam zu mir. Zwei Monate vor den Wahlen 1994. Meine Sekretärin … es warteten so viele Leute darauf, mit mir zu sprechen, sie sagte mir nichts. Sie dachte, sie täte das Richtige, sie alle von mir fernzuhalten. Spät an einem Nachmittag kam sie zu mir und sagte: ›Hier ist ein großer Mann, der nicht wieder geht‹, und als ich schauen ging, war er es, er blickte mich entschuldigend an und sagte, es täte ihm leid, mich zu stören.« Er schüttelte wieder den Kopf. »Es

Weitere Kostenlose Bücher