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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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täte ihm leid, mich zu stören.«
    Janina Mentz fragte sich, wohin das führen sollte, ob das ganze Gerede überhaupt ein Ziel hatte. Ungeduld überkam sie.
    »Ich habe mich an jenem Tag geschämt. Er hat mir erzählt, was nach dem Fall der Mauer geschehen ist. Seine deutschen Ansprechpartner verschwanden über Nacht. Seine Geldquellen waren versiegt. Er wußte nicht mehr, wohin er sich wenden sollte. Die Jagdsaison auf ihn war eröffnet, denn der Westen hatte die Stasi-Akten in die Hände bekommen. Er wußte, daß sie sich auf die Suche nach ihm machen würden. Es war eine neue Welt, und alle wollten vergessen, außer denjenigen, die ihn jagten. Niemand in unserem Büro in London kannte ihn, das Personal war neu, sie wußten nichts von ihm und wollten auch nichts wissen. Er versteckte sich eine Weile, und als er schließlich nach Hause zurückkehrte, kam er zu mir und bat um Arbeit. Ich sagte ihm, ich würde ihm helfen, aber dann kamen die Wahlen und die neue Regierung, und ich habe es einfach vergessen. Ich habe ihn einfach vergessen.«
    Der Umweltminister erhob sich plötzlich, was Janina |195| erschreckte. »Ich verschwende Ihre Zeit«, sagte er. »Es ist meine Schuld, daß er sich ein anderes Leben gesucht hat. Eines möchte ich Ihnen jedoch noch sagen: Irgend etwas ist mit dem Mann passiert, denn wenn er immer noch Umzingeli wäre, dann hätten Sie inzwischen mindestens vier Leichen. Wenn Sie herausbekommen, warum er Gnade hat walten lassen, dann haben Sie eine Chance, ihn zu fassen.«

21
    »Vielen Dank, Sir«, sagte sie auf der Treppe draußen zu dem kleinen Zulu.
    Er blieb mit gerunzelter Stirn stehen. »Aber nicht doch, Janina. Ich war bloß ehrlich. Ich glaube wirklich, daß es eine geniale Operation ist.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    »Warum haben Sie nichts gesagt?«
    »Daß Ihr Name auf der Liste steht?«
    Er nickte.
    »Ich habe es in diesem Meeting nicht für relevant gehalten.«
    Er nickte wieder und ging langsam die Stufen herunter. Sie blieb stehen, wo sie war.
    »Sind Sie Inkululeko, Sir?«
    Er erreichte das untere Ende der Treppe, wandte sich um und schaute mit einem schmalen Lächeln zu ihr hoch, bevor er sich auf den langen Weg zurück in sein Büro machte.
     
    Thobela lag hinten in dem Chevy El Camino, auf einer alten Matratze, neben der R 1150 GS, die sie auf die Seite gekippt hatten. Die Gepäcktaschen waren abmontiert, und die Maschine lag neben einer Kiste gestohlenem Hammelfleisch (»Ein klein bißchen Umverteilung des Reichtums, ich bin ein
skorrie-morrie
«, hatte Koos Kok gesagt) und einigen heruntergekommenen Möbeln – zwei Stühlen, einem Kaffeetisch mit drei Beinen, dem Kopfteil eines Bettes. Vier schäbige |196| Koffer waren voll mit Klamotten und Unterlagen. Das alles befand sich unter einer schmutzigen, mit Farbklecksen verzierten Plane. Die Stoßdämpfer des Pick-up waren kaputt, und der Feldweg war sehr holprig, aber die Matratze machte das Ganze erträglich. Er hatte sich auf dem engen Raum zusammengerollt. Der Regen war fast vorbei, nur dann und wann klatschte noch Wasser auf die Plane und tropfte durch die Löcher.
    Er dachte zurück an den Augenblick, in dem die Tür sich geöffnet hatte, er dachte an seine Selbstkontrolle, den Sieg des Verstandes über den Instinkt. Er hatte einem fast nicht zu unterdrückenden Impuls widerstanden und war sehr stolz auf sich. Am liebsten hätte er Miriam davon erzählt. Irgendwann würde er sie anrufen und ihr sagen, daß es ihm gutging. Sie machte sich bestimmt Sorgen. Und was würde er Pakamile an den Abenden erzählen können! Von Koos Kok, dem Griqua. »Kennst du nicht Adam Kok, Xhosa? Er hat doch bei deinen Leuten gelebt.« Dann hatte Koos Kok die Kurzversion dieser Geschichte erzählt.
    Der Brandy hatte ihn müde gemacht, und als sie zwischen Rosedene und Slangfontein auf die Asphaltstraße nach Loxton bogen, lullte ihn das sanfte Schaukeln des Chevys endgültig in den Schlaf. Seine letzten Gedanken galten einem Flußgott. Otto Müller hatte die Theorie zwei britischer Wissenschaftler erwähnt, daß sich Tiere bewußt unberechenbar verhielten, um zu überleben, so wie ein Hase, wenn er vor einem Hund flieht.
Rennt er geradeaus? Natürlich nicht. Wenn er geradeaus läuft, kriegt man ihn. Also läuft er Zickzack. Aber nicht vorhersehbar. Jetzt zick, dann zack, der Hund kann raten, aber er weiß es nie. Die britischen Wissenschaftler nennen das proteisches Verhalten. Nach dem griechischen Gott Proteus, der sein Erscheinungsbild frei

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