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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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führe als ein freundlicher. Niemand hatte ihr antworten können. »Wir bauen keine Polizeistation«, war ihr Argument. Deswegen gab es drei Sessel, die in praktischem Braun bezogen und mit fleckenabweisenden Chemikalien behandelt waren. Der einzige Unterschied bestand darin, daß man diese Sessel nicht bewegen konnte, so daß niemand verzögern oder verhindern konnte, daß man den Raum betrat, in dem er die Sessel unter die Türklinke schob. Die Sessel waren in einem engen Dreieck festgeschraubt. Der Boden war von Wand zu Wand mit Teppich ausgelegt, einfarbig beige, nicht khaki-, nicht kürbisfarben, sondern genau Janinas Anweisung folgend: beige. Das Mikrofon war hinter dem Neonlicht an der Decke verborgen, und die Überwachungskamera befand sich in dem angrenzenden Beobachtungszimmer, das Zyklopenauge auf den Einwegspiegel gerichtet.
    Janina stand neben der Kamera und betrachtete die Frau, die in einem der Sessel saß. Interessant, daß alle, die hierher geführt wurden, den Sessel wählten, der halb vom Fenster abgewandt war. Als könnten sie es spüren.
    Das war Miriam Nzululwazi, die Lebensgefährtin von Thobela Mpayipheli.
    |200| Was hatte Umzingeli in ihr gesehen?
    Sie wirkte nicht fröhlich. Sie sah aus wie jemand, der chronisch unglücklich war, die tiefen Falten des Mißmuts um den Mund eingegraben. Keine Lachfältchen.
    Sie vermutete, daß die Frau nicht kooperieren würde. Sie ging davon aus, daß sie angespannt und feindselig war. Janina seufzte. Ihr blieb keine andere Wahl.
     
    Allisons Telefon klingelte, als sie die Treppe hochging.
    »Nic hier.«
    »Neuigkeiten?«
    »Wir haben deine Mrs. Nzululwazi nicht.«
    »Wer dann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Kann der Geheimdienst einfach Leute abführen? Ohne Verfahren?«
    »Es gibt Gesetze, die sie in ihre Schranken weisen sollen, aber die Leute vom Geheimdienst tun einfach, was sie wollen, weil es dem Interesse des Staates dient – und die Leute, mit denen sie zu tun haben, gehören nicht zu denen, die bei jeder Gesetzesübertretung gleich zum Gericht rennen.«
    »Und die Drogensache?«
    »Ich habe mit dem Richter gesprochen. Er sagt, Mpayipheli sei dort bekannt. Er hat für Orlando Arendse gearbeitet, als der noch König der Cape Flats war. Keine Verhaftung, keine Vorstrafen, aber man kannte ihn.«
    »Und Orlando Arendse war ein Dealer?«
    »Ein Importeur und Wiederverkäufer. Großhändler. Mpayipheli kümmerte sich um Dealer, die nicht bezahlen wollten oder ihr Absatzziel nicht erreichten. Es ist einfach ein eigenwilliges Geschäft.«
    »Wo kann ich Arendse erreichen?«
    »Allison, das sind gefährliche Leute.«
    »Nic …«
    »Ich finde es heraus.«
    »Danke, Nic.«
    |201| »Da ist noch etwas.«
    »Nicht jetzt, Nic.«
    »Es geht nicht um uns.«
    »Was denn dann?«
    »Memo vom Ministerium. Entschlossenes Durchgreifen, wenn sie jemanden dabei erwischen, Informationen über die Mpayipheli-Affäre an die Medien weiterzugeben. Volle Kooperation mit unseren Kollegen vom Geheimdienst, große Mobilmachung am Nordkap.«
    »Das solltest du mir eigentlich nicht sagen.«
    »Nein.«
    »Das weiß ich zu schätzen.«
    »Ich möchte dich sehen, Allison.«
    »Wiederhören, Nic.«
    »Bitte.« Mit Kleiner-Junge-Stimme.
    »Nic …«
    »Bitte, nur einmal.«
    Und sie gab nach, wegen … allem.
    »Vielleicht.«
    »Heute?«
    »Nein.«
    »Wann dann?«
    »Am Wochenende, Nic. Wir gehen irgendwo Kaffee trinken.«
    »Danke.« Es klang so ehrlich, daß sie sich ganz mies vorkam.
     
    Miriam Nzululwazis schreckliche Nacht in einer Zelle am Caledon Square lag fünfzehn Jahre zurück, aber die Angst, die sie damals empfunden hatte, suchte sie jetzt wieder heim, hier in diesem Verhörzimmer. Ihre Hände umklammerten panisch die Sessellehnen, und sie konnte kaum die gegenüberliegende Wand sehen. Sie erinnerte sich, daß eine Frau in der Zelle damals geschrien hatte, sie hatte einfach nicht aufgehört, das Geräusch war einem durch Mark und Bein gegangen, es endete nie. Dann der Polizist mit dem roten Gesicht, |202| der die Zellentür öffnete und sich mit seinem Schlagstock den Weg durch die verschwitzten Körper zu der schreienden Frau bahnte, er hob den Stock hoch über seinen Kopf.
    Sie war siebzehn, unterwegs nach Hause zu der wackeligen Holzhütte an den dichtbesiedelten Dünen Khayalitshas, das Gehalt der Woche in der Handtasche, sie ging zur Bushaltestelle an der Parade, als die Demonstranten die Straße blockierten. Die Masse zischte und fauchte wie eine schwangere Python, die

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