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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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verwandeln konnte, um seine Feinde zu verwirren, von einem Stein in einen Baum, von einem Baum in ein Tier.
    Der große, böse Xhosa-Biker war zum großen, bösen Xhosa-Beifahrer geworden. Müller hätte diese Maßnahme, |197| den Gegner zu verwirren, zufrieden zur Kenntnis genommen.
    Sein letzter Gedanke, bevor er in tiefen, erholsamen, zufriedenen Schlaf glitt, galt seinem Freund Zatopek van Heerden, der kaum glauben würde, daß er zum Proteus seiner ihm innewohnenden Natur geworden war.
     
    Allison Healy hatte geklopft, war um das Haus herum gegangen, hatte noch einmal geklopft, aber es gab es kein Lebenszeichen. Sie lehnte sich in der Auffahrt an ihren Wagen und wartete. Vielleicht war Monica Kleintjes ausgegangen. Der Fotograf war aufgetaucht und wieder gefahren, er sagte, er könne nicht warten, sondern müsse zum Flughafen – Bobby Skinstad kam von einer erfolglosen Rugby-Tournee durch Europa nach Hause. Er machte sicherheitshalber ein paar Fotos vom Haus. Es war kein besonders großes Haus, hübscher Garten, ein paar große Bäume, es paßte gar nicht zu dem Drama, das seine Bewohner bewegte.
    Sie zündete sich eine Zigarette an. Sie hatte nichts gegen diese Angewohnheit, zehn am Tag, manchmal weniger. Heutzutage gab es nur noch wenige Orte, an denen man rauchen konnte. Es war ihr Appetitzügler, ihr Trostpreis, eine kleine Oase im Ablauf des Tages.
    Das hatte sie von Nic gelernt.
    Nic hatte sie verführt, als er noch verheiratet gewesen war.
    Nic hatte gesagt, er sei von dem Tag, an dem sie in das SAPS-Büro gekommen war, um sich vorzustellen, scharf auf sie gewesen. Er hatte gesagt, er habe nichts dagegen tun können.
    Die Affäre hatte sechzehn Monate gedauert. Er war ein unkomplizierter Kettenraucher, im Grunde ein guter Mann, wenn man mal von der Untreue seiner Frau gegenüber absah. Er war emotional bedürftig, nicht sonderlich attraktiv, ein durchschnittlicher Liebhaber. Andererseits verstand sie auch nicht so viel von Männern. Fünf, seit ihrem ersten Mal an der Universität.
    |198| Sie und Nic hatten sich ein- oder zweimal die Woche in ihrer Wohnung getroffen. Warum hatte sie das zugelassen?
    Weil sie einsam gewesen war.
    Tausend Bekannte und keine Busenfreundin. Das Schicksal eines dicken Mädchens in der Welt der Dünnen. Oder war das bloß ihre Entschuldigung?
    In Wahrheit konnte sie nicht den richtigen Platz für sich finden. Sie war ein runder Klotz in einer Welt quadratischer Öffnungen. Sie hatte noch keine Gruppe ausgemacht, der sie sich zugehörig fühlte.
    Nicht einmal Nic.
    Es fühlte sich besser an, wenn er ging, wenn sie nackt allein auf dem Bett lag, sexuell befriedigt, die Musik an, eine Zigarette in der Hand, als es im Augenblick der Leidenschaft der Fall war, auf dem Gipfel des Orgasmus.
    Sie liebte ihn nicht. Sie mochte ihn bloß sehr. Das tat sie immer noch, aber nach der Scheidung und wegen der Schuldgefühle, die er wie eine Sträflingskugel mit sich herumschleppte, hatte sie die Beziehung beendet.
    Er fragte sie immer noch dann und wann. »Können wir uns nicht wiedersehen? Nur noch einmal?« Sie dachte darüber nach. Manchmal sehr ernsthaft, weil sie sich danach sehnte, gehalten zu werden, liebkost … Er hatte ihren Körper gemocht. »Du bist sexy, Allison. Deine Brüste …« Vielleicht lag es daran – er hatte ihren Körper akzeptiert. Weil sie ihn nicht ändern konnte, ihre Formen waren genetisch, vererbt von Großmutter auf Mutter auf Tochter in ununterbrochener Folge, kräftige, gedrungene Frauen, trotz aller Mühen mit Diäten und Fitneßprogrammen.
    Sie drückte die Zigarettenkippe mit ihrer Schuhspitze im Gras aus. Die Kippe konnte sie dort nicht liegenlassen. Sie nahm sie hoch und warf sie hinter einen Busch im Blumenbeet.
    Wo steckte Monica Kleintjes?
    Ihr Handy klingelte.
    »Allison, wo bist du?«
    |199| »Newlands.«
    »Komm wieder her. In fünfzehn Minuten hält die Ministerin eine Pressekonferenz ab.«
    »Welche Ministerin?«
    »Die Verteidigungsministerin.«
    »Bin schon unterwegs.«
     
    Während der Gespräche über Einrichtung und Ausstattung der Verhörräume der Presidential Intelligence Unit hatte Janina Mentz gefragt, wozu ein Tisch gut sei. Niemand hatte ihr eine Antwort geben können. Deswegen stand keiner dort. Sie hatte auch gefragt, warum die Stühle hart und unkomfortabel sein mußten. Warum die Wände nackt sein mußten, außer der mit dem Einwegspiegel. Sie hatte gefragt, ob ein kahler, ungemütlicher, eisiger Raum zu besseren Ergebnissen

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