Das Herz des Jägers
Zusammenbruch der sozialen Struktur beigetragen hat und die Kinder in den Cape Flats ins Elend stürzte. Er hat seine MK-Ausbildung mißbraucht, um Zivilisten einzuschüchtern und Gewalt auszuüben. Wir vermuten, daß er immer noch involviert ist – auf seinem Konto befinden sich größere, nicht erklärbare Geldsummen. Er ist ein Mann, der nicht zögert, sich wie ein Parasit über eine unschuldige Frau und ihr Kind herzumachen, er verfügt nicht einmal über ein eigenes Zuhause. Ein rücksichtsloser Mann, der einen jungen weißen Soldaten gezielt ernsthaft verletzt hat, ein Mann, der sich mittlerweile zweimal entschied, dem Staat zuwiderzuhandeln, als er die Möglichkeit hatte, sich zu ergeben. Unschuldige Menschen, gute Bürger fliehen nicht. Es gibt viele Ex-MK, die einen anderen Weg eingeschlagen haben. Die sich entschieden haben, diese Nation mit aufzubauen, nicht, sie zu zerstören. Die jetzt vielleicht sogar trotz Arbeitslosigkeit und Armut für das Gute kämpfen. Wir müssen nichts anderes tun, als den Medien die Fakten zu übergeben.«
|190| Die Verteidigungsministerin schob ihre Brille nachdenklich zurecht.
»Das könnte funktionieren«, sagte sie.
»Sie bevorzugen die zweite Möglichkeit?«
»Sie ist … praktischer.«
Aus der Ecke erklang plötzlich die melodische Stimme des Umweltministers. »Wir dürfen eines nicht vergessen«, sagte er.
Alle Köpfe wandten sich um.
»Wir sprechen über Umzingeli.«
Koos Kok redete ohne Pause, während er zwei Stühle von der Ladefläche seines klapperigen, fünfundzwanzig Jahre alten Chevrolet El Camino ablud, und nun saßen sie am Tisch, aßen Brot und Sardinen in Tomaten-Chili-Sauce aus der Dose und tranken dazu billigen Brandy aus Emaille-Bechern.
»Ich bin der große Griqua-Troubadour«, stellte er sich in seinem Griqua-Dialekt vor, »der Gitarrist, den David Kramer übersah,
skeefbroer
durch Geburt, kaum
voorlopig
als Junge, immer
vooraan,
seit ich klein war,
norring
verrückt nach Musik,
langtanne
zur Schule zu gehen …«
»Ich verstehe nicht, was du sagst«, stoppte ihn Thobela.
»Ich spreche kein Xhosa, mein Bruder,
sôrrie
, es ist eine
skanne
, und dabei kam Urgroßvater Adam Kok her, um bei euch zu leben.«
»Du sprichst auch kein Afrikaans.«
»Das holländische Afrikaans? Das kann ich.« So erzählte er seine Geschichte in einer Flut schamlos selbstsüchtiger Worte, sein faltiges, wettergegerbtes Gesicht ausdrucksstark; er sprach Afrikaans, bis er doch wieder in seine Muttersprache verfiel und Thobela die Stirn runzelte und die Hand heben mußte, um eine Übersetzung zu bekommen. Er war also der Troubadour des nördlichen Kaps, der Entertainer der »townies«, die in die Tanzhallen kamen, wo er von den Landschaften und den Leuten sang. »Aber keine Chance für
drukmekaar squeeze
, im Sommer bin ich unterwegs, aber im Winter ist |191| hier mein Heim, ich zünde ein Feuer an und schreibe neue Lieder, und dann und wann, wenn mir danach ist, fahre ich zum
jongman-jongman
mit den Mädchen in Beaufort West.«
An diesem Morgen hatte er das Radio in seinem alten, rostigen Chevy angehabt, und er hatte die Nachrichten gehört und später die Sendung von John Modise. Deswegen wußte er, daß der große, böse Xhosa-Biker in der Gegend war, und als er das Motorrad hinter seinem Winterquartier entdeckte, wußte er sofort Bescheid. Es war ein Werk des Herrn, es war göttliche Führung, und er würde es nicht mit
paphanne
ansehen, nein, er würde helfen.
»Du willst mir helfen?« fragte Thobela, den Bauch angenehm voll und den Brandy im Blut.
»Ja, mein Bruder. Koos Kok hat einen Plan.«
Tiger Mazibuko rief das Team Alpha an der offenen Tür des Oryx-Hubschraubers zusammen. Der Regen hatte nachgelassen, manchmal war schon ein winziges Stück blauer Himmel zu sehen, nur der Wind hatte aufgefrischt.
»Heute morgen habe ich Little Joe vor euch allen zur Sau gemacht, und dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich hatte unrecht. Ich war wütend. Ich hätte ruhig bleiben müssen. Joe, es war nicht deine Schuld.«
Little Joe Moroka nickte stumm.
»Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn meinen Männern etwas zustößt«, sagte Mazibuko ungemütlich. Er konnte die Müdigkeit auf ihren Gesichtern sehen.
»Wir fliegen jetzt nach Kimberley. Fliegerabwehrschule. Dort wird es etwas Warmes zu Essen und Schlafgelegenheiten geben. Team Bravo ist als erstes auf Standby. Die Armee und die Polizei übernehmen die Straßensperren.«
Schwaches Lächeln. Er
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