Das Herz des Loewen
„Kleine Närrin! Der Ritt war viel zu anstrengend für dich. Owain ... “
„Nein, du brauchst ihn. Er muss dir den Rücken decken.“ „Was soll das?“
„Ich will dir helfen.“
„Und ich möchte dich in Sicherheit wissen.“
Sie stöhnte laut genug, sodass sich aller Augen zu ihr wandten, während sie eine Hand auf ihren linken Schenkel presste. „Mein Bein! Lass mich runter!“ Er wollte sie zu Owain und Davey tragen, hielt aber inne, denn sie wand sich in seinen Armen. „Bring mich in die Nähe dieses Schurken, der Kieran festhält!“, zischte sie. Besaß er denn überhaupt keinen Verstand? Offensichtlich nicht, denn er erklärte, die beiden verletzlichsten Anwesenden dürften nicht beisammen sein. Und dann ließ er sie einfach in Daveys Arme fallen.
Zitternd vor Zorn, beobachtete sie, wie Ross und Owain Sich mit dessen Hauptmann zwischen den beiden feindlichen Truppen trafen. Dann flüsterte sie dem Knappen zu, der sie inzwischen auf die Beine gestellt hatte, aber fürsorglich stützte: „Davey, hier ist der Boden zu steinig. Bring mich da hinüber.“ Sie zeigte zu einer Stelle, nur wenige Schritte von dem Mann entfernt, der Kieran bewachte. Das Baby lag zu seinen Füßen im Gras. Als der Knappe zögerte, fügte sie hinzu: „Dort können wir den Kampf besser beobachten.“
Dieses Argument überzeugte den Burschen, und er gehorchte. Seufzend sank Megan auf einen Felsblock. Der große, kräftige MacDonell musterte sie nur kurz. Allem Anschein nach sah er keine Bedrohung in ihr. Während sie ihr krankes Bein massierte, wanderte ihr Blick zwischen Kieran, der mittlerweile verstummt war, und den beiden Gegnern hin und her. Der Kampf auf Leben und Tod hatte begonnen.
Comyn schwang sein großes Zweihänderschwert und zielte auf Ross’ Brust. Ein Schrei blieb in Megans Kehle stecken, als ihr Gemahl die Waffe hob und den Hieb abwehrte.
Mit voller Wucht prallten beide Klingen aufeinander, und die Erschütterung jagte einen Schauer durch Ross’ Körper. Der Hochländer war nicht größer als er selbst, aber kräftiger gebaut, und deshalb musste Ross ihn ausmanövrieren, indem er schneller und behänder kämpfte. Um Zeus nicht zu belasten, hatte er seine schwere Rüstung zurückgelassen und trug nur das Kettenhemd unter dem wollenen Überwurf. Mühelos könnte das massive Zweihänderschwert die metallenen Glieder durchschneiden. Das wusste auch Comyn, und deshalb zielte er unentwegt auf die Brust seines Gegners.
Gnadenlos wurde Ross zurückgetrieben. In seinen Ohren dröhnte das Geschrei seiner Männer, noch übertönt von Megans schriller Stimme. Aber er konzentrierte sich voll und ganz auf den Mann, der auf ihn zutänzelte, parierte einen Schwertstreich nach dem anderen. Pausenlos klirrte der Stahl. Ross weigerte sich zu attackieren, blieb in der Defensive, erkundete Comyns Kampfstil, suchte nach der Schwäche, die jeden Mann verwundbar machte. Das hatte Andrew ihm vor langer Zeit beigebracht.
Und dann wusste er Bescheid. Die größte Sünde, die ein Ritter begehen konnte - Selbstüberschätzung. Da Comyn seinen Feind für langsam und schwerfällig hielt, ließ seine Wachsamkeit nach. Und beim nächsten Angriff schlug Ross ihm das Zweihänderschwert aus der Hand. In hohem Bogen flog es durch die Luft. „Schachmatt! Und jetzt hole ich meinen Neffen.“
„Den Teufel werdet Ihr! “ Comyns Augen funkelten vor mörderischer Wut. „Erwürgt das Balg! “, rief er seinem Krieger zu.
„Das wagt er nicht ...“Verzweifelt wandte Ross sich zu dem Kind. Er wusste, dass keiner seiner Begleiter es rechtzeitig erreichen konnte. Aber Megan hatte Kieran bereits an sich gerissen und hinkte zu ihrem Mann, leichenblass vor Anstrengung und Angst, dicht gefolgt vom erbosten Wächter.
Sie würde es nicht schaffen. Großer Gott, sie kam nicht schnell genug voran. Ross stürmte ihr entgegen, ebenso wie der fluchende Comyn. Ehe einer von beiden bei ihr ankam, gab ihr krankes Bein nach, sie stolperte und stürzte, und um Kieran den Aufprall zu ersparen, landete sie auf dem Rücken.
Triumphierend zog der Wächter einen Dolch aus seinem Stiefelschaft und hielt ihn an ihre Kehle. „Keine Bewegung! “
Ross’ Mund wurde trocken, sein Herz schlug wie rasend. Er blieb stehen und senkte sein Schwert. „Gebt auf, Comyn, meine Männer haben Euren Trupp umzingelt! “, rief er, obwohl er wusste, wie sinnlos sein Befehl war.
Lachend warf Comyn den Kopf in den Nacken, trat neben seinen Mann und nahm ihm den Dolch aus der
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