Das Herz des Loewen
hat.“
„Ein schwacher Trost! Durch meine Schuld sitzt Megan jetzt dort oben gefangen.“ Ross holte tief Atem. „Aber meine Reue wird nichts ändern. “ Entschlossen straffte er die Schultern und schob sein Schwert in die Scheide. „Kommt! Wir reiten! “ Er rannte zu den Pferden, gefolgt von Owain.
„Aber - wir dürfen Mistress Megan und Kieran nicht allein lassen!“
„Hier können wir ohnehin nichts unternehmen.“
Die verschwenderische Ausstattung von Shurr More drohte Megan zu ersticken. Sie ertrug es nicht, die schönen Gobelins an den Wänden des Turmgemaches zu betrachten, in dem Comyn sie vor einer Stunde eingesperrt hatte, auf einem der reichgeschnitzten Stühle vor dem Kamin zu sitzen, oder auf dem großen Bett unter dem kostbaren Baldachin zu liegen. Alles blutbefleckte Piratenbeute ...
Und so wanderte sie auf und ab. Ein dicker Teppich verschluckte ihre Schritte. Sie trug immer noch die Stiefel, die
Tante Brita ihr vor knapp vierundzwanzig Stunden gegeben hatte. Die Bewegung verhinderte einen Krampf in ihrem linken Bein, konnte sie aber nicht von der kalten Angst befreien.
Sie war allein, denn Ross und seine Krieger waren davongeritten, hatten sie Comyn ausgeliefert, auf Gedeih und Verderb. Stöhnend presste sie ihre Stirn an die kühle Fensterscheibe - sogar in Edinburgh eine Rarität, die ein Vermögen kosten musste. Aber daran dachte Megan jetzt nicht. Bis vor wenigen Stunden hatte der Mann dort unten gestanden, den sie von ganzem Herzen liebte. Der Mann, der behauptet hatte, ihre Gefühle zu erwidern ... Und nun überließ er sie ihrem Schicksal.
Ein Schlüssel klirrte im Schloss, und sie drehte sich erschrocken um. Comyn trat ein, begleitet von der Dienerin, die ihr vorhin Waschwasser, Windeln und Gerstenbrei für Kieran gebracht hatte. Trockengelegt und gesättigt, war das Baby auf dem breiten Bett eingeschlafen. Für ihr gutes Werk hatte die arme Frau bitter büßen müssen.
„Sicher bemerkst du ihr blaues Auge und die gespaltene Lippe, Megan“, höhnte Comyn. „Sollte sie meine Befehle noch einmal missachten und dir helfen, das Balg zu verhätscheln, werde ich sie noch schlimmer zurichten. “
„Wenn du das Kind hungern lässt, wird es nicht lange leben“, erwiderte Megan. „Tut mit leid“, sagte sie zu der Dienerin, die ihrem Blick auswich, ein Tablett auf den Eichentisch stellte und die Flucht ergriff.
„Natürlich soll der kleine Bastard leben, aber nicht allzu komfortabel.“ Comyn schlenderte umher, berührte einen silbernen Kerzenleuchter und die Samtvorhänge. Schließlich blieb er neben dem Bett stehen und starrte das schlafende Kind an. Wut verzerrte seine Miene, und Megan eilte zu ihm, um ihren Schützling notfalls zu retten.
Eine schallende Ohrfeige brachte sie aus dem Gleichgewicht, warf sie gegen einen Bettpfosten. „Carmichaels Bastard verdient kein behagliches Leben!“, fauchte Comyn. „Dieses Bett hier war für Siusan bestimmt, er soll nicht drin liegen. Pass auf, dass ich ihn weder sehe noch höre, sonst werfe ich ihn die Treppe runter.“ Nachdenklich strich er über die Bartstoppeln auf seinem Kinn. „Ein verkrüppelter Sklave wäre zwar etwas tollpatschig, aber amüsant zu beobachten, wenn er herumhumpelt - so wie du.“
Megan ignorierte den grausamen Spott. „Wo soll er schlafen?“
„In der Küche, in einem Korb, wie ein Hund. Und wenn er alt genug ist, wird er mit den Kötern unter meinem Tisch um die Brosamen kämpfen. “
„Aber - er wird verhungern ... “
„Oh nein, ich bin ja auch am Leben geblieben, mit Hilfe der paar Bissen, die dein Vater mir vergönnt hat.“
„Papa nahm dich freundlich auf“, entgegnete sie empört, „wies dir einen Platz an seiner Tafel zu und liebte dich wie einen eigenen Sohn. Und wie hast du ihm die Güte gedankt?“ „Um zu überleben, musste ich tun, was nötig war. Eammon war ein Feigling. Er weigerte sich, die MacKays zu bestrafen, die mein Erbe gestohlen hatten. Und er wollte sich nicht an meinen profitablen Geschäften beteiligen. Stattdessen schenkte er mir diesen armseligen Turm, den ich zu einem wunderbaren Schloss ausbaute - eines Königs würdig.“ „Bezahlt mit dem Blut der Schiffsbesatzungen, die deine Piraten ertränkt haben ... “
„Das kümmert mich nicht. Bald werde ich zurückerobern, was die MacKays mir geraubt haben, und mein Reich regieren. “
„Dein Reich? Du hast nur ein paar Söldner.“
„Aber genug Geld, um ein Heer zu kaufen, das mein Erbe erkämpfen wird - und
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