Das Herz des Loewen
Und Chrissy sagt...“
„Ah, Chrissy!“ Spöttisch hob Ross die Brauen. „Habt Ihr Euch in die blonde Witwe vergafft? Oder meint Ihr’s etwa ernst?“
„Nein. Wie Ihr wisst, kann ich erst heiraten, wenn ich mich an den Dolgollens gerächt und das Landgut meiner Familie zurückerobert habe.“
„Ihr denkt an eine Ehe, Owain?“
„Das darf ich nicht, obwohl keine Waliserin süßer sein könnte als Chrissy.“ In der Tat, ein hohes Lob ... „Ich habe sie genauso schnell liebgewonnen wie Ihr Eure Megan.“
„Aber ich liebe Megan nicht.“ Ross erschauerte, als diese Lüge auf seinem Gewissen lastete. „Um meinen Clan zu retten, bin ich gezwungen, sie zu heiraten. Und ich versuche, das Beste daraus zu machen.“
So leicht ließ Owain sich nicht zum Narren halten. „Es freut
mich, dass Ihr Euch wieder für eine Frau interessiert. Nach Rhiannons Verrat dachte ich „Lust. Mehr kann es niemals sein.“
„Nun, wenn Ihr Euch das einredet ...“ Owains Miene verdüsterte sich, als er in seine eigene unglückselige Vergangenheit zurückblickte. „Nach dem Tod meiner Ellen wollte ich nie wieder lieben.“ Plötzlich lächelte er. „Aber diese Sutherland-Frauen wissen genau, wie man sich in ein Männerherz schleicht.“
„Owain!“, rief Ross und traute seinen Ohren nicht. „Bedenkt doch, was Lion widerfahren ist - und uns, seit wir hier ankamen! Zwei Mordanschläge auf mich, in zwei Tagen!“ „Und Eure Braut hat Euch beide Male gerettet“, entgegnete der Waliser grinsend. „Sie besitzt den Mut einer Kriegerin -einer Löwin.“
„Aber sie ist eigensinnig, ungestüm und unberechenbar wie der Wind. Sicher wird sie mir das Leben zur Hölle machen.“ Oder mich in den Himmel entführen ... Nein. Hastig verdrängte er diesen verräterischen Gedanken. „Und sie kann nur unglücklich werden. Der Hass meines Vaters wird ihre Seele zerstören.“
„Ihr liebt sie, sonst wären Euch ihre Gefühle gleichgültig.“ „Nein, ich bin ihr nur dankbar, weil sie mir das Leben gerettet hat! Zweimal!“ Ross schrie beinahe.
„Nur ein Dummkopf belügt sich selbst“, erwiderte Owain in sanftem Ton. „Bitte, verschließt Euer Herz nicht, nur weil Ihr von Rhiannon verraten wurdet. Diese Frau war böse, aber Mistress Megan ist ... “
„... ein Engel“, spottete Ross.
Eine Stimme, die keineswegs überirdisch klang, rief gebieterisch: „Ross Carmichael!“ Ehe er kehrtmachen und fliehen konnte, trat Megan aus dem Dunkel. Die Hände in die Hüften gestemmt, fragte sie empört: „Was treibst du hier?“ Zornig funkelten ihre Augen im Fackelschein.
Wie schön sie ist, war sein erster Gedanke, dann besiegte die Vernunft alle Gefühle. Sobald er sich nur die kleinste Schwäche gestattete, wäre er verloren. „Ich muss mich erleichtern. “
„Du solltest dich beeilen, sonst wird das Essen kalt.“
Sofort rebellierte Ross’ misshandelter Magen. „Ich bin nicht hungrig.“
„Eigensinniger Mann! Du musst dich stärken. Der Haferbrei, den ich für dich gekocht habe, und ein bisschen Brot werden dir nicht schwer im Magen liegen. Andrew stand neben mir in der Küche, als ich deine Mahlzeit zubereitete, und schaute mir genau auf die Finger. Also musst du nicht befürchten, dass dein Essen mit Gift gewürzt ist.“
„Wie konnte Andrew eine solche Gefahr vermuten, nach allem, was du getan hast, um mein Leben zu retten?“
„Offenbar teilt er das Vertrauen nicht, das du erfreulicherweise in mich setzt. Jetzt bewacht er den Imbiss in deinem Gemach. Also solltest du zusehen, dass du möglichst schnell wieder in deine Kammer zurückkehrst.“
Das Blut stieg ihm in die Wangen. Verdammt, nie zuvor hatte ihn eine Frau erröten lassen „Davey, bleibt bei Mistress Megan! “, befahl er. Sie ist eher eine Teufelin als ein Engel, dachte er, während er weiterging, dicht gefolgt von Owain. Und wenn kein Wunder geschah, würde er diese Teufelin, die er begehrte, aber nicht lieben konnte, am nächsten Tag heiraten und Curthill verlassen. Und der Schleier des dunklen Geheimnisses, der den Tod seines Bruders umgab, war noch immer nicht gelüftet.
Kurz vor Mitternacht verließ Comyn die Burg Curthill durch die Seitenpforte. Die aufgewühlte See brodelte wie ein Hexenkessel, schwarze Wolkenfetzen rasten vor dem bleichen Mond dahin.
Im schwachen Silberlicht stieg Comyn den steinigen Pfad zum Strand hinab. Eine dunkle Gestalt glitt aus den Schatten zwischen den Felsen. „Wird auch Zeit“, knurrte Douglas.
„Carmichaels
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